Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2019/20

Verzögerungen durch die Pandemie – Ausbildungsmarkt bietet aber noch immer gute Chancen

win­ter­berg-total­lo­kal : „Unse­re jähr­li­che Aus­bil­dungs­markt­bi­lanz fällt die­ses mal anders aus als gewohnt. Durch den pan­de­mie­be­ding­ten Lock­down im ers­ten Quar­tal die­ses Jah­res hat sich das Aus­bil­dungs­ge­sche­hen rund acht Wochen nach hin­ten ver­scho­ben. Das bedeu­tet, dass es sich bei den jet­zi­gen Zah­len noch um ein vor­läu­fi­ges Ergeb­nis han­delt. Die Ent­wick­lun­gen in den kom­men­den Wochen blei­ben her­aus­for­dernd“, erklärt Oli­ver Schma­le, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung der Agen­tur für Arbeit Mesche­de-Soest, die aktu­el­len Zah­len. Gemein­sam zie­hen die Spit­zen­ver­tre­ter der Part­ner des Aus­bil­dungs­kon­sen­ses Bilanz zum Aus­bil­dungs­jahr 2019/2020.

„Wie schon in den letz­ten Jah­ren gibt es auch im Aus­bil­dungs­jahr 2019/20 mehr Aus­bil­dungs­stel­len als Bewer­ber“, bilan­ziert Oli­ver Schma­le. In die­sem Aus­bil­dungs­jahr waren bei der Arbeits­agen­tur ins­ge­samt 3.289 jun­ge Men­schen als Bewer­ber gemel­det. 380 weni­ger als im letz­ten Jahr. Auch die Zahl der gemel­de­ten Stel­len ist gesun­ken. Arbeit­ge­ber haben in bei­den Krei­sen ins­ge­samt 4.505 Stel­len gemel­det, 22 Stel­len weni­ger als im Vor­jahr. „Die Betrie­be in unse­rer Regi­on zeich­net beson­ders aus, dass sie sich, trotz die­ser schwie­ri­gen Lage, ihrer Ver­ant­wor­tung bewusst sind und wei­ter­hin auf hohem Niveau aus­bil­den wol­len“, ergänzt Schmale.

Ende Sep­tem­ber waren im Agen­tur­be­zirk noch 384 Aus­bil­dungs­stel­len frei, 108 weni­ger als im letz­ten Jahr. Gleich­zei­tig waren noch 192 jun­ge Men­schen ohne Aus­bil­dungs­platz, nur 8 mehr als im letz­ten Jahr. Rein rech­ne­risch kom­men so zwei offe­ne Stel­len auf einen unver­sorg­ten Bewer­ber. Die Aus­bil­dungs­chan­cen sind also für alle noch suchen­den Bewer­be­rin­nen und Bewer­ber für den aktu­el­len Aus­bil­dungs­be­ginn wei­ter­hin aussichtsreich.

Durch die Ver­schie­bung im Früh­jahr geht der Aus­bil­dungs­markt in die Ver­län­ge­rung. „Die Kam­mern tra­gen Aus­bil­dungs­ver­hält­nis­se noch bis in den Janu­ar nächs­ten Jah­res ein und Arbeit­ge­ber mel­den noch freie Stel­len, es gibt also noch vie­le Mög­lich­kei­ten für bei­de Sei­ten. Ich möch­te an die jun­gen Men­schen appel­lie­ren, die­se Chan­cen zu nut­zen. Unse­re Berufs­be­ra­tung hilft bei der Ori­en­tie­rung und bei der Suche nach einem Aus­bil­dungs­platz, mitt­ler­wei­le auch über Videokommunikation.“

Nur sehr sel­ten fin­de man im Land eine solch inten­si­ve Koope­ra­ti­on der Part­ner im regio­na­len Aus­bil­dungs­kon­sens mit dem Ziel, mehr jun­gen Men­schen die Mög­lich­kei­ten einer beruf­li­chen Aus­bil­dung als Kar­rie­re­ein­stieg auf­zu­zei­gen. „Eine gute Part­ner­schaft im Aus­bil­dungs­kon­sens beweist sich gera­de in schwie­ri­gen Zei­ten, wie der Coro­na-Pan­de­mie. Alle Betei­lig­ten wol­len die letz­ten Wochen des Jah­res in einer kon­zer­tier­ten Anstren­gung nut­zen, um mög­lichst vie­len unver­sorg­ten Jugend­li­chen noch einen sofor­ti­gen Aus­bil­dungs­start zu eröff­nen. Aber wir wol­len auch noch ande­re Jugend­li­che errei­chen. Denen, die sich für einen wei­ter­füh­ren­den Schul­be­such ent­schie­den haben, weil es mit dem Aus­bil­dungs­be­ginn bis­her nicht geklappt hat, sagen wir : Es bestehen auch jetzt noch immer gute Chan­cen für den Ein­stieg. Neh­men Sie Kon­takt mit uns auf, gemein­sam wer­ben wir mit „kar­rie­re-hier“ inten­siv für die Chan­cen unse­rer Regi­on und auch die der beruf­li­chen Bil­dung“, sagt der Experte.

Die Krei­se im Überblick :

Im Hoch­sauer­land­kreis ist die Zahl der Bewer­ber im Aus­bil­dungs­jahr 2019/2020 um 173 Bewer­ber auf 1.859 gesun­ken. Die Betrie­be mel­de­ten mit 2.382 Aus­bil­dungs­stel­len 91 mehr als im letz­ten Jahr. Noch unbe­setzt sind 224 Stel­len, unver­sorgt sind 90 Bewer­ber. Damit ste­hen rech­ne­risch jedem unver­sorg­ten Bewer­ber 2,49 freie Aus­bil­dungs­stel­len zur Verfügung.

Im Kreis Soest konn­ten im abge­lau­fen Aus­bil­dungs­jahr 1.430 Bewer­ber aus 2.123 Aus­bil­dungs­stel­len aus­wäh­len. Die Berufs­be­ra­ter der Arbeits­agen­tur haben 207 Bewer­ber weni­ger bera­ten als im letz­ten Jahr, die Zahl der Aus­bil­dungs­stel­len ist um 113 gesun­ken. Noch unbe­setzt sind 160 Stel­len, unver­sorgt sind 102 Bewer­ber. Damit ste­hen im Kreis­ge­biet jedem unver­sorg­ten Bewer­ber 1,57 freie Aus­bil­dungs­stel­len zur Verfügung.

Das Resü­mee der Aus­bil­dungs­markt­part­ner sieht fol­gen­der­ma­ßen aus :

Dr. Ilo­na Lan­ge, Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin der Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Arns­berg, Hell­weg-Sau­er­land : „In die­sen her­aus­for­dern­den Zei­ten kön­nen wir uns über einen robus­ten und zukunfts­si­che­ren Aus­bil­dungs­markt freu­en, der Bewer­bern sehr gute Per­spek­ti­ven bie­tet. Die Unter­neh­men wis­sen, dass ihnen jun­ge Men­schen, die auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie nicht aus­ge­bil­det wer­den, spä­ter als Fach­kräf­te feh­len. Wir sind die Regi­on in NRW, die deut­lich mehr Aus­bil­dungs­plät­ze als Bewer­ber hat. Mit nur 9,8 Pro­zent Rück­gang bei den ein­ge­tra­ge­nen Aus­bil­dungs­ver­hält­nis­sen ste­hen wir im NRW-Ver­gleich sehr gut da.“

Jetzt heißt es : Bewer­ber mit Betrie­ben auf dem Aus­bil­dungs­markt best­mög­lich zusam­men zu brin­gen. Unse­re Bot­schaft lau­tet : „Ihr wer­det gesucht und gebraucht. Mit einer dua­len Berufs­aus­bil­dung habt ihr die Chan­ce, einen wich­ti­gen Grund­stein für eure beruf­li­che Zukunft zu legen : pra­xis­nah und zukunftsfähig.“

Denn eines ist klar : Eine beruf­li­che Aus­bil­dung und eine mög­li­che anschlie­ßen­de Wei­ter­qua­li­fi­zie­rung ste­hen in unse­rer Regi­on für her­vor­ra­gen­de Kar­rie­ren. Abitur und Stu­di­um allein sind kei­ne Garan­ten für beruf­li­chen Erfolg.

Wir bie­ten sowohl jun­gen Men­schen als auch Unter­neh­men Unter­stüt­zung an : Die IHK Azu­bi-Fin­der bera­ten seit 10 Jah­ren zu Kar­rie­re­we­ge und ver­mit­teln direkt freie Aus­bil­dungs­plät­ze. Schü­ler und Eltern kön­nen sich über eine Tele­fon­hot­line 02931 878 300 mel­den. Zusätz­lich ste­hen auf www​.azu​bi​-fin​der​.de wei­te­re digi­ta­le Kon­takt­op­tio­nen (Video­chat, Whats­App, Live­chat) zur Ver­fü­gung. Die­ses Bera­tungs- und Unter­stüt­zungs­an­ge­bot gilt auch für IHK-Mit­glieds­be­trie­be, die freie Aus­bil­dungs­plät­ze beset­zen oder im Aus­bil­dungs­mar­ke­ting sicht­ba­rer wer­den möchten.

Mein­olf Nie­mand, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer Süd­west­fa­len, fasst die Fak­ten für das Hand­werk im HSK zusammen 

Trotz des deut­li­chen wirt­schaft­li­chen Ein­bruchs sind hand­werk­li­che Aus­bil­dungs­plät­ze noch immer in vie­len Gewer­ken im Hoch­sauer­land­kreis unbe­setzt. „Die Betrie­be wis­sen um den wei­ter­hin hohen Fach­kräf­te­be­darf und haben dabei auch die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung im Blick, die dem Berufs­nach­wuchs her­vor­ra­gen­de Chan­cen für eine siche­re Kar­rie­re im Hand­werk eröff­net“, betont er, mit Blick auf die noch unbe­setz­ten Lehr­stel­len. „Allen ist zudem klar, dass ein schnel­ler und nach­hal­ti­ger Auf­schwung nach der Coro­na-Pan­de­mie nur mit qua­li­fi­zier­ten Mitarbeiter*innen mög­lich ist.“ Pro­ble­ma­tisch sei es aber, dass noch immer vie­le Aus­bil­dungs­platz­su­chen­de den gewerb­lich-hand­werk­li­chen Bereich nicht in Betracht zögen. „Aus Erfah­rung wis­sen wir, dass eine Aus­bil­dung im Hand­werk die bes­te Gewähr für eine erfolg­rei­che Berufs­kar­rie­re ist und die bes­te Ver­si­che­rung gegen Arbeits­lo­sig­keit. Mit unse­rem zehn­köp­fi­gen ‚Team Fach­kräf­te­si­che­rung‘ (Tel. 02931/877 164) bie­ten wir neben dem www​.lehr​stel​len​-radar​.de allen Jugend­li­chen, den Eltern und auch den Schu­len ein brei­tes per­sön­li­ches Bera­tungs­an­ge­bot an.“

Det­lef Schön­ber­ger, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Kreis­hand­wer­ker­schaft Hell­weg-Lip­pe, erklärt die Zah­len für den Kreis Soest so :

„Die Zahl der im Kreis Soest neu abge­schlos­se­nen Aus­bil­dungs­ver­hält­nis­se im Hand­werk sank um 18,7 Pro­zent (Stich­tag 31.10.2020). Auch auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne ist ein deut­li­cher Rück­gang bei den Aus­bil­dungs­ver­trä­gen fest­zu­stel­len.“ Ins­be­son­de­re bei den Dach­de­ckern, Kfz-Mecha­tro­ni­kern, Land- und Bau­ma­schi­nen­me­cha­tro­ni­kern, Elek­tro­ni­kern, Maler und Lackie­rern, Metall­bau­ern sowie Tisch­lern wur­den weni­ger Ver­trä­ge abge­schlos­sen. Gering­fü­gig zule­gen konn­ten dage­gen die Fein­werk­me­cha­ni­ker, Fliesen‑, Plat­ten- und Mosa­i­k­le­ger, Mau­rer, Zim­me­rer und die Fach­ver­käu­fer im Lebens­mit­tel­hand­werk. „Prak­ti­ka, beglei­te­te Betriebs­be­su­che, die Traum­be­ru­fe-Kam­pa­gne im Hand­werk und wei­te­re Akti­vi­tä­ten, die das Hand­werk erleb­bar machen, konn­ten coro­nabe­dingt nur sehr ein­ge­schränkt oder gar nicht durch­ge­führt wer­den. Vie­le Jugend­li­che sind in eine regel­rech­te „Coro­na­star­re“ gefal­len.“ Wäh­rend sich die Aus­bil­dungs­si­tua­ti­on im Hand­werk zunächst noch recht sta­bil zeig­te, erhiel­ten die Betrie­be im wei­te­ren Ver­lauf der Pan­de­mie kaum noch Bewer­bun­gen und die Kon­takt­auf­nah­men bra­chen ab.

Die Suche der Unter­neh­men nach hand­werk­lich inter­es­sier­ten Aus­zu­bil­den­den läuft jedoch wei­ter­hin auf Hoch­tou­ren. Vie­le Men­schen haben die Dienst­leis­tun­gen der Hand­werks­be­trie­be in die­ser Zeit wie­der beson­ders zu schät­zen gelernt, so dass die Auf­trags­la­ge gut ist und den Unter­neh­men jun­ge Nach­wuchs­kräf­te feh­len. Wer gera­de jetzt mit einer zukunfts­fes­ten Aus­bil­dung oder einem Prak­ti­kum im Hand­werk star­ten will, muss sich nur mel­den :  Diet­mar Ste­mann, Aus­bil­dungs-Coach der Kreis­hand­wer­ker­schaft Hell­weg-Lip­pe, Tel.: 02921 892–226, E‑Mail : stemann@​kh-​hl.​de

Quel­le : Agen­tur für Arbeit Meschede-Soest

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