Kreise fordern rechtliche Nachbesserungen und Finanzhilfen des Landes

Um das Corona-Virus weiter eindämmen und den Auswirkungen der Pandemie entgegentreten zu können, benö-tigen die Kommunen Rechtssicherheit und finanzielle Hilfen.

win­ter­berg-total­lo­kal : Der Land­kreis­tag NRW begrüßt das Han­deln der Lan­des­re­gie­rung, um die Coro­na-Pan­de­mie schnell und kon­se­quent bewäl­ti­gen zu kön­nen. „Die aktu­el­le Situa­ti­on erfor­dert außer­ge­wöhn­li­che Maß­nah­men. Eine rasche Anpas­sung von Lan­des­ge­set­zen an die ver­gan­ge­ne Woche be-schlos­se­nen Ände­run­gen im Bun­des­recht sind wich­tig, um die Hand-lungs­fä­hig­keit der Behör­den zu sichern und die Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus wei­ter ein­zu­däm­men“, sagt der Prä­si­dent des Land­kreis-tags NRW, Land­rat Tho­mas Hen­de­le (Kreis Mett­mann), zum Geset­zent-wurf zur Bewäl­ti­gung der COVI­D19-Pan­de­mie in NRW, der am 01.04.2020 in den Land­tag ein­ge­bracht wer­den soll. Zugleich ermahnt er das Land, die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de eng in die Entsch­ei-dungs­pro­zes­se bei der Bekämp­fung der Pan­de­mie einzubeziehen.

Auch die Räte und Kreis­ta­ge müs­sen in die­ser schwie­ri­gen Situa­ti­on hand­lungs­fä­hig blei­ben. Daher bewer­tet Hen­de­le grund­sätz­lich posi­tiv, dass den kom­mu­na­len Ver­tre­tun­gen zusätz­li­che Optio­nen eröff­net wer-den sol­len, um auch in Zei­ten einer all­ge­mei­nen Kon­takt­be­schrän­kung not­wen­di­ge Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Den hier­zu unter­brei­te­ten Vor-schlag der Lan­des­re­gie­rung zur Beschluss­fas­sung im Rah­men eines Umlauf­ver­fah­rens sieht Hen­de­le aller­dings skep­tisch : „Mit dem Dring-lich­keits­ver­fah­ren haben wir bereits im gel­ten­dem Recht ein Instru-ment, um kurz­fris­tig Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Das vor­ge­se­he­ne Um-lauf­ver­fah­ren bie­tet kei­nen Mehr­wert und ist zudem intrans­pa­rent“, be-tont Hen­de­le. Um aus­nahms­wei­se im Kata­stro­phen­fall unter Ein­be­zie-hung der Kreis­tags­mit­glie­der rasche Ent­schei­dun­gen tref­fen zu kön­nen, müss­ten viel­mehr die Befug­nis­se des Kreis­aus­schus­ses gestärkt wer-den : „Kom­mu­na­le Demo­kra­tie kann und muss im Not­fall hand­lungs­fä-hig, aber auch nach­voll­zieh­bar blei­ben“, erklärt Hen­de­le. Der Kreis­aus-schuss als deut­lich klei­ne­res Gre­mi­um wah­re die Mehr­heits­ver­hält­nis­se des Kreis­ta­ges, aber auch das Öffent­lich­keits­prin­zip und den kon­struk-tiven Aus­tausch in den kom­mu­na­len Vertretungen.

Auch die finan­zi­el­len Fol­gen der Coro­na-Kri­se für die Kom­mu­nen dürf-ten nicht außer Acht gelas­sen wer­den : „Wir gehen von erheb­li­chen fi-nan­zi­el­len Belas­tun­gen aus, die wir bis zum Ende der Pan­de­mie nicht allei­ne stem­men kön­nen“, warnt Hen­de­le und bekräf­tigt die For­de­rung der NRW-Krei­se nach einem kom­mu­na­len Rettungsschirm.

Zur Bewäl­ti­gung der Coro­na-Pan­de­mie mobi­li­sie­ren die Krei­se der­zeit zusätz­li­che Mit­tel für ihre Kri­sen­stä­be, Gesund­heits­äm­ter und Kran­ken-häu­ser. Sie über­neh­men aber auch antei­lig Kita-Eltern­bei­trä­ge sowie stei­gen­de Sozi­al­las­ten auf­grund der wirt­schaft­li­chen Fol­gen von Coro­na und stüt­zen zudem Leis­tungs­er­brin­ger aus ver­schie­de­nen Berei­chen, die die Hilfs­pro­gram­me des Bun­des nicht in Anspruch neh­men kön­nen – dar­un­ter Schü­ler­er­satz­ver­keh­re, Kul­tur­ein­rich­tun­gen, Wirt­schafts­för-derung oder Quar­tier­ent­wick­lung, aber auch regio­na­le Flug­hä­fen. „Wenn wir die­se Struk­tu­ren der Daseins­vor­sor­ge nicht auf­recht­erhal-ten, wer­den sie ersatz­los weg­bre­chen. Ein Wie­der­auf­bau die­ser Struk-turen nach der Kri­se kos­tet dann ein Mehr­fa­ches“, warnt Hen­de­le. Die Krei­se könn­ten all die­se Mehr­be­las­tun­gen aber nicht allei­ne stem­men. „Um eine Über­for­de­rung der kom­mu­na­len Haus­hal­te zu ver­hin­dern, muss das Land einen Ret­tungs­schirm für die Kom­mu­nal­fi­nan­zen auf den Weg bringen.“

Mit Blick auf die Ände­run­gen der all­ge­mei­nen Zustän­dig­kei­ten im Rah-men des Infek­ti­ons­schutz­ge­set­zes sagt Hen­de­le : „Die neu­en über­ört­li-chen Kom­pe­ten­zen sind ledig­lich im Worst-Case-Sze­na­rio und als letz-tes Mit­tel trag­bar.“ Auch in einer sol­chen Situa­ti­on dürf­ten aber die tat-säch­li­chen per­so­nel­len und sach­li­chen Kapa­zi­tä­ten der Gesund­heits­äm-ter, aber auch der Kran­ken­häu­ser nicht über­for­dert wer­den. Der Ver-hält­nis­mä­ßig­keits­grund­satz sei stets zu beach­ten. Dar­über hin­aus müs­se das Land finan­zi­el­le Nach­tei­le durch Anord­nun­gen voll­um­fäng-lich ausgleichen.

„Kri­sen­stä­be, Kli­ni­ken, Ärz­te und Pfle­ge­per­so­nal, aber auch vie­le ande­re Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in Berei­chen der kri­ti­schen Infra­struk-tur leis­ten zur­zeit her­aus­ra­gen­de Arbeit. Dafür gebührt ihnen unser al-ler Dank und Respekt.“

Der Land­kreis­tag Nord­rhein-West­fa­len (LKT NRW) ist der kom­mu­na­le Spit­zen­ver­band der 31 Krei­se des Lan­des mit rund 11 Mil­lio­nen Einwohnern.

 

Quel­le : Hei­ke Schütz­mann – Land­kreis­tag Nordrhein-Westfalen

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