Einer der drei schlechtesten Winter seit Jahrtausendwende

Null bis 93 Saisontage pro Skigebiet – negative wirtschaftliche Effekte für alle

win­ter­berg-total­lo­kal : Ein wirt­schaft­lich schlech­ter Win­ter, dem im März das Coro­na-Virus Ende gesetzt hat, hat die Win­ter­sport-Are­na Sau­er­land hin­ter sich gebracht. Zwi­schen Mit­te Dezem­ber und Mit­te März haben die Ski­ge­bie­te an 0 und 93 Tagen ihre Lif­te lau­fen las­sen kön­nen. Trotz die­ser gro­ßen Band­brei­te : Posi­ti­ve wirt­schaft­li­che Effek­te hat nie­mand aus die­ser Zeit her­lei­ten kön­nen. Rund 300.000 Win­ter­gäs­te besuch­ten die Regi­on. In einem durch­schnitt­li­chen Win­ter sind es um die 800.000.

Die Lif­te

Gemes­sen am Wet­ter war der zurück­lie­gen­de Win­ter einer der drei schlech­tes­ten der letz­ten 20 Jah­re. 2006/2007 sowie 2013/2014 waren ähn­lich mild und schnee­arm. Wäh­rend die­se auf 40 bezie­hungs­wei­se 85 Ski­ta­ge kamen, lag die maxi­ma­le Zahl der Betriebs­ta­ge im zurück­lie­gen­den Win­ter bei 93 – aller­dings nur im größ­ten Ski­ge­biet der Regi­on. Die­se Zahl darf nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass ein gro­ßer Teil der Ski­ge­biet sogar kom­plett leer aus­ging. In den Hoch­la­gen kamen die Ski­ge­bie­te auf durch­schnitt­lich 30, in den mitt­le­ren Lagen auf null bis fünf Tage.

Skiliftkarussell Winterberg
Ski­lift­ka­rus­sell Win­ter­berg Ski­lift­ka­rus­sell Winterberg

Am 14. Dezem­ber lie­fen die ers­ten Lif­te, am 15. März war der letz­ten Tag der Sai­son. Der Sai­son­hö­he­punkt waren knapp 70 Lift­an­la­gen in 14 Ski­ge­bie­ten an den bei­den letz­ten Febru­ar­ta­gen. Schon am 1. März waren es nur noch 20. Nur ein ein­zi­ges Ski­ge­biet hat es geschafft, von Dezem­ber bis März durch­ge­hend zu öff­nen, wenn auch oft­mals nur mit weni­gen befahr­ba­ren Pis­ten. Dies war nur mög­lich mit hohem Auf­wand und dank fort­schrei­ten­der tech­ni­scher Beschneiung.

Eine aus­sa­ge­kräf­ti­ge­re Kenn­zahl als die Sai­son­ta­ge ist die Gesamt­zahl der Betriebs­ta­ge aller Lift­an­la­gen über die Sai­son hin­weg. Denn kenn­zeich­nend war das über wei­te Zeit­räu­me hin­weg schma­le Ange­bot. In durch­schnitt­li­chen Win­tern liegt die­se bei 5.000. In den zurück­lie­gen­den Mona­ten kamen alle Lif­te zusam­men auf 1.742 Tage.

Obwohl es zu die­sem Zeit­punkt noch kei­ne behörd­li­chen Anord­nun­gen gab, haben sich die Lift­be­trei­ber im Ski­lift­ka­rus­sell Win­ter­berg früh­zei­tig ent­schie­den, die Sai­son auf­grund der sich abzeich­nen­den Coro­na­vi­rus-Pro­ble­ma­tik zum 15. März zu been­den. Die gute Schnee­auf­la­ge und das kal­te und son­ni­ge Wet­ter hät­ten es mög­lich gemacht, in den Oster­fe­ri­en noch ein klei­nes Win­ter­sport­an­ge­bot bereit­zu­hal­ten. Dies hät­te die Sai­son­bi­lanz nicht im Wesent­li­chen ver­än­dert, doch auf­grund der Schlie­ßung konn­ten die­se Poten­tia­le nicht genutzt werden.

Die Loi­pen

Da der nor­di­sche Win­ter­sport weit­ge­hend ohne Beschnei­ung aus­kom­men muss, war das Loi­pen­an­ge­bot beson­ders klein. Allein das Ski­lang­lauf­zen­trum West­feld mit sei­nem beschnei­ten Snow­park kam auf 35 Tage. Dort stan­den in die­ser Zeit 2,5 bis sechs Kilo­me­ter zur Ver­fü­gung. Alle ande­ren Ski­ge­bie­te muss­ten auf genug Natur­schnee war­ten. Min­des­tens 20 Zen­ti­me­ter brau­chen sie, um eine Loi­pe spu­ren zu kön­nen. Dies war nur an sie­ben Tagen der Fall. Auf­grund des  sehr wech­sel­haf­ten Wet­ters war der Schnee meist nach ein oder zwei Tagen wie­der ver­schwun­den. So haben vie­le Loi­pen­ver­ei­ne ent­schie­den, den Auf­wand für so kur­ze Zeit nicht zu betrei­ben. So kamen fünf Loi­penski­ge­bie­te auf zwei bis drei Sai­son­ta­ge, der Rest auf null Tage.

Eine noch aus­sa­ge­kräf­ti­ge­re Zahl sind Gesamt­ki­lo­me­ter aller gespur­ten Loi­pen über die Sai­son hin­weg. In einem durch­schnitt­li­chen Win­ter liegt sie bei etwa die 10.000. In der zurück­lie­gen­den Sai­son kamen alle Loi­penski­ge­bie­te zusam­men auf 225 km.

Die Win­ter­wan­de­rer

Um den Win­ter in vol­len Zügen genie­ßen zu kön­nen, rei­chen den Win­ter­wan­de­rern schon weni­ge Zen­ti­me­ter Schnee oder eine mit Rau­reif über­zo­ge­ne Land­schaft. Ins­ge­samt gab es 70 Tage mit zumin­dest leicht über­zu­cker­ter Land­schaft. Aller­dings nur in den höchs­ten Lagen. Schon auf 600 Meter waren es nur noch 40 Tage. Zudem waren die­se Abschnit­te meist nur kurz, fie­len oft­mals in die Woche und waren nicht sel­ten durch Sturm getrübt. Nur wer sich spon­tan auf den Weg mach­te, konn­te an eini­gen Tagen schö­ne Win­ter­im­pres­sio­nen einfangen.

Skiliftkarussell Winterberg
Win­ter­wan­de­run­gen in Win­ter­berg Ski­lift­ka­rus­sell Winterberg

Die Events

Auch die Ver­an­stal­tun­gen stan­den unter kei­nem glück­li­chen Stern. Vie­le klei­ne­re Wett­kämp­fe und Aktio­nen muss­ten auf­grund von Schnee­man­gel abge­sagt wer­den. Bei den Even­thigh­lights konn­te ein­zig der Bob- und Ske­le­ton Welt­cup vom 3. bis 5. Janu­ar in der Veltins Eis­Are­na in Win­ter­berg ohne Ein­schrän­kun­gen durch­ge­führt wer­den. Das für den 7. bis 9. Febru­ar geplan­te Welt­cup-Ski­sprin­gen an der Wil­lin­ger Müh­len­kopfschan­ze konn­te nur bis Sams­tag statt­fin­den. Der Sonn­tag muss­te auf­grund von Sturm abge­sagt wer­den. Der Renn­ro­del Welt­cup vom 22. und 23. Febru­ar fand nach Pro­ble­men auf­grund von Sturm und mil­dem Wet­ter mit der Eis­schicht mit redu­zier­ter Sport­ler­schaar statt. Der für den 14. und 15. März geplan­te Snow­board Welt­cup schließ­lich kam auf­grund der bei mil­dem Wet­ter wei­chen Schnee­de­cke nicht zustan­de, sodass die­ses Event durch den inter­na­tio­na­len Ski­ver­band FIS abge­sagt wur­de. Wenn dies nicht erfolgt wäre hät­te das loka­le Orga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tee die Ver­an­stal­tung vor dem Hin­ter­grund der Emp­feh­lun­gen des Gesund­heits­am­tes im Zuge der auf­kom­men­den Coro­na-Kri­se als nicht durch­führ­bar erklärt.

Das Wet­ter

Die Sai­son 2019/2020 gehört zu den drei schlech­tes­ten drei Win­tern seit 20 Jah­ren. Sie ist ähn­lich schnee­arm 2006/2007 und eben­falls reich an Stür­men. Auch die Sai­son 2013/2014 war mild und schnee­arm. Die mitt­le­re Tem­pe­ra­tur von Dezem­ber bis Febru­ar lag in der aktu­el­len Sai­son bei 1,1 Grad, genau wie im „Kyrill-Win­ter“ und ähn­lich wie der Win­ter 1989/1990 mit 1,0 Grad.

Die maxi­ma­le Schnee­hö­he betrug im zurück­lie­gen­den Win­ter 34 Zen­ti­me­ter. An 97 Tagen gab es Frost, an 25 Tagen herrsch­te Dau­er­frost. Ursa­che war die fast durch­weg herr­schen­de, wech­sel­haf­te, meist nas­se und mil­de West­wet­ter­la­ge. Die typi­sche, kal­te Luft aus dem Nor­den oder Osten fehl­te fast kom­plett. In den weni­gen kal­ten Pha­sen waren die Nie­der­schlags­men­gen nicht aus­rei­chend, um star­ke Schnee­de­cken zu bil­den. Die wech­sel­haf­te Wet­ter­la­ge reich­te bis in den März hin­ein. In der zwei­ten März­hälf­te stell­te sich dann doch noch, eine win­ter­li­che Wet­ter­la­ge ein, wel­che im Janu­ar und Febru­ar ver­brei­tet für opti­ma­le Bedin­gun­gen gesorgt hät­te. Wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren bestä­tigt sich auch dies­mal, dass im März oft­mals die bes­ten Bedin­gun­gen der Sai­son vor­han­den sind. In die­sem Jahr ver­hin­der­te aller­dings die Coro­na-Pan­de­mie eine Wei­ter­füh­rung des Liftbetriebs.

 

Fotos : Ski­lift­ka­rus­sell Winterberg

Quel­le :  Susan­ne Schul­ten – Win­ter­sport­are­na Sauerland

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