Stichwort der Woche : Weltumwelttag

Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen

win­ter­berg-total­lo­kal : Schon gemerkt, heu­te ist Welt­um­welt­tag. Am 5. Juni 1972 fand die ers­te Umwelt­kon­fe­renz der Ver­ein­ten Natio­nen in Stock­holm statt. Seit­dem hat sich unser Umwelt­be­wusst­sein erst rich­tig ent­wi­ckelt. Wir sind heu­te ja so was von umwelt­be­wusst, dass alle davon pro­fi­tiert haben : die Wirt­schaft, die durch „Grü­nes Wachs­tum“ tol­le Umsät­ze macht, die Finanz­in­dus­trie, die inzwi­schen „Grü­ne Geld­an­la­gen“ anbie­tet, die Poli­tik, die von einer Umwelt­kon­fe­renz zur nächs­ten fliegt, diver­se Medi­en, die mit die­sem The­ma Auf­la­ge machen – nur nicht die Umwelt. Von 1972 bis heu­te hat sich der welt­wei­te CO2 Aus­stoß mehr als ver­dop­pelt, der Anteil von Plas­tik­ver­pa­ckun­gen sogar ver­sie­ben­facht. Die Arten­viel­falt auf die­sem Pla­ne­ten ging dafür um 50% zurück.

In den 70er Jah­ren kam das deut­sche Wirt­schafts­wun­der zum  ers­ten Mal ins Sto­cken. Eigent­lich hät­te man da schon ein­se­hen müs­sen, dass es „Gren­zen des Wachs­tums“ gibt. Die Ölkri­se führ­te den Men­schen die End­lich­keit fos­si­ler Brenn­stof­fe vor Augen. Aber anstatt auf eine umwelt­ver­träg­li­che Wirt­schaft umzu­steu­ern, mach­te der Staat jede Men­ge Schul­den, um den Wachs­tums­mo­tor durch öffent­li­che Inves­ti­tio­nen wie­der anzu­schmei­ßen. Die­ser „Sün­den­fall“ war eine der Ursa­chen für die heu­ti­ge Kli­ma­kri­se, da man sich durch Schul­den in die Skla­ve­rei des Kapi­tals begibt. Denn um die gefor­dert Ren­di­te zu erar­bei­ten, muss immer mehr Wachs­tum gene­riert wer­den. Dafür müs­sen dann wie­der neue Kre­di­te genom­men wer­den, die wie­der­um durch noch mehr Wachs­tum bedient wer­den müs­sen. Wenn wir es nicht schleu­nigst schaf­fen aus die­sem Teu­fels­kreis aus­zu­bre­chen, wer­den wir die­sen Pla­ne­ten in ein paar Jah­ren unbe­wohn­bar gemacht haben. Um das zu ver­hin­dern, müss­ten wir eigent­lich wie­der an den Sta­tus der 70er Jah­re anknüp­fen. Damals war eine star­ke Regio­nal­öko­no­mie vor­han­den. Vie­le Pro­duk­te wur­den vor Ort erzeugt und ver­edelt. Bis auf weni­ge Aus­nah­men sind jedoch regio­na­le Mol­ke­rei­en, Bäcke­rei­en, Metz­ge­rei­en, etc. kom­plett von der Bild­flä­che ver­schwun­den. Statt­des­sen wird die Milch quer durch Euro­pa zu Groß­mol­ke­rei­en gefah­ren und Schlacht­tie­re wer­den unter Aus­klam­me­rung des Tier­schut­zes, hun­der­te von Kilo­me­tern zu den Schlacht­hö­fen gekarrt. Im Gegen­zug pen­deln dadurch immer mehr Men­schen ihrer Arbeit hin­ter­her. Die Aus­wir­kun­gen die­ser Mobi­li­tät für das Kli­ma sind kata­stro­phal. Wenn man sich dann noch unse­re Land­schaft anschaut, merkt man, dass es hier­zu­lan­de kei­ne Bau­ern mehr gibt, son­dern fast nur noch indus­tri­ell arbei­ten­de Zulie­fe­rer für die Lebens­mit­tel­in­dus­trie. Damit erklärt sich, in einem Satz, das Pro­blem des Arten­ster­bens, weil die Lebens­räu­me vie­ler Tie­re ein­fach nicht mehr existieren.

Umwelt­schüt­zern wird oft vor­ge­wor­fen, dass sie „zurück in die Stein­zeit“ wol­len. Das ist sicher Unsinn, denn auf vie­le Fort­schrit­te unse­rer heu­ti­gen Zivi­li­sa­ti­on möch­te kaum einer ver­zich­ten. Aller­dings soll­te man die Fehl­ent­wick­lun­gen des glo­ba­len Kapi­ta­lis­mus der letz­ten 50 Jah­re drin­gend kor­ri­gie­ren, sonst geht es irgend­wann von selbst zurück in die Steinzeit.

Ihr Nor­bert Schnellen

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