Winterberg-Totallokal : Stichwort der Woche, von Norbert Schnellen
winterberg-totallokal : Heute schon einen Baum gepflanzt ? Der 25. April ist seit 65 Jahren auch in Deutschland der „Tag des Baumes“. Also wieder so ein überflüssiger und unnötiger internationaler Aktionstag ? Wohl kaum, denn es gibt viele Gründe dafür sich einmal mit den Lebewesen zu beschäftigen, die für die Existenz des Lebens auf der Erde viel wichtiger sind als unsere Spezies. Eigentlich ist so ein Baum nur eine Pflanze, die in ihrer mehrjährigen Lebenszeit die absterbenden frischen Fasern als Holz behält und dadurch im Umfang zunimmt. Durch diese Technik erreichen Bäume eine wesentlich längere Lebenszeit als andere Lebewesen. Sie werden also in der Regel auch wesentlich älter als wir Menschen. Ihre Fortpflanzung geschieht durch Fruchtbildung, die nach dem Abwerfen der Früchte im Kontakt mit dem Erdboden zu neuen Bäumen führt. Die weltweit stattfindenden Pflanzaktionen zum Tag des Baumes wären also komplett überflüssig, wenn der Mensch nicht seit Jahrtausenden in die Natur eingegriffen hätte. Die Ursache hierfür liegt schon in der Schöpfungsgeschichte. Wie viele andere Lebewesen, zum Beispiel Eichhörnchen oder Schweine, kann sich der Mensch von den Früchten der Bäume ernähren. So erlaubte Gott uns Menschen im Paradies, von allen Früchten der Bäume zu naschen, außer von den Früchten des Baumes der Erkenntnis. Wie wir alle aus der Genesis wissen, konnten wir Menschen diese Regeln nicht einhalten. Zusammen mit anderen Regelverstößen führte unser Verhalten zur Vertreibung aus dem Paradies und zu den heutigen, wenig paradiesischen Zuständen.
Mit der Entdeckung des Feuers lernte der Mensch das Holz der Bäume als Brennmaterial zu nutzen. Auch als Werkzeug und Baumaterial war das feste und gut zu verarbeitende Material eine wichtige Voraussetzung zur Entwicklung der menschlichen Zivilisation. Die Entdeckung des Feuers führte aber auch dazu, dass sich der Mensch Platz für Ackerflächen schaffen konnte indem er die störenden Bäume einfach abfackelte. Eine Praxis die auch heute noch weltweit zur Erschließung neuer Anbauflächen praktiziert wird. Irgendwann fing der Mensch dann an selber Bäume zu pflanzen. So konnte er dann die Baumarten, die er besonders gerne nutzte an Orten ansiedeln, wo er sie gerade brauchte. Das war der Beginn von Gartenbau und Forstwirtschaft. Bis heute sind die Urwälder, also die natürlichen Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren, immer weiter im Rückzug. Hierzulande werden die von Menschen geschaffenen Wälder regulär nachhaltig betrieben, das heißt, es darf nur so viel Holz entnommen werden, wie auch wieder nachwächst. Leider sieht das in den meisten Gegenden der Erde auch heute noch völlig anders aus. Wir Menschen haben die nötige Ehrfurcht vor den „alten Riesen“ verloren und akzeptieren damit das Verschwinden unserer wichtigsten Lebensgrundlage, die zeitversetzt auch unser eigenes Verschwinden bedeuten wird. Wir sägen also kräftig an dem Ast auf dem wir sitzen. Doch keine Sorge, die Bäume sind Überlebenskünstler. So wie nach dem Verschwinden der Inkas und Majas der Urwald wieder die Vorherrschaft übernahm, wird er sich auch nach dem Verschwinden unserer Zivilisation wieder ausbreiten, zwar langsam, aber sicher.
Ihr Norbert Schnellen