Winterberg-Totallokal: Projektwoche „Hospiz macht Schule“ in Niedersfelder Grundschule
winterberg-totallokal: Niedersfeld. Heute ist ein ganz besonderer Tag. Es ist der Trost-Tag. Eigentlich war jeder Tag dieser Woche ein ganz besonderer Tag für die 3. Klasse der Grundschule Niedersfeld. Fünf ehrenamtliche Mitarbeiterinnen der Hospizinitiative Hallenberg/Winterberg e.V. haben an jedem Vormittag ein anderes Thema mit ihnen erarbeitet: Werden und Vergehen, Krankheit und Leid, Sterben und Tod, Vom Traurig-Sein und heute eben Trost und Trösten. Mit gemischten Gefühlen biege ich in Niederfeld beim Schild „Grundschule“ rechts ab. Ist es richtig, mit 9jährigen Kindern so ein Thema zu behandeln?
Mit Gitta Tuss von der Hospizinitiative hatte ich schon telefoniert. Ich erkenne sie sofort. Eine kleine, freundliche Person mit leuchtenden Augen. So sieht also jemand aus, der sich freiwillig mit dem Thema „Tod“ beschäftigt und anderen hilft schwere Zeiten durchzustehen. Gitta Tuss und ihre vier Kolleginnen Sophia, Elke, Andrea und Annemarie haben zusätzlich zu ihrer Hospizhelfer-Ausbildung einen umfangreichen Befähigungskurs besucht, um dieses Projekt der Bundeshospizakademie in Schulen durchführen zu können. Grundsätzlich geht es darum, den Kindern zu vermitteln, dass Leben und Sterben untrennbar miteinander verbunden sind. So etwas macht man nicht mal eben. „Diese Experten haben einen ganz anderen Zugang zu dem Thema als unsereins, wenn wir es zum Beispiel im Religionsunterricht anreißen“, erklärt mir Schulleiter Frank Föhrer. „Das Ganze hat wirklich Hand und Fuß. Die sind am Thema richtig nah dran.“
„Skepsis bei den Eltern gab es in der Vergangenheit schon“, erzählt Gitta Tuss. Aber das ist auch erlaubt. Deshalb wurde im Vorfeld ein Elternabend durchgeführt. Danach haben alle Eltern der 23 Kinder des dritten Jahrgangs zugestimmt. „Wir sind sehr offen empfangen worden und die Kinder haben so gut mitgemacht“, berichten die Mitarbeiterinnen der Hospizinitiative.
Langsam kommen die Eltern herein. Heute werden ihnen von den Kindern die Ergebnisse der Projektwoche vorgestellt. Überall hängen bunt gestaltete Plakate und Kollagen im Raum. In der Mitte fünf Materialkisten – für jeden Thementag eine. Es ist eine fröhliche Abschlussrunde. Wir erfahren, wie die Kinder zum Thema „Werden und Vergehen“ ihre eigenen Babyfotos betrachtet haben und stolz auf ihre Entwicklung blicken konnten. Wie es ist krank zu sein und was einem dann hilft, wurde auf einem Plakat festgehalten. Die Kinder haben sich vorgestellt, wie es wohl im Himmel ist und einen Film über die Aufgaben des Bestatters gesehen. Am vierten Tag ging es um „traurig sein“. Jeder hat das Recht auch mal traurig zu sein, sind sich die Kinder einig. Und was einem dann am besten hilft, wissen sie auch: wenn man jemanden hat, der bei einem ist. Und heute geht es ums Trösten. Jedes Kind hat einen Trostbrief an jemanden verfasst, der in die Projektmappe eingeheftet oder abgeschickt werden kann. Im Klassenraum ist ein großer Baum aufgemalt, an den die Kinder viele Blätter mit Ideen geheftet haben, wie man sich gegenseitig trösten kann. So haben sie ein gutes Rüstzeug im Klassenraum, auf das sie zurück greifen können.
Es wurde viel gesungen, getanzt, gemalt, gebastelt, gelesen, gehört, geschrieben und sogar meditiert in dieser Woche. Klassenlehrerin Ruth Bauerdick bedankt sich in einer kleinen Ansprache herzlich bei den ehrenamtlichen Helfern von der Hospiziniative. „Es war eine ganz besondere Stimmung. Sie haben uns viel mitgegeben.“ Die Kinder überreichen liebevoll gebastelte und zusammengestellte Geschenke. Da geht ein Raunen durch die Klasse. Auch Moritz hat noch eine Ansprache vorbereitet. „Das möchten wir uns jetzt auch noch anhören, glaube ich“, disponiert Ruth Bauerdick spontan um. Mutig tritt Moritz in die Mitte und fängt an. „Danke, dass ihr euch die Zeit für uns genommen habt und uns so viel geholfen und beigebracht habt,“ bringt es der pfiffige Drittklässler auf den Punkt.
Weitere Informationen zum Projekt „Hospiz macht Schule“ gibt es unter www.hospizmachtschule.de und auf der Homepage der Hospizinitiative Hallenberg/Winterberg e.V.
Bildunterschrift: Eine Woche lang beschäftigten sich Niederfelder Grundschüler mit dem Thema „Leben und Sterben“.
Quelle: Jutta Maas