Stichwort der Woche : Hab ‘ne Tante in Marokko

Stichwort der Woche – Klimaschutz – von Norbert Schnellen…

win­ter­berg-total­lo­kal :  In die­ser Woche endet die Kli­ma­kon­fe­renz von Mar­ra­kesch. Nach den Beschlüs­sen des Kli­ma­gip­fels von Paris im letz­ten Jahr wur­de hier die prak­ti­sche Umset­zung der ehr­gei­zi­gen Kli­ma­schutz­zie­le geplant. Doch wie ehr­gei­zig sind die­se Zie­le wirk­lich ? Bis­lang han­delt es sich hier­bei ledig­lich um Absichts­er­klä­run­gen, deren Ver­wirk­li­chung in einer Zukunft liegt, wel­che ver­mut­lich kei­ner der Unter­zeich­ner mehr erle­ben wird. Zwi­schen 2045 und 2060 soll die CO2 Emis­si­on auf Null zurück­ge­fah­ren wer­den. Um die­se Zie­le zu errei­chen, müss­te bereits heu­te ein radi­ka­ler Umbau der Welt­wirt­schaft erfolgen.

Nach dem Ver­ur­sa­cher­prin­zip dürf­ten nicht die Staa­ten für die immensen Kos­ten des Kli­ma­wan­dels her­an­ge­zo­gen wer­den, son­dern die inter­na­tio­na­len Kon­zer­ne, die für die Aus­plün­de­rung und die Ver­schmut­zung die­ses Pla­ne­ten ver­ant­wort­lich sind. Die­se ver­su­chen jedoch, durch Frei­han­dels­ab­kom­men und der damit ver­bun­de­nen Kla­ge­mög­lich­keit gegen „wett­be­werbs­feind­li­che“ Umwelt­stan­dards, die not­wen­di­gen Ein­schrän­kun­gen von vor­ner­ein außer Kraft zu set­zen. Vie­le die­ser Kon­zer­ne haben ihren Sitz in Deutsch­land und leis­ten hier eine mäch­ti­ge Lobbyarbeit.

Wäh­rend sich Deutsch­land mit gro­ßen Wor­ten als selbst­er­nann­ter Vor­rei­ter des Kli­ma­schut­zes gebär­det, wird jeder kon­kre­te Ansatz direkt von den ent­spre­chen­den Lob­bys aus­ge­bremst. Von außen gese­hen geben wir dabei ein sehr unschö­nes Bild ab. Wäh­rend sich unse­re „Tan­te in Marok­ko“, Bun­des­um­welt­mi­nis­te­rin Hendricks, gern als trei­ben­de Kraft für den Kli­ma­schutz prä­sen­tiert hät­te, tra­ten ihre Kol­le­gen aus den Minis­te­ri­en für Wirt­schaft, Ver­kehr und Land­wirt­schaft kräf­tig auf die Bremse.

Wenn Kon­zer­ne mit dem Abbau von Arbeits­plät­zen dro­hen, sit­zen sie immer am län­ge­ren Hebel. Dabei fehlt den soge­nann­ten Machern in den Kon­zer­neta­gen und in der Poli­tik ein­fach nur der Mut zum Umden­ken. Klar ist näm­lich, dass am Kli­ma­schutz und einer dras­ti­schen Redu­zie­rung der Treib­haus­ga­se kein Weg vor­bei­führt. Die ers­ten Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­ka­ta­stro­phe, wie Zunah­me von Unwet­tern, Stür­men, Dür­ren und Über­schwem­mun­gen sind jetzt schon spür­bar und wer­den sich in den kom­men­den Jah­ren zuneh­mend ver­stär­ken. Die heu­ti­gen welt­wei­ten Krie­ge, Ter­ror­an­schlä­ge und Flucht­be­we­gun­gen sind teil­wei­se schon eine Fol­ge die­ser Entwicklung.

Wenn nicht jetzt sofort das Steu­er umge­wor­fen wird, wer­den wir und unse­re Kin­der wahr­haft apo­ka­lyp­ti­sche Zustän­de erle­ben. Wo es kein „wei­ter so“ gibt, bie­ten sich aber immer auch rie­si­ge Chan­cen für neue Tech­no­lo­gien und bes­se­re Gesell­schafts­mo­del­le. Die heu­ti­gen füh­ren­den Wirt­schafts­na­tio­nen wer­den dann even­tu­ell von den heu­ti­gen Schwel­len­län­dern über­holt wer­den. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Mit die­sem Spruch sag­te Gor­bat­schow einst das bal­di­ge Ende der DDR voraus.

Genau wie damals befin­den wir uns in einer welt­wei­ten Umbruchs­si­tua­ti­on und genau wie damals scheint es kei­ner der „Bon­zen“ zu begrei­fen, außer viel­leicht unse­rer „Tan­te aus Marok­ko“, wenn sie kommt.

Ihr Nor­bert Schnellen

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