Das Handwerk in Südwestfalen rutscht in die Rezession

Das Handwerk in Südwestfalen rutscht in die Rezession

Herbstkonjunkturumfrage der Handwerkskammer: Positive Impulse bleiben aus

Arns­berg: Die kon­junk­tu­rel­le Lage des süd­west­fä­li­schen Hand­werks zeigt sich zum Herbst 2024 zuneh­mend pes­si­mis­tisch. Die Stim­mung in der Wirt­schafts­re­gi­on ist von Sta­gna­ti­on und nega­ti­ven Erwar­tun­gen geprägt, wie der aktu­el­le Kon­junk­tur­be­richt der Hand­werks­kam­mer (HwK) Süd­west­fa­len ver­deut­licht. Sowohl die Ein­schät­zun­gen der ver­gan­ge­nen sechs Mona­te als auch die Erwar­tun­gen für die kom­men­den sechs Mona­te sind bei den mehr als 700 an der Kon­junk­tur­um­fra­ge teil­neh­men­den Betrie­be rückläufig.

„Süd­west­fa­len rutscht in die Rezes­si­on“, fasst der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer (HwK) Süd­west­fa­len Hen­drik Schmitt die Zah­len des aktu­el­len Kon­junk­tur­be­richts zusam­men. Der Geschäfts­kli­ma­in­dex, der die aktuelle
Lage­be­wer­tung und die Erwar­tun­gen der Unter­neh­men als kon­junk­tu­rel­ler Leit­in­di­ka­tor zusam­men­fasst, ist in der Rezes­si­on ange­kom­men. „Die­se Ent­wick­lung zeigt sehr deut­lich, dass die Leis­tungs­fä­hig­keit des süd­west­fä­li­schen Hand­werks, ähn­lich wie die deut­sche Gesamt­wirt­schaft, zurückgeht.“

Gewerke unter Druck: Besonders Bau- und Ausbaugewerbe betroffen

Obwohl eini­ge Gewer­ke sta­bil blei­ben, domi­nie­ren die nega­ti­ven Erwar­tun­gen. Beson­ders das Bau- und Aus­bau­ge­wer­be lei­det wei­ter­hin unter den hohen Bau­kos­ten. Hin­zu kom­men Finan­zie­rungs­schwie­rig­kei­ten. Ein gro­ßer Teil der befrag­ten Betrie­be aus dem Bau- und Aus­bau­ge­wer­be erwar­tet in den kom­men­den sechs Mona­ten daher eine Ver­schlech­te­rung ihrer Geschäfts­la­ge – 43 Pro­zent im Bau­haupt- und 32 Pro­zent im Aus­bau­ge­wer­be. Nur zehn Pro­zent rech­nen mit einer Ver­bes­se­rung. Beson­ders pro­ble­ma­tisch sind, so Schmitt, die hohen Bau­zin­sen, die zu einer deut­li­chen Zurück­hal­tung bei Neu­bau- und Sanie­rungs­pro­jek­ten führen.

Hohe Energiekosten und eine ängstliche Wirtschaftspolitik verhindern den konjunkturellen Aufschwung

„Für vie­le Betrie­be in Süd­west­fa­len sind die hohen Ener­gie­kos­ten kaum noch trag­bar. Trotz des seit Jah­ren bestehen­den Fach­kräf­te­man­gels pla­nen die Hand­werks­be­trie­be erst­mals weni­ger Men­schen ein­zu­stel­len, als die Betrie­be ver­las­sen. Per­so­nal­ab­bau in einer Situa­ti­on, die seit Jah­ren davon geprägt ist, dass nicht genü­gend Arbeits­kräf­te nach­kom­men, ist schlicht und ergrei­fend eine Kata­stro­phe. Die Uhr hat fünf nach zwölf Uhr geschla­gen. Jetzt braucht es end­lich ent­schie­de­ne und weit­rei­chen­de­re poli­ti­sche Refor­men. In die­ser Situa­ti­on ver­wun­dert es nicht, dass die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft der
süd­west­fä­li­schen Hand­werks­be­trie­be ein neu­es Tief erreicht hat“, so der HwK-Hauptgeschäftsführer.

Trau­ri­ger Rekord: Der Inves­ti­ti­ons­kli­ma­in­dex hat mit 82,6 Pro­zent den nied­rigs­ten Wert seit 14 Jah­ren erreicht. Hohe Abga­ben, stei­gen­de Ener­gie­prei­se sowie der zuneh­men­de Büro­kra­tie­auf­wand brem­sen die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft der Hand­werks­be­trie­be erheb­lich. „Deutsch­land ver­liert an Attrak­ti­vi­tät als Inves­ti­ti­ons­stand­ort“, warnt Schmitt. „Dies spie­gelt sich ent­spre­chend auch in den Zah­len der Betrie­be in Süd­west­fa­len wider.“ Das Hand­werk für den gewerb­li­chen Bedarf, das haupt­säch­lich als Zulie­fe­rer für die Indus­trie tätig ist, spürt die ange­spann­te gesamt­wirt­schaft­li­che Lage am stärks­ten und ver­zeich­net die schlech­tes­te Geschäfts­la­ge­be­wer­tung aller Handwerksgruppen.

Mehr Mut zu Veränderungen

Der Rück­gang des Geschäfts­kli­ma­in­dex um neun Punk­te auf 100 Zäh­ler unter­streicht den Trend: Wäh­rend 44 Pro­zent der mehr als 700 an der Kon­junk­tur­um­fra­ge teil­neh­men­den Hand­werks­be­trie­be ihre aktu­el­le Lage als gut und 40 Pro­zent als
befrie­di­gend ein­schät­zen, berich­ten 16 Pro­zent von einer schlech­ten Geschäfts­la­ge. Die Bun­des­re­gie­rung hat Wachs­tums­in­itia­ti­ven ange­kün­digt, doch bis Ende August wur­den von den 49 Ein­zel­maß­nah­men ledig­lich fünf beschlos­sen, das ist viel zu wenig und erschüt­ternd lang­sam, so Schmitt. Die Pla­nungs- und Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren müs­sen drin­gend beschleu­nigt wer­den, um der Wirt­schaft wie­der Impul­se zu verleihen.

Lichtblicke und düstere Aussichten

Eini­ge Licht­bli­cke gibt es den­noch: Das Kfz-Gewer­be zeigt sich sta­bil, eben­so wie das Gesund­heits­ge­wer­be, das trotz der wirt­schaft­li­chen Gesamt­la­ge posi­ti­ve Umsät­ze und eine soli­de Auf­trags­la­ge mel­det. Den­noch bleibt das Gesamt­bild düs­ter: Vie­le Betrie­be erwar­ten im kom­men­den Halb­jahr kei­ne Besserung.

Das süd­west­fä­li­sche Hand­werk kämpft wei­ter­hin mit struk­tu­rel­len Pro­ble­men der deut­schen Wirt­schaft. Fach­kräf­te­man­gel, hohe Ener­gie­kos­ten und eine schwä­cheln­de Kon­junk­tur set­zen den Betrie­ben deut­lich zu. „Ohne schnel­le poli­ti­sche und
wirt­schaft­li­che Impul­se dro­hen wei­te­re Rück­schlä­ge für das Hand­werk in Süd­west­fa­len“, fasst HwK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Hen­drik Schmitt die Situa­ti­on zusammen.

Link zum Down­load des gesam­ten Kon­junk­tur­be­richts: t1p​.de/​1​1​vw8

 

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Quel­le: Hand­werks­kam­mer Südwestfalen
Foto­credits: HWK