Landrätekonferenz in Berlin: Flüchtlingspolitik – NRW-Kreise drängen auf rasche Lösungen

Landrätekonferenz in Berlin: Flüchtlingspolitik – NRW-Kreise drängen auf rasche Lösungen

Düsseldorf/​Berlin: Ange­sichts der mas­si­ven Her­aus­for­de­run­gen der Kom­mu­nen bei der Flücht­lings­un­ter­brin­gung for­dern die NRW-Land­rä­te eine stär­ke­re und kon­se­quen­te Steue­rung der Migra­ti­on und eine höhe­re Bun­des­be­tei­li­gung an den kom­mu­na­len Auf­wen­dun­gen für Flucht und Integration.

Die Kom­mu­nen bli­cken mit Sor­ge auf die wei­ter stei­gen­den Flücht­lings­zah­len. „Seit gerau­mer Zeit sind die Kom­mu­nen bei der Unter­brin­gung, Ver­sor­gung und Inte­gra­ti­on von Flücht­lin­gen an der Belas­tungs­gren­ze“, beton­te der Prä­si­dent des Land­kreis­tags NRW, Land­rat Dr. Olaf Geri­cke (Kreis Waren­dorf), in Gesprä­chen mit Spit­zen­ver­tre­tern der Bun­des­po­li­tik in Ber­lin. Im Rah­men ihrer Land­rä­te­kon­fe­renz am 27. und 28. Juni 2024 in Ber­lin tausch­ten sich die NRW-Land­rä­te u. a. mit den Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den von SPD, CDU/CSU und Bünd­nis 90/​Die Grü­nen, mit dem Chef des Bun­des­kanz­ler­amts, Wolf­gang Schmidt, und mit dem Par­la­men­ta­ri­schen Staats­se­kre­tär im Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um, Mah­mut Özd­emir, aus.

Von den Ergeb­nis­sen der jüngs­ten Bund-Län­der-Run­de mit Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz vor weni­gen Tagen zeig­ten sich die NRW-Land­rä­te sicht­lich ent­täuscht. „Wir brau­chen kei­ne Flücht­lings­gip­fel der war­men Wor­te, son­dern mehr Tem­po bei der Umset­zung von Ent­schei­dun­gen zu Wohn­raum, Teil­ha­be und Arbeits­markt­in­te­gra­ti­on“, for­der­te Geri­cke. Beim Gip­fel im Novem­ber 2023 sei­en die Wei­chen für Ent­las­tungs­maß­nah­men gestellt wor­den, doch die Umset­zung lau­fe zu zögerlich.

Der ste­ti­ge Zuwachs an irre­gu­lä­rer Migra­ti­on ver­schär­fe die Lage vor Ort zuneh­mend. „Die Kom­mu­nen sind schon jetzt am Limit. Der Bund muss auch die ver­ab­re­de­ten Schrit­te schnel­ler in die Tat umset­zen, um die unkon­trol­lier­te Zuwan­de­rung nach­hal­tig zu sen­ken. Sonst droht die Soli­da­ri­tät mit Geflüch­te­ten zu kip­pen“, warn­te Geri­cke. Dazu zähl­ten neben häu­fi­ge­ren und regel­haf­ten Grenz­kon­trol­len auch Maß­nah­men, die eine effek­ti­ve Rück­füh­rung ermög­li­chen, wie z.B. Migra­ti­ons­ab­kom­men mit den Herkunftsländern.

Geri­cke wies zudem dar­auf hin, dass im Zusam­men­hang mit dem rus­si­schen Angriffs­krieg die Migra­ti­ons­be­we­gun­gen aus der Ukrai­ne jeder­zeit noch wei­ter zuneh­men könnten.

Nach­hol­be­darf sahen die NRW-Land­rä­te auch bei der Arbeits­markt­in­te­gra­ti­on von Geflüch­te­ten. „Wir brau­chen bes­se­re Lösun­gen, um aner­kann­te Flücht­lin­ge schnel­ler in Arbeit zu brin­gen“, for­der­te Geri­cke. „Dies ist der bes­te Weg für eine schnel­le Inte­gra­ti­on und für mehr Akzep­tanz.“ Neben dem Tur­bo zur Arbeits­markt­in­te­gra­ti­on, die Ver­stär­kung der Sprach­kur­se und der inten­si­ven Beglei­tung durch die Job­cen­ter müss­ten auch wei­te­re Anrei­ze geschaf­fen wer­den, um den bal­di­gen Ein­stieg in den Arbeits­markt zu erreichen.

Die abge­senk­te Bun­des­be­tei­li­gung an der Flücht­lings­fi­nan­zie­rung kri­ti­sier­ten die NRW-Land­rä­te scharf: „Obwohl die Zahl der Flücht­lin­ge in den Kom­mu­nen wei­ter ansteigt, stellt der Bund für 2024 als Abschlags­zah­lung nur noch halb so viel Geld zur Ver­fü­gung wie bis­her“, erklär­te Geri­cke. 2023 habe der Bund ins­ge­samt 3,75 Mil­li­ar­den Euro an die Län­der für die Auf­nah­me, Unter­brin­gung und Ver­sor­gung von Geflüch­te­ten aus­ge­zahlt. 2024 sei­en es ledig­lich 1,75 Mil­li­ar­den Euro. Erst für das Jahr 2025 sei eine mög­li­che Nach­zah­lung vor­ge­se­hen, wobei der Bund meh­re­re Ent­las­tungs­fak­to­ren für die flücht­lings­be­zo­ge­nen Kos­ten unter­stellt, die aber in der Rea­li­tät der Kom­mu­nal­haus­hal­te nicht ein­ge­tre­ten sind. „Der Bund darf sich die Pro­ble­me nicht wei­ter schön­rech­nen. Die Bun­des­mit­tel für Flucht und Migra­ti­on müss­ten der Rea­li­tät vor Ort gerecht wer­den,“ for­der­te Geri­cke. Die Kos­ten­er­stat­tung für Geflüch­te­te müs­se min­des­tens in der glei­chen Höhe wie 2023 erfolgen.

Über den Land­kreis­tag Nordrhein-Westfalen 

Der Land­kreis­tag Nord­rhein-West­fa­len (LKT NRW) ist der kom­mu­na­le Spit­zen­ver­band der 31 Krei­se des Lan­des mit rund 11 Mil­lio­nen Einwohnern.

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Quel­le: Land­kreis­tag Nordrhein-Westfalen
Fot­zo­credits: LKT/​Brisytem

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