Deutscher Berufsimkerbund: Honig-Frühjahrsernte teilweise ausgefallen

Deutscher Berufsimkerbund: Honig-Frühjahrsernte teilweise ausgefallen

Imkern und Bie­nen machen die häu­fi­gen Wet­ter­ka­prio­len immer mehr zu schaf­fen. Bei vie­len Völ­kern wur­de der weni­ge Honig gar nicht erst abge­schleu­dert, son­dern den Bie­nen als Fut­ter gelas­sen. Vie­le Imker hof­fen jetzt, dass die Som­mer­blü­her noch etwas bringen.

Für die deut­schen Imker war das Honig-Früh­jahr wie­der ein­mal sehr gemischt. Wäh­rend eini­ge Erwerbs­im­ker in Fran­ken und Thü­rin­gen gute Men­gen Honig schleu­dern konn­ten, fiel die Früh­lings­ern­te in ande­ren Gebie­ten wie in Rhein­land-Pfalz und Baden-Würt­tem­berg ganz aus.

Das Jahr hat­te ja zunächst gut begon­nen, der März war mild und son­nig. Dann aber kam der lan­ge Käl­te­ein­bruch im Mai mit viel Regen, die Bie­nen konn­ten nicht aus­flie­gen und haben das zuvor gesam­mel­te Fut­ter gleich wie­der auf­ge­braucht. Teil­wei­se muss­ten Imker ihre Bie­nen­völ­ker auch zusätz­lich füt­tern. Erschwe­rend kam die­ses Jahr auch das frü­he Blü­hen vie­ler Pflan­zen hin­zu, sodass z.B. der Raps, der sonst nach Kir­sche und Apfel blüht, regio­nal in die Obst­blü­te hin­ein­fiel. In die­ser Situa­ti­on kommt zu schnell zu viel Nek­tar für die Bie­nen­völ­ker, die noch gar nicht stark genug sind, die­se Men­gen zu ver­ar­bei­ten. Bäu­me wie die Ross­kas­ta­nie haben bereits im April geblüht, gut einen Monat frü­her als üblich, und die sonst im Juni blü­hen­de Som­mer­lin­de war eben­falls etwa drei Wochen zu früh dran.

Kos­ten­druck hoch, Ver­kaufs­preis nied­rig: „Dann ern­te ich nicht!“

Auch Ste­phan Frei­er hat kei­nen Früh­lings­ho­nig geschleu­dert. Der Vor­stand der AG Süd des Deut­schen Berufs- und Erwerbs­im­ker­bunds ist mit sei­nen Bie­nen gleich wei­ter in die Som­mer­tracht auf der Schwä­bi­schen Alb gewan­dert und hat den Früh­lings­ho­nig an vie­len sei­ner Bie­nen­stän­de als Fut­ter drin gelas­sen: „Das ist für mich eine ganz kla­re betriebs­wirt­schaft­li­che Rech­nung“, erklärt der Berufs­im­ker aus Kön­gen am Neckar. Ich muss die Fahrt­kos­ten, die Zeit, den Die­sel, indi­rekt auch Ver­si­che­rung, Steu­er usw. ein­be­rech­nen, wenn ich zu den ver­schie­de­nen Stand­plät­zen fah­re. Die­se Kos­ten sind in den letz­ten Jah­ren deut­lich gestie­gen. Hin­zu kommt der enorm hohe Zucker­preis, der sich seit 2020 nahe­zu ver­dop­pelt hat. „Ein Volk braucht in der Sai­son etwa 500g bis 800 g Honig am Tag als Fut­ter. Alles, was ich den Bie­nen jetzt im Stock las­se, muss ich spä­ter nicht teu­er ein­füt­tern. Mit den heu­ti­gen Betriebs­kos­ten, ern­te ich also eher auch mal kei­nen Honig. Es lohnt sich ein­fach nicht.“ Denn trotz gestie­ge­ner Kos­ten sind die Ver­kaufs­prei­se v. a. bei Misch­ho­ni­gen wei­ter­hin zu gering. „Ich gehe dann lie­ber auf bes­ser bezahl­te Sor­ten­ho­ni­ge, wie Tan­ne und Wald, die jetzt im Som­mer kommen.“

Früh­blü­hen­de Raps­züch­tun­gen machen Probleme

In ande­ren Regio­nen wie Fran­ken und Thü­rin­gen war die Früh­lings­ern­te zwar teil­wei­se gut, ob es mit der Som­mer­ern­te etwas wird, ist aber noch unklar. Berufs­im­ker und DBIB-Mit­glied Max Weber aus der Schlossim­ke­rei Tonn­dorf bei Jena hat­te eine gute Früh­lings­ern­te und sei­ne Völ­ker für die Som­mer­tracht bereits in den Wald gewan­dert. „Bei uns war das Früh­jahr gut, wir leben in einer Raps­ge­gend, das ist die typi­sche Früh­tracht. Aber dass der Raps hier seit ein paar Jah­ren immer frü­her blüht, ist für uns Imker ein Pro­blem. Das ist für die Bie­nen zu früh.“ Der Bio­lo­ge erklärt sich das Phä­no­men auch durch neue Züch­tun­gen, die teils meh­re­re Wochen frü­her blü­hen. Frü­he Sor­ten wer­den weni­ger von Schäd­lin­gen befal­len. „Wenn der Raps aber dadurch die Obst­blü­te über­holt, sieht es mit die­sen Sor­ten­ho­ni­gen schlecht aus“. Dann Bie­nen flie­gen nur noch in die Mas­sen­tracht Raps.

„Wir brau­chen wär­me­res Wetter“

Annet­te See­haus Arnold, Prä­si­den­tin des Deut­schen Berufs- und Erwerbs­im­ker­bund sieht die Sache mit gemisch­ten Gefüh­len. „In man­chen Regio­nen läuft es gut, in ande­ren rich­tig schlecht. Selbst aus Thü­rin­gen sagen mir Imker, dass der­zeit bei der Som­mer­tracht kaum etwas rein­kommt. Wir haben Waa­gen, die mel­den gera­de mal 300g Zunah­me am Tag. Das ist nichts.“ Für die Lin­de, ist es der­zeit zu kalt, sie honigt kaum, und die Robi­nie ist teil­wei­se erfro­ren. Bei­de Bäu­me, seit jeher wich­ti­ge Tracht­pflan­zen des Früh­som­mers, fal­len damit heu­er prak­tisch aus.

Dr. Chris­toph Otten, Wis­sen­schaft­ler vom Bie­nen­in­sti­tut May­en sam­melt seit Jah­ren regel­mä­ßig die Daten von Imkern aus ganz Deutsch­land und hat die Sta­tis­ti­ken im Kopf. „Nach einem super Start war das Früh­jahr stark ver­reg­net, vor allem im Süd­wes­ten. Das lässt auf den ers­ten Blick auch eine beschei­de­ne Som­mer­ern­te ver­mu­ten. Zwar kön­nen star­ke Bie­nen­völ­ker an guten Stand­or­ten und bei idea­len Bedin­gun­gen, meh­re­re Kilo­gramm Nek­tar an einem Tag ein­tra­gen. Lei­der sind sol­che Tage aber selten.“

Honig­ern­te in Deutsch­land unkalkulierbar

Die kurz­fris­ti­ge Wet­ter­pro­gno­se steht der­zeit zwar auf tro­cke­ner und wär­mer. „Danach soll es aber schon wie­der käl­ter wer­den“, warnt See­haus-Arnold. „Ins­ge­samt haben wir immer öfter unkal­ku­lier­ba­re Ver­hält­nis­se.“ Für Erwerbs­im­ker, die davon leben ist das eine ris­kan­te Situa­ti­on. „Bei Kom­plett­aus­fäl­len bekom­men wir Imker kei­ne Hil­fen!“ Die Stand­ort­be­din­gun­gen in Deutsch­land sind natur­ge­mäß sehr varia­bel: Im Nor­den und ist der Ertrag regel­mä­ßig höher als im Süden und Wes­ten. Vor allem Fran­ken, Thü­rin­gen, Sach­sen und Sach­sen-Anhalt lie­gen hier vorn. „Wenn wir nun auch noch zusätz­lich lokal völ­lig unter­schied­li­che und nicht vor­her­seh­ba­re Ern­te­er­geb­nis­se haben, ist das für eine beruf­li­che Imke­rei natür­lich schwer“, fasst die DBIB-Prä­si­den­tin zusammen.

Genaue Men­gen­an­ga­ben zu den Honig­ern­ten aus dem Tracht­Net ver­öf­fent­licht das Bie­nen­in­sti­tut May­en regel­mä­ßig ab Ende Juni:

Waa­gen nach Region:

https://​dlr​-web​-daten1​.aspdiens​te​.de/​c​g​i​-​b​i​n​/​t​d​s​a​/​t​d​s​a​_​c​l​i​e​n​t​.pl

Waa­gen nach Postleitzahl:

https://www.bienenkunde.rlp.de/Bienenkunde/Trachtnet/Waagen-nach-PLZ‑D

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Bild: Frisch geschleu­der­ter Honig. Nicht über­all gab es im Früh­ling aus­rei­chen­de Men­gen. Foto:
Quel­le: Deut­scher Berufs- und Erwerbs­im­ker­bund e.V. (DBIB)
Foto­credits: J. Fritsch