„Buy now, pay later“: Besserer Schutz vor Überschuldungsrisiko wichtig

„Buy now, pay later“: Besserer Schutz vor Überschuldungsrisiko wichtig

Die Ver­brau­cher­zen­tra­le NRW infor­miert in einer Akti­ons­wo­che und for­dert, Zah­lungs­dienst­leis­ter wie Klar­na zu mehr Trans­pa­renz zu verpflichten

  • Hin­ter dem schein­bar pro­blem­lo­sen Bezahl­mo­dell ver­birgt sich oft ein kos­ten­pflich­ti­ger Kreditvertrag
  • Durch die Zah­lungs­ver­schie­bung ver­lie­ren vie­le jun­ge Men­schen den Über­blick über ihre Schulden
  • Zahl­rei­che Bera­tungs­stel­len in NRW bie­ten vom 10. bis 14. Juni Schwer­punkt-Aktio­nen mit Infor­ma­tio­nen zu den Vor- und Nach­tei­len von „Buy now, pay later“-Möglichkeiten

Jetzt kau­fen, spä­ter zah­len: Die soge­nann­ten „Buy now, pay later“-Angebote wer­den bei vie­len Online­käu­fen genutzt. Das Prin­zip klingt so ein­fach wie ver­lo­ckend: Verbraucher:innen kön­nen sofort ein­kau­fen, müs­sen aber erst spä­ter bezah­len – ent­we­der die gesam­te Sum­me oder in ein­zel­nen Raten. Doch immer wie­der ver­lie­ren Betrof­fe­ne die Über­sicht, wel­che Rech­nun­gen wann fäl­lig wer­den. Zumal sich oft hin­ter dem Bezahl­mo­dell ein kos­ten­pflich­ti­ger Kre­dit­ver­trag eines Dritt­an­bie­ters ver­birgt. Verbraucher:innen kön­nen so in eine Kos­ten­spi­ra­le mit hohen Zin­sen und Kos­ten gera­ten. Schlimms­ten­falls droht die Über­schul­dung. Die Ver­brau­cher­zen­tra­le NRW klärt auf und for­dert bes­se­ren Schutz für Käu­fe­rin­nen und Käufer.

Vor allem jun­ge Erwach­se­ne las­sen sich ger­ne zu unge­plan­tem Kon­sum auf Raten ver­füh­ren. Posts in den sozia­len Medi­en, ins­be­son­de­re auf Tik­Tok, mach­ten bereits Schlag­zei­len, weil dort jun­ge Men­schen stolz ver­kün­den, wie vie­le Kon­sum­schul­den man bereits ange­häuft habe. „Dabei ist das kein Spiel“, unter­streicht Wolf­gang Schuld­zinski, Vor­stand der Ver­brau­cher­zen­tra­le NRW. „Nie­mand soll­te das unter­schät­zen. Die ein­fa­chen Bezahl­mög­lich­kei­ten ver­füh­ren zu Spon­tan­käu­fen. Dann fehlt das Geld an ande­rer Stel­le.“ Ent­schei­det man sich für den Raten­kauf, wer­den oft Zin­sen und Kos­ten fäl­lig. Ein womög­lich auf die Schnel­le für wei­te­re Ein­käu­fe auf­ge­stock­ter Raten­kre­dit­ver­trag macht es zudem schwer, den Über­blick über die ein­zel­nen Kauf­ak­tio­nen zu behal­ten. „Ein­zel­ne For­de­run­gen, das zei­gen Ver­brau­cher­be­schwer­den zum bekann­tes­ten Anbie­ter ‚Klar­na‘, wer­den häu­fig zusam­men­ge­fasst und unter einer gemein­sa­men Num­mer ver­wal­tet, so dass gar nicht mehr nach­voll­zo­gen wer­den kann, wel­che ein­zel­nen Kauf­preis­for­de­run­gen über­haupt noch im Raum ste­hen. Da man­gelt es ganz klar an Trans­pa­renz und Über­sicht­lich­keit.“ Die oft­mals klei­nen Raten die­ser Ange­bo­te ver­schlei­ern die Schul­den­last, die sich im Hin­ter­grund auf­baut. „Gera­de wer kei­ne finan­zi­el­le Erfah­rung hat, kann kaum abschät­zen, wie lan­ge eine voll­stän­di­ge Rück­zah­lung dau­ern wird oder ob die­se ange­sichts der oft hohen Kre­dit­kos­ten mit Kleinst-Raten über­haupt rea­lis­tisch ist“, betont Schuld­zinski. „Es besteht die Gefahr, sich durch unüber­leg­te ‚Buy now, pay later‘-Angebote auf Jah­re hin­aus zu verschulden.“

For­de­run­gen nach mehr Verbraucherschutz

Pro­ble­ma­tisch: Bis­her fal­len Kre­di­te unter 200 Euro nicht unter die Vor­schrif­ten des Ver­brau­cher­dar­le­hens­rechts. Die euro­päi­sche Ver­brau­cher­kre­dit­richt­li­nie von 2023 hat die­se Lücke zwar geschlos­sen, sie muss in den Mit­glieds­staa­ten aller­dings noch in natio­na­les Recht umge­setzt wer­den. In Deutsch­land ist dies noch nicht gesche­hen. Schuld­zinski: „Wir for­dern die Poli­tik auf, die Umset­zung jetzt zügig und ver­brau­cher­freund­lich vor­an­zu­trei­ben, beson­ders mit Blick auf die wach­sen­de Zahl von Zah­lungs­an­bie­tern und Raten­zah­lungs­an­ge­bo­ten unter dem Stich­wort „Buy now, pay later.“ Zah­lungs­dienst­leis­ter müss­ten zudem ver­pflich­tet wer­den, die ein­zel­nen offe­nen Rech­nun­gen unter Nen­nung des Ver­trags­da­tums und des Ursprungs­gläu­bi­gers trans­pa­rent auf­zu­lis­ten, um eine Über­prü­fung ihrer For­de­rung zu ermög­li­chen. „Und nicht zuletzt ist ein flä­chen­de­cken­der Aus­bau von kos­ten­lo­sen und unab­hän­gi­gen Schuld­ner­be­ra­tun­gen nötig, um Men­schen in finan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten früh­zei­tig und nied­rig­schwel­lig zu hel­fen. Nur so lässt sich ver­hin­dern, dass eine ver­fes­tig­te Über­schul­dungs­si­tua­ti­on entsteht.“

Wei­ter­füh­ren­de Infos und Links:

 

___________________________

 

Quel­le: Ver­brau­cher­zen­tra­le NRW – Pressestelle
Foto­credits: © VZ NRW/​adpic

 

Print Friendly, PDF & Email