Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach legt Hitzeschutzpläne vor

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach legt Hitzeschutzpläne vor

Auf der 2. Hit­ze­schutz­kon­fe­renz hat Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Prof. Karl Lau­ter­bach gemein­sam mit Exper­tin­nen und Exper­ten aus allen Berei­chen des Gesund­heits­we­sens Bun­des­emp­feh­lun­gen für den Hit­ze­schutz in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Kran­ken­häu­sern vor­ge­legt. Geschützt wer­den sol­len ins­be­son­de­re vul­nerable Grup­pen, die vor allem von den Fol­gen hoher Tem­pe­ra­tu­ren betrof­fen sind. Neue Infor­ma­ti­ons­an­ge­bo­te zum gesund­heit­li­chen Hit­ze­schutz auf kom­mu­na­ler Ebe­ne run­den die Emp­feh­lun­gen ab.

 

Der Kli­ma­wan­del wird Hit­ze­schutz zu einem Dau­er­pro­blem machen. Dar­auf muss Deutsch­land sys­te­ma­tisch vor­be­rei­tet wer­den. Sonst ster­ben in jedem Som­mer tau­sen­de Bür­ger unnö­ti­ger­wei­se. Somit müs­sen wir uns an den Kli­ma­wan­del anpas­sen und ihn gleich­zei­tig bekämp­fen. Schon jetzt sind Hit­ze­wel­len häu­fi­ger und wär­mer als noch vor zehn Jah­ren, aber das ist nur der Anfang. Gesund­heit­li­che Fol­gen haben hohe Tem­pe­ra­tu­ren beson­ders für Älte­re, Kran­ke und Men­schen im Frei­en. Ihnen hel­fen die Hand­lungs­emp­feh­lun­gen und Infor­ma­ti­ons­pa­ke­te, die wir jetzt für Kran­ken­häu­ser, Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, Kom­mu­nen oder z.B. die EM ent­wi­ckelt haben. Hit­ze­schutz wirkt in der Sum­me vie­ler klei­ner Maß­nah­men – und durch die Zusam­men­ar­beit der Ver­ant­wort­li­chen auf allen Ebe­nen unse­res Gemein­we­sens. Dem dient auch unse­re Hit­ze­schutz­kon­fe­renz.
Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Prof. Karl Lauterbach
Hit­ze­schutz ist uns als Ärz­tin­nen und Ärz­ten ein wich­ti­ges Anlie­gen, denn wir ste­hen in der Ver­ant­wor­tung, die Gesund­heit der Bevöl­ke­rung, aber auch die Funk­ti­ons­fä­hig­keit des Gesund­heits­we­sens bei Extrem­wet­ter­er­eig­nis­sen zu erhal­ten. Doch allein kön­nen wir die­se Auf­ga­be nicht bewäl­ti­gen. Hit­ze­schutz ist eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be. Daher ist es gut, dass auch die Poli­tik das The­ma ernst nimmt, wie die heu­ti­ge Fort­schritts­kon­fe­renz zum Hit­ze­schutz­plan für Gesund­heit zeigt. Ein Anfang ist gemacht, aber am Ziel sind wir noch lan­ge nicht. Daher wol­len wir anläss­lich des Hit­ze­ak­ti­ons­tags am 5. Juni gemein­sam mit vie­len Part­nern auf­zei­gen, was noch pas­sie­ren muss, um Deutsch­land hit­ze­re­si­li­ent zu machen.
Dr. Klaus Rein­hardt, Prä­si­dent der Bundesärztekammer
Pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen sind oft durch Hit­ze beson­ders gefähr­det – weil sie Unter­stüt­zungs­be­darf haben, in der Mobi­li­tät ein­ge­schränkt sind oder allein durch ihr Alter vul­nerabel. Denn der Kör­per tut sich im Alter zuneh­mend schwer damit, sich an hohe Umge­bungs­tem­pe­ra­tu­ren anzu­pas­sen. Ande­re Fak­to­ren wie ein ver­rin­ger­tes Durst­ge­fühl, Stoff­wech­sel- und Herz-Kreis­lauf­erkran­kun­gen erhö­hen das Gesund­heits­ri­si­ko durch Hit­ze noch. Aber auch bei Beschäf­tig­ten in der Pfle­ge kann im eng getak­te­ten Pfle­ge­all­tag die Belas­tungs­gren­ze durch Hit­ze und anstren­gen­de kör­per­li­che Arbeit schnell erreicht wer­den.
Claus Böli­cke, Geschäfts­füh­ren­der Vor­stand im Ver­ein „Qua­li­täts­aus­schuss Pfle­ge”, Mit­glied des Qua­li­täts­aus­schuss Pfle­ge (QAP) und Lei­ter der Abtei­lung Gesund­heit, Alter und Behin­de­rung beim AWO Bundesverband

 

Die Empfehlungen im Einzelnen

Hand­lungs­emp­feh­lun­gen zur Erreich­bar­keit vul­nerabler Grup­pen zum Hitzeschutz:

  • Das Kon­zept für die Umset­zung einer Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­leit­fä­den zu fünf aus­ge­wähl­ten Risi­ko­grup­pen (Frei­ar­beit, Kin­der, Pfle­ge, Senio­ren und Woh­nungs­lo­se) ist auf der Web­sei­te hit​ze​ser​vice​.de abrufbar.

Die Bun­des­emp­feh­lung „Mus­ter­hit­ze­schutz­plan für Kran­ken­häu­ser“ wur­de gemein­sam mit dem Akti­ons­bünd­nis Hit­ze­schutz Ber­lin, der Deut­schen Kran­ken­haus­ge­sell­schaft e.V. (DKG), dem Deut­schen Pfle­ge­rat e.V. (DPR) und unter Ein­be­zie­hung von Stel­lung­nah­men ver­schie­de­ner Akteu­rin­nen und Akteu­re des Gesund­heits­we­sens erar­bei­tet. Emp­foh­len wer­den unter anderem:

  • Benen­nung einer ver­ant­wort­li­chen Per­son für den Hit­ze­schutz und die Erstel­lung eines Hitzeschutzplans.
  • Umfang­rei­che Auf­klä­rung der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten beson­ders in den Som­mer­mo­na­ten. Erfas­sung und Berück­sich­ti­gung indi­vi­du­el­ler Risi­ken für hit­ze­be­ding­te Gesundheitsbeeinträchtigungen.
  • Ange­mes­se­ne Lage­rung wär­me­emp­find­li­cher Medi­ka­men­te und Materialien.
  • Bestim­mung von Kühl-Zonen oder Erstel­lung von Lüftungskonzepten.
  • Geson­der­te Emp­feh­lun­gen für die Hit­ze-Warn­stu­fen 1 und 2, z.B.:
    • Anpas­sung der Spei­se- und Getränkeversorgung.
    • Ver­stärk­te Beob­ach­tung vor allem der vul­ner­ablen Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten. Beson­ders hei­ße Zim­mer soll­ten geschlos­sen werden.
  • Mit­tel- bis lang­fris­tig: Berück­sich­ti­gung des Hit­ze­schut­zes bei Neu­bau­ten, Umbau­ten und Reno­vie­rungs­ar­bei­ten. Umset­zung von tech­ni­schen Hit­ze­schutz­maß­nah­men (z.B. Fassadenbegrünung).
  • Den Kli­ni­ken steht der Mus­ter­hit­ze­schutz­plan (PDF, bar­rie­re­frei, 2 MB) als unver­bind­li­che Emp­feh­lung zur Verfügung.

Die „bun­des­ein­heit­li­che Emp­feh­lung zum Ein­satz von Hit­ze­schutz­plä­nen in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und ‑diens­ten“ wur­de auf Initia­ti­ve des BMG durch den Qua­li­täts­aus­schuss Pfle­ge beschlos­sen. Emp­foh­len wer­den unter anderem:

  • Erstel­lung indi­vi­du­el­ler Hit­ze­schutz­plä­ne und Benen­nung einer ver­ant­wort­li­chen Per­son für den Hitzeschutz.
  • Anmel­dung zum News­let­ter des Hit­ze­warn­sys­tems des Deut­schen Wetterdienstes.
  • Aus­rei­chen­de Sen­si­bi­li­sie­rung der pfle­ge­be­dürf­ti­gen Per­so­nen und ihrer Angehörigen.
  • Vor und wäh­rend der Hit­ze­ereig­nis­se soll­ten Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und ‑diens­te u.a.:
    • Ein­rich­tun­gen abdun­keln und Kühl-Zonen einrichten,
    • Wasser‑, Wäsche‑, Bedarfs­ar­ti­kel- und Hilfs­mit­tel­vor­rä­te überprüfen,
    • Pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­so­nen, Ange­hö­ri­ge und Mit­ar­bei­ten­de umfas­send aufklären,
    • Pfle­ge­be­dürf­ti­ge hin­sicht­lich hit­ze­be­ding­ter Sym­pto­me ver­stärkt beobachten.
  • Den Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und ‑diens­ten steht die bun­des­ein­heit­li­che Emp­feh­lung zur Verfügung.

Gesund­heit­li­cher Hit­ze­schutz auf kom­mu­na­ler Ebene:

  • Die BZgA hat ein Info­pa­ket „Hit­ze­schutz“ ent­wi­ckelt und ver­schickt die­ses an alle Bür­ger­meis­te­rin­nen und Bür­ger­meis­ter der rund 11.000 Kom­mu­nen in Deutschland.
  • Für die Zeit der Fuß­ball-EM wird die BZgA gemein­sam mit dem Ver­an­stal­ter mehr­spra­chi­ge Ver­hal­tens­tipps auf www​.kli​ma​-mensch​-gesund​heit​.de präsentieren.

 

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Bild: Screen­shot der Bun­des­emp­feh­lung Mus­ter­hit­ze­schutz­plan für Krankenhäuser

 

Quel­le: Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Gesundheit
Foto­credits: Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Gesundheit

 

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