Bundeskabinett beschließt Krankenhausreform

Bundeskabinett beschließt Krankenhausreform

Berlin/​Winterberg: Bes­se­re Behand­lungs­qua­li­tät, weni­ger Büro­kra­tie sowie der Erhalt eines lücken­lo­sen Net­zes von Kran­ken­häu­sern in ganz Deutsch­land – das sind die Zie­le des Kran­ken­haus­ver­sor­gungs­ver­bes­se­rungs­ge­set­zes (KHVVG), das als Ent­wurf vom Bun­des­ka­bi­nett heu­te beschlos­sen wurde.

Damit wird die Finan­zie­rungs­sys­te­ma­tik der sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung grund­le­gend ver­än­dert. Statt wie bis­her jede ein­zel­ne Kran­ken­haus­be­hand­lung über Fall­pau­scha­len abzu­rech­nen, soll ein Groß­teil der sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung unab­hän­gig von der tat­säch­li­chen Leis­tungs­er­brin­gung ver­gü­tet wer­den. Hier­zu sol­len die zustän­di­gen Lan­des­be­hör­den den Kran­ken­häu­sern Leis­tungs­grup­pen zuwei­sen, für die bun­des­weit gül­ti­ge Qua­li­täts­an­for­de­run­gen gelten.

Mit der Kran­ken­haus­re­form zieht die Bun­des­re­gie­rung die Not­brem­se. Ohne die Struk­tu­ren der sta­tio­nä­ren Ver­sor­gung zu ändern, dro­hen Kli­nik-Insol­ven­zen, schlech­te Behand­lung und wei­te Wege. Mit der Reform kön­nen wir dage­gen in einer altern­den Gesell­schaft gute sta­tio­nä­re Behand­lung für alle gewähr­leis­ten. Das Kran­ken­haus auf dem Land, die Geburts­sta­ti­on in erreich­ba­rer Nähe, eine schnel­le Ver­sor­gung im Not­fall und her­vor­ra­gen­de Qua­li­tät bei kom­pli­zier­ten Ein­grif­fen – die­sen berech­tig­ten Ansprü­chen der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten müs­sen wir gerecht wer­den. Fall­pau­scha­len, die momen­tan oft das medi­zi­ni­sche Han­deln bestim­men, wer­den wir des­halb durch Vor­hal­te­pau­scha­len und Qua­li­täts­vor­ga­ben erset­zen. Dann bestimmt der medi­zi­ni­sche Bedarf die Behand­lung, nicht die Ökonomie.

Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Prof. Karl Lauterbach

Die Kran­ken­haus­re­form im Überblick

  • Den Kran­ken­häu­sern wird der öko­no­mi­sche Druck genom­men: Durch eine Vor­hal­te­ver­gü­tung sol­len bedarfs­not­wen­di­ge Kran­ken­häu­ser künf­tig weit­ge­hend unab­hän­gig von der Leis­tungs­er­brin­gung zu einem rele­van­ten Anteil gesi­chert wer­den. Kurz­fris­tig wird die Berech­nungs­grund­la­ge für die Bezah­lung der Kran­ken­häu­ser (Lan­des­ba­sis­fall­wert) angepasst.
  • Für Stro­ke Units, Trau­ma­to­lo­gie, Päd­ia­trie, Geburts­hil­fe, Inten­siv­me­di­zin, Koor­di­nie­rungs­auf­ga­ben, Uni­kli­ni­ken, Not­fall­ver­sor­gung wer­den zusätz­li­che Mit­tel gewährt.
  • Um die Qua­li­tät der Ver­sor­gung zu ver­bes­sern, wer­den Kri­te­ri­en für 65 Leis­tungs­grup­pen (LG) defi­niert und sämt­li­che Leis­tun­gen der Kran­ken­häu­ser ein­deu­tig einer der Leis­tungs­grup­pen zugewiesen.
  • Die Ver­ant­wor­tung der Län­der für die Kran­ken­haus­pla­nung bleibt unbe­rührt. Sie ent­schei­den, wel­ches Kran­ken­haus wel­che Leis­tungs­grup­pen anbie­ten soll.
  • Für eine Zuwei­sung von Leis­tungs­grup­pen müs­sen Qua­li­täts­stan­dards ein­ge­hal­ten wer­den. Vor­aus­set­zung für die Zuwei­sung von Leis­tungs­grup­pen ist die Erfül­lung von bun­des­ein­heit­li­chen Qualitätskriterien.
  • Die Erfül­lung der Qua­li­täts­kri­te­ri­en ist grund­sätz­lich auch im Rah­men von Koope­ra­tio­nen und Ver­bün­den zulässig.
  • Zur Sicher­stel­lung einer flä­chen­de­cken­den Ver­sor­gung sind Aus­nah­me­re­ge­lun­gen vor­ge­se­hen, die für­be­darfs­not­wen­di­ge Kran­ken­häu­se­rin länd­li­chen Räu­men unbe­fris­tet gel­ten. Die bereits bestehen­den Zuschlä­ge für die­se Kran­ken­häu­ser wer­den erhöht.
  • Die schnel­le Erreich­bar­keit von Kli­ni­ken bleibt gesi­chert. Befris­te­te Aus­nah­men von bis zu drei Jah­ren kön­nen Kran­ken­häu­sern gewährt wer­den, wenn ein Kran­ken­haus nicht inner­halb einer gesetz­lich fest­ge­leg­ten Ent­fer­nung zu errei­chen ist (30 PKW-Min für die LG allg. Chir­ur­gie und allg. Inne­re Medi­zin; 40 PKW-Min für alle ande­ren LG)
  • Die wohn­ort­na­he Grund­ver­sor­gung bleibt gesi­chert. Durch sek­toren­über­grei­fen­de Ver­sor­gungs­ein­rich­tun­gen (Level 1i) wer­den zusätz­lich zu den bedarfs­not­wen­di­gen Kran­ken­häu­sern im länd­li­chen Raum, die einen Zuschlag erhal­ten, wohn­ort­nah sta­tio­nä­re Kran­ken­haus­be­hand­lung mit ambu­lan­ten und pfle­ge­ri­schen Leis­tun­gen ver­bun­den. Die­se Ein­rich­tun­gen sichern eine wohn­ort­na­he medi­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung durch eine Bün­de­lung inter­dis­zi­pli­nä­rer und inter­pro­fes­sio­nel­ler Leistungen.
  • Ein Trans­for­ma­ti­ons­fonds wird die not­wen­di­gen finan­zi­el­len Res­sour­cen bereit­stel­len, um die struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen zu för­dern. Über 10 Jah­re wer­den dafür ins­ge­samt bis zu 50 Mrd. Euro bereitgestellt.
  • Um den Ver­wal­tungs­auf­wand der Kran­ken­häu­ser zu ver­rin­gern, wird die Doku­men­ta­ti­on ver­schlankt und das Sys­tem ent­bü­ro­kra­ti­siert. Mit der Ein­füh­rung der Vor­hal­te­ver­gü­tung ver­rin­gert sich der Auf­wand bei Abrech­nungs­prü­fun­gen, da struk­tu­rier­te Stich­pro­ben­prü­fun­gen die bis­he­ri­gen Ein­zel­fall­prü­fun­gen erset­zen sollen.

 

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Quel­le: Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Gesundheit
Foto­credits: Ado­be­Stock 588940557 / Brisystem