Thema Ärztemangel: Überall fehlen Haus- und Fachärzte, im ländlichen Raum ist die ärztliche Grundversorgung schon akut gefährdet.

Es helfen nur ernstgemeinte Reformen – Kommentar von Sascha Kircher zum Ärztemangel

Wer erin­nert sich noch an den Begriff “Ärz­te­schwem­me”? Die­ser bezeich­ne­te bis zur Jahr­tau­send­wen­de den Über­hang von Medi­zi­nern gegen­über frei­en Stel­len. Weni­ge Jahr­zehn­te spä­ter das umge­dreh­te Bild: Über­all feh­len Haus- und Fach­ärz­te, im länd­li­chen Raum ist die ärzt­li­che Grund­ver­sor­gung vie­ler­orts schon akut gefähr­det, weil in Ren­te gehen­de All­ge­mein­me­di­zi­ner kei­ne Nach­fol­ger finden.

Die Ursa­chen sind viel­fäl­tig: die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung, eine völ­lig ver­än­der­te Anspruchs­hal­tung bei heu­ti­gen Arbeit­neh­mern und ein Beruf, der dank immer neu­er Vor­ga­ben zuneh­mend unat­trak­tiv wird. Die Poli­tik hat es ver­säumt, eine gro­ße Reform des Gesund­heits­sys­tems anzu­pa­cken, weil sie, teils aus Hasen­fü­ßig­keit vor Ver­bän­den und Lob­by­is­ten, nur bis zum Ende der Legis­la­tur­pe­ri­ode dach­te und lie­ber klei­ne Bret­ter bohr­te. Nun steckt der Kar­ren im Dreck.

Was ist zu tun?

Zum einen muss die Aus­bil­dung refor­miert wer­den – wer Medi­zin­stu­den­ten kennt, weiß, wie die sich auf­rei­ben, bis sie mal Geld ver­die­nen. Dann muss Ernst gemacht wer­den mit Büro­kra­tie­ab­bau und Digi­ta­li­sie­rung, damit sich Ärz­te wie­der auf ihr Kern­ge­biet kon­zen­trie­ren kön­nen: Medi­zin. Schließ­lich bedarf es einer viel straf­fe­ren Füh­rung der Pati­en­ten im System.

Mit Appel­len ver­hin­dert man nicht, dass Men­schen bei Hus­ten den Ret­tungs­wa­gen rufen oder in der Not­auf­nah­me auftauchen.

Pilot­pro­jek­te an der Schnitt­stel­le zwi­schen ambu­lan­ter und sta­tio­nä­rer Ver­sor­gung zei­gen das enor­me Ent­las­tungs­po­ten­zi­al. Dazu gehört, dass man­che Behand­lung von nicht-ärzt­li­chen Pra­xis­as­sis­ten­ten durch­ge­führt wer­den kann – die skan­di­na­vi­schen Län­der machen es uns, wie so oft, vor. Es ist aller­höchs­te Zeit für ernst­ge­mein­te Reformen.

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