Notruf der Ärzte‑, Zahnärzte- und Apothekerschaft: Freie Heilberufe bitten Bundeskanzler um Hilfe

Notruf der Ärzte‑, Zahnärzte- und Apothekerschaft: Freie Heilberufe bitten Bundeskanzler um Hilfe – Gemeinsame Pressemitteilung von ABDA, KBV und KZBV

Das hat es so noch nie gege­ben: Die Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der frei­en Heil­be­ru­fe war­nen gemein­sam vor einer schon bald dro­hen­den Ver­schlech­te­rung der flä­chen­de­cken­den und wohn­ort­na­hen Ver­sor­gung mit Apo­the­ken, Arzt- und Psy­cho­the­ra­pie­pra­xen sowie Zahn­arzt­pra­xen.In der Bun­des­pres­se­kon­fe­renz in Ber­lin rie­fen Gabrie­le Regi­na Over­wi­ening (Prä­si­den­tin der ABDA – Bun­des­ver­ei­ni­gung Deut­scher Apo­the­ker­ver­bän­de), Dr. Andre­as Gas­sen (Vor­stands­vor­sit­zen­der der Kas­sen­ärzt­li­chen Bun­des­ver­ei­ni­gung KBV) sowie Mar­tin Hend­ges (Vor­stands­vor­sit­zen­der der Kas­sen­zahn­ärzt­li­chen Bun­des­ver­ei­ni­gung KZBV) die Poli­tik im All­ge­mei­nen und Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz im Beson­de­ren am gest­ri­gen Don­ners­tag gemein­sam zum schnel­len Han­deln auf. Ein über­bor­den­des Maß an Büro­kra­tie, eine seit Jah­ren unzu­rei­chen­de finan­zi­el­le Aus­stat­tung zur Ver­sor­gung der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten, eine Digi­ta­li­sie­rung, bei der die Heil­be­ruf­ler in wich­ti­gen Fra­gen außen vor gelas­sen wer­den, ein belas­ten­der Fach­kräf­te­man­gel, wenig Ver­ständ­nis für eine prä­ven­ti­ve Ver­sor­gung sowie die durch den Spar­wahn der Kran­ken­kas­sen aus­ge­lös­te Kri­se der Arz­nei­mit­tel-Lie­fer­eng­päs­se dro­hen die von der Bevöl­ke­rung hoch geschätz­te Ver­sor­gung mit der Apo­the­ke und Pra­xis vor Ort unwie­der­bring­lich zu zer­stö­ren. Damit wer­de zugleich eine mit­tel­stän­disch gepräg­te Struk­tur mut­wil­lig gefähr­det, die für rund eine Mil­li­on wohn­ort­na­he Arbeits­plät­ze ste­he und einen sozia­len Sta­bi­li­täts­fak­tor dar­stel­le, so die Spit­zen von ABDA, KBV und KZBV. All das droht Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach mit sei­ner Poli­tik zu zer­stö­ren. Alle drei Berufs­grup­pen berich­ten, dass der Minis­ter in den bis­he­ri­gen Gesprä­chen kein Ver­ständ­nis für die Pro­ble­me und Sor­gen der Frei­be­ruf­ler gezeigt habe.

Dazu erklär­te ABDA-Prä­si­den­tin Gabrie­le Regi­na Over­wi­ening: „In der Lie­fer­eng­pass-Kri­se bewei­sen die Apo­the­ken erneut, wie wich­tig sie für die Daseins­vor­sor­ge sind. Im Auf­trag der Poli­tik über­neh­men sie immer mehr Auf­ga­ben in der wohn­ort­na­hen Ver­sor­gung – doch trotz stei­gen­der Kos­ten wur­de unse­re Ver­gü­tung seit elf Jah­ren nicht ange­passt. Infol­ge­des­sen befin­det sich die Apo­the­ken­zahl im Sink­flug. Die Bun­des­re­gie­rung muss das flä­chen­de­cken­de Apo­the­ken­netz schnellst­mög­lich stabilisieren!“

Der KBV-Vor­stands­vor­sit­zen­de Dr. Andre­as Gas­sen sagte:

„Wir wis­sen, dass vie­le der nie­der­ge­las­se­nen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen schon jetzt die Not­wen­dig­keit sehen, ihr Leis­tungs­an­ge­bot ein­zu­schrän­ken. Minis­ter Lau­ter­bach hat sei­ner­zeit ver­spro­chen, unter ihm wer­de es kei­ne Leis­tungs­kür­zun­gen geben. Tat­säch­lich läuft sei­ne gan­ze Poli­tik aber genau dar­auf hin­aus, wenn er die ambu­lan­ten Struk­tu­ren mit selbst­stän­di­gen Frei­be­ruf­lern als Rück­grat der Ver­sor­gung zerstört.“

Mar­tin Hend­ges, Vor­stands­vor­sit­zen­der der KZBV, führ­te aus: „Die Kos­ten­dämp­fungs­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung und ins­be­son­de­re die im GKV-Finanz­sta­bi­li­sie­rungs­ge­setz ver­an­ker­te strik­te Bud­ge­tie­rung haben schon jetzt ver­hee­ren­de Fol­gen für die zahn­ärzt­li­che Pati­en­ten­ver­sor­gung – ins­be­son­de­re für die neue, prä­ven­ti­ons­ori­en­tier­te Par­odon­ti­ti­s­the­ra­pie. Par­odon­ti­tis ist eine kom­ple­xe Ent­zün­dungs­er­kran­kung des Men­schen und steht in direk­ter Wech­sel­wir­kung mit Dia­be­tes mel­li­tus und nimmt zudem Ein­fluss auf wei­te­re schwe­re All­ge­mein­erkran­kun­gen. Im Sin­ne einer prä­ven­ti­ons­ori­en­tier­ten Pati­en­ten­ver­sor­gung ist es zwin­gend erfor­der­lich, die Leis­tun­gen der Par­odon­ti­ti­s­the­ra­pie von der Bud­ge­tie­rung noch in die­sem Jahr auszunehmen!“

Die Zah­len spre­chen eine beein­dru­cken­de Sprache:

Mehr als 731.000 Ärz­tin­nen und Ärz­te, ihre Teams der Medi­zi­ni­schen Fach­an­ge­stell­ten sowie Psy­cho­the­ra­peu­tin­nen und ‑the­ra­peu­ten ihre Teams lösen pro Jahr fast 580 Mil­lio­nen medi­zi­ni­sche Behand­lungs­fäl­le. Rund 73.000 behan­delnd täti­ge Zahn­ärz­tin­nen und Zahn­ärz­te ver­sor­gen im Schnitt jeweils 1200 Bun­des­bür­ger. Es gibt ca. 40.000 ver­trags­zahn­ärzt­lich zuge­las­se­ne Pra­xen in Deutsch­land. Hin­zu­kom­men rund 17.800 Apo­the­ken, in denen die rund 160.000 Apo­the­ken­be­schäf­tig­ten pro Tag mehr als 3 Mil­lio­nen Men­schen zu ihrer Arz­nei­mit­tel­the­ra­pie bera­ten und auch nachts und an Wochen­en­den bereit­ste­hen. Arzt­pra­xen, Zahn­arzt­pra­xen und Apo­the­ken sind nicht nur fes­ter Bestand­teil loka­ler Infra­struk­tu­ren in Deutsch­land, sie sind auch eine unver­zicht­ba­re sozia­le Instanz für die Bevöl­ke­rung und die nied­rig­schwel­li­ge Pfor­te zur Gesund­heits­ver­sor­gung in Deutschland.

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ABDA – Bun­des­ver­ei­ni­gung Deut­scher Apothekerverbände
KBV – Kas­sen­ärzt­li­che Bundesvereinigung
KZBV – Kas­sen­zahn­ärzt­li­che Bundesvereinigung

Ori­gi­nal-Con­tent von: ABDA Bun­desvgg. Dt. Apo­the­ker­ver­bän­de, über­mit­telt durch news aktuell

Bild­un­ter­schrift: Apo­the­ke auf dem Land
Bild­rech­te: ABDA Bun­desvgg. Dt. Apothekerverbände
Foto­graf: ABDA

 

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