1.502 Menschen leiden im Hochsauerlandkreis an Gicht – Lebenswandel spielt eine Rolle

Männer sind deutlich häufiger als Frauen betroffen

Hef­ti­ge Schmer­zen in der Nacht, Rötung, Schwel­lung und Wär­me­ge­fühl meist zuerst am Groß­zeh­ge­lenk – das sind die wich­tigs­ten aku­ten Kenn­zei­chen der chro­ni­schen Stoff­wech­sel­er­kran­kung Gicht. Schuld ist zu viel Harn­säu­re im Blut, die zu einer Ent­zün­dungs­re­ak­ti­on im Gelenk führt. Im Hoch­sauer­land­kreis waren im ver­gan­ge­nen Jahr 1.502 AOK-Ver­si­cher­te wegen Gicht-Beschwer­den in ärzt­li­cher Behand­lung. Män­ner sind mit einem Anteil von 75,9 Pro­zent der Erkrank­ten (1.140) deut­lich häu­fi­ger betrof­fen als Frau­en (362). Die Krank­heits-Sym­pto­me begin­nen meis­tens ab einem Alter von 45 Jah­ren. Erkran­ken Frau­en, ist dies meist spä­ter als bei Män­nern der Fall, da die weib­li­chen Geschlechts­hor­mo­ne einen Schutz gegen die­se Erkran­kung bie­ten. „Gicht ist eine Erkran­kung, bei der der Lebens­wan­del eine Rol­le spielt. Schlech­te Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten mit hohem Fleisch – und Alko­hol­kon­sum ver­ur­sa­chen dabei einen schäd­lich hohen Harn­säu­re­spie­gel, der die Gicht begüns­tigt“, sagt AOK-Ser­vice­re­gi­ons­lei­ter Dirk Schnei­der. 

Neben schmer­zen­den Gelen­ken und einem redu­zier­ten All­ge­mein­zu­stand führt Gicht zu star­ken Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen, Nie­ren­stei­nen und lang­fris­tig auch zu Gelenk­de­for­ma­tio­nen. Alles fängt mit einem erhöh­ten Harn­säu­re­spie­gel im Blut an (Hyper­urik­ämie). Harn­säu­re kann im Kör­per nicht abge­baut, son­dern muss über die Nie­ren wie­der aus­ge­schie­den wer­den. Gelingt dies nicht oder nur zum Teil, lagert sich die Säu­re in kris­tal­li­ner Form an den Gelen­ken ab. In fort­ge­schrit­te­nem Sta­di­um fin­den sogar Abla­ge­run­gen in ande­ren Kör­per­ge­we­ben statt. Die Ent­zün­dungs­re­ak­ti­on betrifft häu­fig das Grund­ge­lenk der Groß­ze­he, Ellen­bo­gen, Hand­ge­len­ke, Fin­ger und Knie. Gro­ße Gelen­ke wie Schul­ter und Hüf­te sind sel­te­ner betroffen.

Gicht ver­läuft in einer aku­ten Pha­se, in der plötz­lich anfalls­ar­tig in Inter­val­len Sym­pto­me auf­tre­ten, wenn der Harn­säu­re­spie­gel einen bestimm­ten Wert über­steigt. Exper­ten spre­chen dann von einem ‚Gicht­an­fall‘. Damit Betrof­fe­ne die­sen Anfall in den Griff bekom­men, wird eine sofor­ti­ge kon­se­quen­te Umstel­lung des Lebens­stils und der Ernäh­rung ange­ra­ten. Dies auch, um zu ver­mei­den, dass die Gicht­be­schwer­den chro­nisch wer­den. Eine Behand­lung ist schon des­halb wich­tig, weil ein dau­er­haft erhöh­ter Harn­säu­re­wert zu blei­ben­den Schä­den an Kno­chen und Gelen­ken füh­ren kann. Die Fol­ge: Die Gelen­ke sind nicht mehr nur wäh­rend eines Gicht­an­falls ange­schwol­len und schmer­zen, son­dern blei­ben dies dau­er­haft. Bei der ärzt­li­chen The­ra­pie kom­men harn­säu­re­sen­ken­de und schmerz­stil­len­de Medi­ka­men­te zum Einsatz. 

Doch nicht immer ist die Ernäh­rung oder der Lebens­stil ursäch­lich. Auch eine ange­bo­re­ne Stö­rung der Harn­säu­re­aus­schei­dung über die Nie­ren oder sons­ti­ge Nie­ren­er­kran­kun­gen sowie ein schlecht ein­ge­stell­ter Dia­be­tes mel­li­tus kön­nen den Harn­säu­re­spie­gel krank­haft anstei­gen las­sen. „Die gute Nach­richt für Betrof­fe­ne aus dem Hoch­sauer­land­kreis: Auch wenn eine Hei­lung der Stoff­wech­sel­krank­heit nicht mög­lich ist, ist die Pro­gno­se bei kon­se­quen­ter The­ra­pie oft gut“, so Schnei­der.

Die AOK Nord­West hilft inter­es­sier­ten Betrof­fe­nen mit Gesund­heits­kur­sen, Ernäh­rungs­schu­lun­gen und Ein­zel­be­ra­tun­gen, eine gesun­de und aus­ge­wo­ge­ne Ernäh­rung umzu­set­zen. Wei­te­re Infor­ma­ti­on unter www​.aok​.de Stich­wort ‚Ernäh­rungs­be­ra­tung‘.

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Quel­le: Jörg Lewe, Spe­zia­list Pres­se Ser­vice­re­gi­on, AOK Nord­West, Die Gesund­heits­kas­se.
Bild: Oft macht sich ein Gicht­an­fall zuerst mit Schmer­zen im Grund­ge­lenk der Groß­ze­he schmerz­haft bemerkbar.
Foto:©AOK/hfr.