Streumunition ist aus guten Gründen international geächtet. Gefährliche Sprengsätze, die auch nach einem Krieg Menschen tötet

„nd.DieWoche“: Streumunition für die Ukraine ? – Kommentar

Wenn es noch eines Bewei­ses dafür bedurft hät­te, dass die Spra­che des Krie­ges immer nur neue Gewalt gebiert, dann liegt er jetzt vor : Die USA wol­len jüngs­ten Mel­dun­gen zufol­ge der Ukrai­ne Streu­mu­ni­ti­on lie­fern. Dass dar­über auch nur nach­ge­dacht wird, zeigt : Die Kriegs­lo­gik ist ein Sys­tem der Ent­gren­zung und fort­lau­fen­den Bru­ta­li­sie­rung. Im Febru­ar hat­te der ukrai­ni­sche Prä­si­dent von der Nato Streu­bom­ben gefor­dert, unter Hin­weis dar­auf, dass auch Russ­land sol­che Waf­fen ein­setzt – im Spät­som­mer wer­den sie, wie es aus­sieht, geliefert.

Streu­mu­ni­ti­on ist aus guten Grün­den inter­na­tio­nal geäch­tet, von mehr als 100 Staa­ten. Sie ver­teilt sich sehr breit und hin­ter­lässt Hun­der­te klei­ne, aber gefähr­li­che Spreng­sät­ze, von denen auch lan­ge nach einem Krieg Men­schen getö­tet und ver­stüm­melt wer­den. Dass Län­der wie die USA, Russ­land und die Ukrai­ne der Kon­ven­ti­on gegen Streu­mu­ni­ti­on nicht bei­getre­ten sind, ist kein Frei­fahrt­schein für jede Grau­sam­keit, son­dern eine Schande.

Wie­der ein­mal bestä­tigt sich, dass die­ser Krieg nicht enden, son­dern nur noch furcht­ba­rer wird, wenn es um mehr Waf­fen statt um mehr Diplo­ma­tie geht. Die Eska­la­ti­on der Rüs­tungs­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne reich­te von Ver­tei­di­gungs­waf­fen über Pan­zer und Rake­ten bis zu Flug­zeu­gen – immer mit der Begrün­dung, dass Waf­fen­gleich­heit mit Russ­land her­ge­stellt wer­den müs­se. Dass Russ­land in der Ukrai­ne einen völ­ker­rechts­wid­ri­gen Krieg führt, ist unbe­strit­ten, aber wo soll die­ses Auge-um-Auge-Prin­zip enden ? Erst bei der Atombombe ?

Die­se Fra­ge muss spä­tes­tens jetzt laut und drin­gend gestellt wer­den. Mit der Lei­se­tre­te­rei der Bun­des­re­gie­rung, die für eine Lie­fe­rung von Streu­mu­ni­ti­on Ver­ständ­nis hat und glaubt, dass sich die US-Regie­rung die Ent­schei­dung nicht leicht mache, wird die fata­le Logik des Krie­ges jeden­falls nicht durchbrochen.

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Quel­le : nd.DerTag / nd.DieWoche, Redaktion
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Foto­credit : Ado­be­Stock 575159089 / Brisystem

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