Blöd für alle, die jetzt konkret vor der Frage stehen, was sie mit ihrer Heizung machen sollen …

Energieberaterverband warnt vor weiterer Verzögerung beim Heizungsgesetz

GIH-Vor­sit­zen­der Bolln : „Nicht auf­schnü­ren, son­dern sofort nach Som­mer­pau­se ver­ab­schie­den“ – Har­te Kri­tik an „irre­füh­ren­der“ Wer­bung der Poli­tik für Gas­hei­zun­gen – Ver­band erwar­tet Ein­bau von 1,2 Mil­lio­nen Gas­hei­zun­gen in kom­men­den vier Jahren

Deutsch­lands größ­ter Ener­gie­be­ra­ter­ver­band GIH hat ein­dring­lich vor wei­te­ren Ver­zö­ge­run­gen des Hei­zungs­ge­set­zes gewarnt und der Poli­tik eine Irre­füh­rung der Men­schen vor­ge­wor­fen, sodass bis 2028 noch 1,2 Mil­lio­nen Gas­hei­zun­gen ein­ge­baut wer­den. Der Auf­schub nach dem Urteil aus Karls­ru­he sei „blöd für alle, die jetzt kon­kret vor der Fra­ge ste­hen, was sie mit ihrer Hei­zung machen sol­len“, sag­te der GIH-Bun­des­vor­sit­zen­de Ste­fan Bolln im Inter­view mit der „Neu­en Osna­brü­cker Zei­tung“ (NOZ). „Es wäre wirk­lich fatal, wenn das Gesetz nicht zum 1. Janu­ar in Kraft tre­ten könn­te.“ Es brau­che end­lich Pla­nungs­si­cher­heit für die Men­schen, die längst völ­lig ver­un­si­chert sei­en. „Des­we­gen müs­sen die Par­la­men­ta­ri­er die Zeit im Som­mer nut­zen und sofort nach der Som­mer­pau­se das Gesetz ver­ab­schie­den“, sag­te Bolln. Soll­te das Gesetz wie von der Uni­ons­frak­ti­on ver­langt noch mal auf­ge­schnürt wer­den, „wäre die Gefahr wei­te­rer Ver­zö­ge­run­gen viel zu groß“.

Der GIH-Chef zeig­te sich erschüt­tert über den Ampel-Streit der ver­gan­ge­nen Mona­te : „Wir Ener­gie­be­ra­ter stel­len da wirk­lich mit Schre­cken fest, wie es die Poli­tik geschafft hat, die Men­schen völ­lig zu ver­un­si­chern oder dazu zu brin­gen, sich irri­ger­wei­se noch für eine Gas­hei­zung oder sogar Holz zu ent­schei­den“, sag­te Bolln der „NOZ“. „Die Tech­no­lo­gie­of­fen­heit, die von eini­gen immer wie­der und immer noch beschwo­ren wird, ist nicht mehr als ein Pla­ce­bo und irrele­vant für die Mas­se der Haushalte.“

Aus Sicht des GIH sei es auch „sehr ärger­lich, dass es noch einen Auf­schub für Gas­hei­zun­gen von vier Jah­ren gibt“. Bis zum Abschluss der kom­mu­na­len Wär­me­pla­nung wer­de kaum etwas pas­sie­ren. Dadurch wer­de bei der Wär­me­wen­de kost­ba­re Zeit ver­lo­ren. „Wir gehen davon aus, dass bis dahin in jedem Jahr noch rund 300.000 neue Gas­hei­zun­gen ein­ge­baut wer­den. Das ist in den aller­meis­ten Fäl­len auf lan­ge Sicht viel teu­rer für die Haus­be­sit­zer und in jedem Fall schlecht für das Klima.“

Es sei auch „sehr bedenk­lich“, dass in den ver­gan­ge­nen Mona­ten „vie­le fal­sche Hoff­nun­gen auf Hei­zen mit Bio­gas oder Was­ser­stoff geweckt wor­den sind“, beklag­te der Ver­bands­vor­sit­zen­de und Schorn­stein­fe­ger­meis­ter. „Was­ser­stoff wird nach Über­zeu­gung der gesam­ten Fach­welt kaum zum indi­vi­du­el­len Hei­zen ver­füg­bar sein. Maxi­mal als gerin­ge Bei­mi­schung. Hier wer­den sowohl tech­nisch als auch von den Kos­ten Irr­we­ge aufgezeigt.“

Unter Exper­ten herr­sche Einig­keit : „Die Wär­me­pum­pe ist die neue Gasheizung“. 

„In 30 Jah­ren wird man sich sehr wun­dern, war­um wir heu­te die­se Dis­kus­sio­nen über Gas, Bio­gas und Was­ser­stoff geführt haben“, fuhr Bolln fort. Das habe schon dazu geführt, dass die Nach­fra­ge nach Wär­me­pum­pen ein­ge­bro­chen sei. „Das ist auch ver­hee­rend für die vie­len Instal­la­ti­ons­be­trie­be, die nicht genau wis­sen, wohin sie ihren Betrieb aus­rich­ten sol­len. Das Ergeb­nis des Par­tei­en­gezänks ist Still­stand und Frust.“

Er sehe der­zeit nicht, wie Deutsch­land sein Ziel, bis 2045 kli­ma­neu­tral zu wer­den, unter die­sen Bedin­gun­gen noch schaf­fen kön­ne. „Das ein­zig Posi­ti­ve : Wer jetzt eine Wär­me­pum­pe kau­fen will, kommt wie­der schnel­ler an das Gerät.“

_______________________

Quel­le : Neue Osna­brü­cker Zei­tung, Redaktion
Ori­gi­nal-Con­tent von : Neue Osna­brü­cker Zei­tung, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 231076996 / Brisystem

 

Print Friendly, PDF & Email