Berliner Morgenpost : Mehr Technologieoffenheit Leitartikel von Jason Blaschke zu Heizungen

Der Heizungshammer : Viele Verbraucherinnen und Verbraucher trifft es derzeit mit voller Härte

Erst die hor­ren­den Ener­gie­prei­se 2022, jetzt der Hei­zungs­ham­mer der Ampel­ko­ali­ti­on. Vie­le Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher trifft es der­zeit mit vol­ler Här­te. Noch vor ein paar Jah­ren war der Ein­bau neu­er Gas- oder Ölhei­zun­gen kein gro­ßes The­ma. Mit rund 7000 bis 10.000 Euro sind die­se deut­lich preis­wer­ter als eine Wär­me­pum­pe oder Pel­let­hei­zung und für vie­le Eigen­tü­mer eine zu stem­men­de Inves­ti­ti­on. Doch damit könn­te ab 2024 mit Blick auf das geplan­te Hei­zungs­ge­setz der Ampel-Par­tei­en Schluss sein.

Jede Hei­zung, die ab 2024 neu ein­ge­baut wird, soll einen rege­ne­ra­ti­ven Anteil von min­des­tens 65 Pro­zent haben. Die Ver­brau­cher haben die Wahl : ent­we­der ei­ne Wär­me­pum­pe ab 15.000 Euro auf­wärts oder eine Hybrid­hei­zung, die eben­falls moder­ne Tech­nik ent­hält – etwa eine Wär­me­pum­pe. Das heißt : Selbst bei Hybrid­hei­zun­gen kom­men Betrof­fe­ne nicht um eine teu­re Wär­me­pum­pe oder Solar­ther­mie­an­la­ge her­um. Und : In Deutsch­land greift schon eine Aus­tausch­pflicht für über 30 Jah­re alte Gas- und Ölhei­zun­gen. Abseh­bar wären somit alle Eigen­tü­mer mit Gas- oder Ölhei­zung betroffen.

Die Ein­hal­tung der Aus­tausch­pflicht wird kon­trol­liert – Buß­gel­der von bis zu 50.000 Euro dro­hen. Ein Hin­aus­zö­gern der Aus­tausch­pflicht ist nur schwer mög­lich. Gera­de finan­zi­ell schwä­che­re Fami­li­en kön­nen hier über­for­dert sein. Noch immer gibt es kei­ne Här­te­fall­re­ge­lung. Aus­nah­men vom Gas- und Ölhei­zungs­ver­bot soll es nur für über 80-Jäh­ri­ge geben. Wei­te­re För­de­run­gen für finan­zi­ell schwä­che­re Haus­hal­te wur­den bis­her nur ange­kün­digt. Auch für sol­che Här­te­fäl­le muss man über Aus­nah­men nach­den­ken – auch, wenn die­se nur befris­tet wären.

Statt mit Ver­bo­ten und Auf­la­gen soll­te die Poli­tik grund­sätz­lich mehr finan­zi­el­le Anrei­ze schaf­fen und sich für den Aus­bau kli­ma­freund­li­cher Tech­no­lo­gien stark machen. Die Wär­me­pum­pe kann nicht die ein­zi­ge Lösung sein. In schlecht gedämm­ten Alt­bau­ten ist die Pel­let­hei­zung die bes­se­re Alter­na­ti­ve. Auch Nah- und Fern­wär­me hat ein gro­ßes Poten­zi­al und könn­te gera­de in grö­ße­ren Städ­ten vie­le Eigen­tü­mer vor der Inves­ti­ti­on in eine neue Hei­zung bewah­ren. Denn im Unter­schied zur Wär­me­pum­pe oder Pel­let­hei­zung muss kei­ne Hei­zungs­an­la­ge instal­liert wer­den. Die Wär­me kommt direkt ins Haus.

Klar ist auch : För­de­run­gen – bezahlt vom Fis­kus – sind kei­ne Lösung für Mil­lio­nen Haus­hal­te. Der Staat könn­te aber sehr wohl in den Aus­bau der Nah- und Fern­wär­me inves­tie­ren. Der Anschluss an ein Nah- oder Fern­wär­me­netz kos­tet zwi­schen 5000 und 10.000 Euro – ver­gleich­bar mit einer neu­en Gas- oder Ölhei­zung. In länd­li­chen Regio­nen könn­ten Pel­let­hei­zun­gen stär­ker bezu­schusst werden.

Ins­ge­samt könn­te die Poli­tik für mehr Tech­no­lo­gie­of­fen­heit sor­gen, wenn sie die Gebäu­de­sa­nie­rung stär­ker bezu­schusst und weni­ger ein­zel­ne Heiz­ge­rä­te. Denn ein gut gedämm­tes Haus ist für das Kli­ma immer bes­ser als ein schlecht iso­lier­ter Alt­bau. Die Ver­brau­cher hät­ten dadurch wie­der­um mehr Geld für eine Hei­zungs­an­la­ge, die wirk­lich zu ihrem Gebäu­de passt. Die jet­zi­ge För­der­po­li­tik schafft mit­un­ter fal­sche Anrei­ze, da Wär­me­pum­pen stär­ker geför­dert wer­den. Tech­no­lo­gie­of­fen­heit bedeu­tet eine För­de­rung aller kli­ma­freund­li­chen Optio­nen – inklu­si­ve Pel­lets, Was­ser­stoff, Bio­gas oder Nah- und Fern­wär­me. Es gibt genü­gend Optionen.

Ja, es ist rich­tig, dass die Poli­tik Maß­nah­men für den Kli­ma­schutz ergreift. Die­se soll­ten aber für die Ver­brau­cher stemm­bar sein, um die Ener­gie­wen­de erfolg­reich vor­an­zu­trei­ben und dabei mög­lichst vie­le Men­schen mitzunehmen.

Quel­le : BER­LI­NER MORGENPOST
Ori­gi­nal-Con­tent von : BER­LI­NER MOR­GEN­POST, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit : Ado­be­Stock 542192551

 

Print Friendly, PDF & Email