Krankenhäuser halten geplante Reform für „extrem gefährlich“

Ökonomische Prinzip in den Krankenhäusern: Wenn Kliniken immer das gleiche Geld für einen Fall bekommen

Deutsch­land gibt 13,1 Pro­zent sei­nes Brut­to­in­lands­pro­dukts für gesund­heit­li­che Ver­sor­gung aus. Das ist viel. Trotz­dem steht das Sys­tem vor dem Kol­laps. Es ist fehl­ge­steu­ert. Weil die Kran­ken­häu­ser fast alles über Fall­pau­scha­len abrech­nen, regiert das öko­no­mi­sche Prin­zip in den Kran­ken­häu­sern: Wenn Kli­ni­ken immer das glei­che Geld für einen Fall bekom­men, so schnell abge­han­delt oder auch auf­wen­dig er sein mag, lohnt es sich, mög­lichst vie­le Fäl­le mög­lichst bil­lig zu behan­deln. Die­se Fall­pau­scha­len-Ori­en­tie­rung will Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lau­ter­bach (SPD) besei­ti­gen. Zumal die Aus­wir­kun­gen gra­vie­rend sind: Vie­le Kli­ni­ken haben wenig lukra­ti­ve Leis­tun­gen wie Geburts­hil­fe, Pfle­ge und Kin­der­me­di­zin abge­baut. Gleich­zei­tig sind ortho­pä­di­sche und kar­dio­lo­gi­sche Ein­grif­fe sprung­haft ange­stie­gen. Neue Hüf­te? Aber bit­te! Da klin­gelt die Kas­se! Ein Ansatz, der jedem Pati­en­ten den Glau­ben nimmt, mit dem höchs­ten Gut Gesund­heit in Deutsch­land gut auf­ge­ho­ben zu sein. Lau­ter­bachs Ansatz ist des­halb grund­sätz­lich gut und rich­tig. Aber er nimmt nicht alles in den Blick.

Und das kri­ti­siert die Kran­ken­haus­ge­sell­schaft, die Lau­ter­bach als Lob­by­is­ten­ver­ein kenn­zeich­net, zurecht. Die jetzt vor­ge­leg­te Aus­wir­kungs­ana­ly­se der Reform für das dicht besie­del­te Nord­rhein-West­fa­len bezeugt vor allem eines: dass von den in Fra­ge kom­men­den Kran­ken­häu­sern für bestimm­te Leis­tun­gen kaum mehr wel­che übrig blei­ben, wenn es dar­um geht, eini­ger­ma­ßen wohn­ort­nah qua­li­ta­tiv zufrie­den­stel­lend behan­delt zu wer­den. Das ist im Sin­ne der Daseins­vor­sor­ge nicht zu Ende gedacht. Tat­säch­lich scheint die Kran­ken­haus­pla­nung für NRW in die­ser Fra­ge bereits bes­se­re Ant­wor­ten zu bie­ten. Alle kön­nen alles und immer – das ist wenig ver­trau­ens­er­we­ckend und schon in Sachen Essens-Lie­fer­ser­vice kei­ne Basis für eine Emp­feh­lung. Der Bedarf ist dabei eigent­lich doch ganz klar: Es braucht Spe­zia­li­sie­run­gen und Fusio­nen für her­aus­ra­gen­de Medi­zin in schwer­wie­gen­den Fäl­len. Und es braucht das wohn­ort­na­he Kran­ken­haus, das aus­kömm­lich Grund­ver­sor­gung anbie­tet. Hier wie dort ohne unver­hält­nis­mä­ßi­ge Gewinnerwartungen

Quel­le: West­deut­sche Zei­tung, Nachrichtenredaktion
Ori­gi­nal-Con­tent von: West­deut­sche Zei­tung, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit: Ado­be­Stock 329760708