Von der Welt vergessen. Eisige Temperaturen treffen obdachlose Überlebende der Flutkatastrophe in Pakistan

Lage vor Ort: Zerstörte Schulen und Kinder, denen die Bildung fehlt …

In Paki­stan ist die Gesund­heit von Klein­kin­dern, älte­ren Men­schen und schwan­ge­ren Frau­en durch den Win­ter­ein­bruch beson­ders gefähr­det. Vie­le Häu­ser und Gesund­heits­zen­tren sind nach der Flut­ka­ta­stro­phe noch immer schwer beschä­digt und müs­sen drin­gend repa­riert wer­den. Doch die Mit­tel für huma­ni­tä­re Hil­fe gehen zur Nei­ge, da der inter­na­tio­na­le Appell nur zu 23 Pro­zent finan­ziert wird.

In Tei­len Paki­stans fällt Schnee und den Über­le­ben­den der Flut­ka­ta­stro­phe ste­hen zwei har­te Mona­te mit eisi­gen Tem­pe­ra­tu­ren bevor, warnt die Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on Isla­mic Reli­ef. Die Men­schen sind noch immer obdach­los und leben im Freien.

In den nord­west­li­chen Tei­len der Pro­vinz Belut­schi­stan ist der ers­te Schnee des Jah­res gefal­len und in den nächs­ten Wochen wer­den im gan­zen Land Win­ter­re­gen­fäl­le ein­set­zen. Gemein­den auf dem Land benö­ti­gen drin­gend den Wie­der­auf­bau von Häu­sern und Gesund­heits­zen­tren, aber in vie­len Gebie­ten haben die Arbei­ten auf­grund feh­len­der Mit­tel kaum begon­nen. Die huma­ni­tä­re Hil­fe zur Bewäl­ti­gung der schlimms­ten Über­schwem­mung in Paki­stan ist nur zu 23 Pro­zent finanziert.

Asif She­ra­zi, der Lan­des­di­rek­tor von Isla­mic Reli­ef in Paki­stan, sagt zur Lage vor Ort: 

„Gemein­den im gan­zen Land wer­den mit der eisi­gen Käl­te und star­ken Regen­fäl­len zu kämp­fen haben und in den dürf­tigs­ten Unter­künf­ten leben. Wir wis­sen, dass dies zu gro­ßen gesund­heit­li­chen Pro­ble­men füh­ren wird, ins­be­son­de­re für Schutz­be­dürf­ti­ge wie schwan­ge­re Frau­en, klei­ne Kin­der und älte­re Men­schen. Als die Über­schwem­mun­gen Mit­te des Jah­res auf­tra­ten, gab es welt­weit viel Auf­merk­sam­keit, aber jetzt scheint es, als sei Paki­stan von der Nach­rich­ten­agen­da ver­schwun­den und die Men­schen sei­en ver­ges­sen worden.“

Vier Mona­te nach den schlimms­ten Über­schwem­mun­gen, bei denen mehr als zwei Mil­lio­nen Häu­ser und mehr als 2.000 Gesund­heits­ein­rich­tun­gen beschä­digt oder zer­stört wur­den, sind hun­dert­tau­sen­de von Fami­li­en wei­ter­hin obdach­los oder leben in Zelten.

Vie­le Men­schen in Khy­ber Pakhtunkhwa (KPK) und Nord­west-Belut­schi­stan sind in ihre Dör­fer zurück­ge­kehrt, aber ihre Häu­ser sind immer noch schwer beschä­digt und sie haben kein Ein­kom­men, um Repa­ra­tu­ren durch­zu­füh­ren. In Sindh und Ost-Belut­schi­stan haben die Men­schen eben­falls begon­nen, nach Hau­se zurück­zu­keh­ren, aber fast die Hälf­te des Gebiets steht immer noch unter Was­ser. Die Über­schwem­mun­gen haben den Vieh­be­stand und die Ern­te ver­nich­tet, so dass vie­le Men­schen zum Über­le­ben völ­lig auf Hil­fe ange­wie­sen sind.

Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter von Isla­mic Reli­ef set­zen Gelän­de­fahr­zeu­ge und klei­ne Boo­te ein, um die abge­schnit­te­nen Gemein­den zu errei­chen. Bis­lang hat Isla­mic Reli­ef mehr als 870.000 Men­schen gehol­fen. Zur Hil­fe gehö­ren die Bereit­stel­lung von Bar­geld und Mate­ria­li­en, um Fami­li­en beim Wie­der­auf­bau ihrer Häu­ser zu unter­stüt­zen, sowie der Bau von dau­er­haf­ten Unter­künf­ten in Belut­schi­stan, um Fami­li­en vor der Käl­te zu schüt­zen. Die Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on hilft auch beim Wie­der­auf­bau von Schu­len, Gesund­heits­zen­tren und der Wasserversorgung.

Isla­mic Reli­ef for­dert inter­na­tio­na­le Geber auf, huma­ni­tä­re Mit­tel aufzustocken 

Mit der Auf­for­de­rung wer­den ins­be­son­de­re Indus­trie­län­der des Glo­ba­len Nor­dens mit den größ­ten Koh­len­stoff­emis­sio­nen adres­siert, die am meis­ten zum Kli­ma­wan­del bei­getra­gen haben.

Asif She­ra­zi sagt: „Die inter­na­tio­na­le Hil­fe erreicht nur 25 Pro­zent der betrof­fe­nen Bevöl­ke­rung, so dass Mil­lio­nen von Men­schen völ­lig im Stich gelas­sen wer­den. Die Über­schwem­mun­gen sind größ­ten­teils durch den Kli­ma­wan­del ver­ur­sacht wor­den, für den die indus­tria­li­sier­ten Län­der des Glo­ba­len Nor­dens mehr Ver­ant­wor­tung über­neh­men müs­sen. Dazu muss zunächst sicher­ge­stellt wer­den, dass die huma­ni­tä­ren Hilfs­ap­pel­le voll­stän­dig finan­ziert wer­den. Loka­le und inter­na­tio­na­le Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen wie wir tun, was sie kön­nen, aber Paki­stan braucht eine deut­li­che Auf­sto­ckung der inter­na­tio­na­len huma­ni­tä­ren Mit­tel, um wirk­lich etwas bewir­ken zu können.“

Schwan­ge­re und Neu­ge­bo­re­ne in Gefahr: Pre­kä­re Gesund­heits­ver­sor­gung auf dem Land

Die Gesund­heits­ver­sor­gung auf dem Land war schon vor den Über­schwem­mun­gen pre­kär, aber die Schä­den an den ört­li­chen Kli­ni­ken und Gesund­heits­zen­tren bedeu­ten, dass Tau­sen­de von Men­schen über­haupt kei­nen Zugang mehr zu Gesund­heits­ver­sor­gung haben.

Asif She­ra­zi sagt: „Es wird Mona­te dau­ern und erheb­li­che finan­zi­el­le Mit­tel erfor­dern, bis die Gesund­heits­zen­tren wie­der voll funk­ti­ons­fä­hig sind. In der Zwi­schen­zeit ste­hen über 100.000 Frau­en vor der Ent­bin­dung. Wir haben bereits von vie­len schwan­ger­schafts­be­ding­ten Kom­pli­ka­tio­nen gehört und befürch­ten, dass vie­le schwan­ge­re Müt­ter und ihre Neu­ge­bo­re­nen ster­ben könn­ten, wenn sie nicht in der Lage sind, den Zugang zu medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung zu erhal­ten, wenn sie die­sen benötigen.

Isla­mic Reli­ef stellt schwan­ge­ren Müt­tern Hilfs­pa­ke­te für Neu­ge­bo­re­ne zur Ver­fü­gung, die Decken, Win­deln sowie dicke Socken und Müt­zen zum Warm­hal­ten enthalten.

Zer­stör­te Schu­len und Kin­der, denen die Bil­dung fehlt

Das Bil­dungs­we­sen in den von der Flut­ka­ta­stro­phe betrof­fe­nen Regio­nen ist stark in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wor­den und die Wie­der­auf­bau­maß­nah­men kom­men nicht schnell genug vor­an. In Khy­ber Pakhtunkhwa und im Nord­wes­ten Belut­schi­stans hat sich die Lage zwar ver­bes­sert, aber vie­le Schul­ge­bäu­de, Möbel und Aus­rüs­tun­gen sind immer noch beschä­digt und unbrauch­bar. In Sindh und Ost-Belut­schi­stan haben die Kin­der immer noch Schwie­rig­kei­ten, wie­der zur Schu­le zu gehen, da die Gebäu­de beschä­digt oder zer­stört sind und die meis­ten Möbel und Aus­rüs­tun­gen feh­len. Eini­ge Schu­len ste­hen immer noch unter Was­ser und sind für das Per­so­nal und die Schü­ler völ­lig unzugänglich.

Als Reak­ti­on dar­auf hat Isla­mic Reli­ef nicht nur Schul­ge­bäu­de repa­riert, son­dern auch pro­vi­so­ri­sche Lern­zen­tren in Sindh ein­ge­rich­tet, damit die Kin­der wei­ter­hin ler­nen können.

Der paki­sta­ni­sche Flut­be­kämp­fungs­plan for­der­te 816 Mil­lio­nen Dol­lar, davon sind bis­her nur 23 Pro­zent von inter­na­tio­na­len Gebern eingegangen.

 

Quel­le: Sara Ahmed Mar­ti­nez, Pressereferentin
Ori­gi­nal-Con­tent von: Isla­mic Reli­ef Deutsch­land e.V., über­mit­telt durch news aktuell

Bild­un­ter­schrift: Eine älte­re Frau im Pis­hin Distrikt in Belut­schi­stan, blickt in die Kame­ra (Copy­right Isla­mic Relief)
Bild­rech­te: Isla­mic Reli­ef Deutsch­land e.V.Fotograf: Isla­mic Reli­ef Deutsch­land e.V.

 

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