Start der Urlaubssaison trifft auf fehlendes Hotelpersonal im HSK

Zahl der offenen Stellen in Corona-Zeit um 49 Prozent gestiegen

win­ter­berg-total­lo­kal : Hoch­sauer­land­kreis : Hotel­le­rie am Limit : Zu Beginn der Haupt­rei­se­zeit fehlt in vie­len Hotels und Pen­sio­nen im Hoch­sauer­land­kreis das nöti­ge Per­so­nal. „Rezep­tio­nis­tin­nen, Köche, Bar­kee­per, Ser­vice- und Rei­ni­gungs­kräf­te wer­den hän­de­rin­gend gesucht. Ohne sie kann die Bran­che in der wich­tigs­ten Sai­son des Jah­res nicht durch­star­ten“, sagt Isa­bell Mura von der Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten. Die NGG ver­weist auf eine Sta­tis­tik der Bun­des­agen­tur für Arbeit. Danach zähl­te das Beher­ber­gungs­ge­wer­be im Hoch­sauer­land­kreis Ende Juni 182 offe­ne Stel­len – 15 Pro­zent mehr als vor genau einem Jahr und 49 Pro­zent mehr als Mit­te 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie.

„Für vie­le Hote­liers ist es aktu­ell ein­fa­cher, Gäs­te zu fin­den als Mit­ar­bei­ter. Denn in der Fol­ge von Lock­downs und Kurz­ar­beit haben etli­che Beschäf­tig­te ihre Bran­che ver­las­sen. Es kommt jetzt dar­auf an, Fach­leu­te mit guten Kon­di­tio­nen zu locken, um für die stei­gen­de Nach­fra­ge nach Urlaubs- und Geschäfts­rei­sen gewapp­net zu sein“, so NGG-Geschäfts­füh­re­rin Mura. Ein ent­schei­den­der Punkt sei die Bezah­lung. Hier habe sich bereits eini­ges getan : Mit dem neu­en Tarif­ver­trag, den die Gewerk­schaft mit dem Deut­schen Hotel- und Gast­stät­ten­ver­band (Deho­ga) aus­ge­han­delt hat, liegt der Ein­stiegs­ver­dienst in der Bran­che in Nord­rhein-West­fa­len seit Mai bei 12,50 Euro pro Stun­de – 28 Pro­zent mehr als zuvor. Fach­kräf­te kom­men auf einen Stun­den­lohn von min­des­tens 13,95 Euro. „Ent­schei­dend ist nun, dass sich die Betrie­be an die tarif­li­chen Stan­dards hal­ten“, betont Mura.

Doch auch bei den Arbeits­be­din­gun­gen müss­ten die Fir­men nach­le­gen, um sich im Wett­be­werb um drin­gend gesuch­tes Per­so­nal behaup­ten zu kön­nen. „Hotel­an­ge­stell­te arbei­ten oft dann, wenn ande­re frei haben – nachts, am Wochen­en­de oder an Fei­er­ta­gen. Das geht zulas­ten von Fami­lie und Frei­zeit. Es ist wich­tig, Arbeits­zei­ten im Sin­ne der Beschäf­tig­ten zu orga­ni­sie­ren“, macht Mura deut­lich. Fle­xi­bi­li­tät dür­fe kei­ne Ein­bahn­stra­ße nur für Unter­neh­mer sein. Die Gewerk­schaf­te­rin mahnt zugleich die Ein­hal­tung des Arbeits­zeit­ge­set­zes an : „Auf das vor­han­de­ne Per­so­nal kommt eine hohe Mehr­be­las­tung zu. Aber die gesetz­li­chen Vor­schrif­ten, die die Beschäf­tig­ten schüt­zen, dür­fen nicht unter­lau­fen wer­den. Dabei las­sen sie genü­gend Spiel­räu­me, um Auf­trags­spit­zen abzu­fe­dern. Ein Her­um­ex­pe­ri­men­tie­ren am Arbeits­zeit­ge­setz, wie es die FDP in den Ber­li­ner Koali­ti­ons­ver­trag hin­ein­ver­han­delt hat, ist nicht der rich­ti­ge Weg.“

Für die Hotel­bran­che im Hoch­sauer­land­kreis rech­net Mura mit einer hohen Aus­las­tung für die kom­men­den Mona­te : „Nach fast zwei­ein­halb Jah­ren Coro­na machen vie­le Men­schen zum ers­ten Mal wie­der rich­tig Urlaub. Der Tou­ris­mus im Sau­er­land steht dabei hoch im Kurs. Und auch man­che ver­scho­be­ne Geburts­tags- oder Hoch­zeits­fei­er wird nach­ge­holt.“ Damit die Plä­ne der Gäs­te nicht an feh­len­den Rezep­tio­nis­ten und Köchin­nen schei­ter­ten, müs­se die Bran­che für die Beschäf­tig­ten attrak­ti­ver wer­den, ist Mura über­zeugt. Das gelin­ge nur, indem sich Löh­ne und Arbeits­be­din­gun­gen verbesserten.

„Zwar ist klar, dass damit gera­de für klei­ne­re Betrie­be die Per­so­nal­kos­ten stei­gen“, räumt die Gewerk­schaf­te­rin ein. Aber anders sei­en kei­ne Men­schen mehr für den Job im Gast­ge­wer­be zu gewin­nen. Es kom­me dar­auf an, dass jetzt auch die Kun­den Ver­ständ­nis zeig­ten. „Für ein sau­be­res Hotel­zim­mer und einen guten Ser­vice soll­te man bereit sein, etwas mehr aus­zu­ge­ben. Das gilt auch im Restau­rant. Ein Schnit­zel für neun Euro ist heu­te nicht mehr mach­bar“, so Mura.

Bild : Hotel Rezeption

Foto­credits : NGG

Quel­le : Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG)

 

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