Homeoffice : Gewerkschaft NGG fordert klare Regeln bei der Heimarbeit

Im Hochsauerlandkreis „großes Thema“ für 1.900 Beschäftigte in Ernährungsindustrie

win­ter­berg-total­lo­kal : Schö­ne neue Arbeits­welt oder Rund-um-die-Uhr-Ein­satz für den Chef ? Das Home­of­fice ist seit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie zum All­tag für vie­le Beschäf­tig­te im Hoch­sauer­land­kreis gewor­den. Doch die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) ver­misst kla­re Regeln für die Heim­ar­beit – und for­dert die nächs­te Bun­des­re­gie­rung zu Nach­bes­se­run­gen auf. „Das Arbei­ten von zuhau­se aus macht man­ches ein­fa­cher und soll­te auch nach Coro­na mög­lich sein. Aller­dings müs­sen wich­ti­ge Punk­te für die Beschäf­tig­ten geklärt wer­den – vom Auf­zeich­nen der Arbeits­zeit über die Bezah­lung der Büro­aus­stat­tung bis hin zur Mit­spra­che von Gewerk­schaf­ten und Betriebs­rä­ten“, sagt Isa­bell Mura, Geschäfts­füh­re­rin der NGG-Regi­on Südwestfalen.

Home­of­fice und mobi­les Arbei­ten sei­en dabei längst nicht nur ein The­ma für Büro­jobs, son­dern auch in Wirt­schafts­zwei­gen wie der Ernäh­rungs­in­dus­trie rele­vant. Die Bran­che beschäf­tigt im Hoch­sauer­land­kreis laut Arbeits­agen­tur rund 1.900 Men­schen. „Hier geht es vor allem um Stel­len in der Ver­wal­tung, Buch­hal­tung und Logis­tik, bei denen seit dem Früh­jahr ver­gan­ge­nen Jah­res das Home­of­fice erprobt wur­de. Aber auch im Außen­dienst und in Tei­len der Pro­duk­ti­on hat sich die Heim­ar­beit mitt­ler­wei­le eta­bliert“, so Mura.

Ent­schei­dend sei aller­dings, dass das Home­of­fice für Beschäf­tig­te frei­wil­lig blei­be. Ihnen dürf­ten kei­ne Nach­tei­le ent­ste­hen, wenn sie nicht zuhau­se arbei­ten könn­ten – oder zurück in den Betrieb woll­ten. „Und es kommt dar­auf an, dass die Arbeits­zei­ten auch am hei­mi­schen Schreib­tisch doku­men­tiert wer­den. Home­of­fice braucht Gren­zen und darf nicht dazu füh­ren, dass Beschäf­tig­te rund um die Uhr für den Chef erreich­bar sind. Pri­va­tes und Beruf­li­ches müs­sen getrennt blei­ben“, betont Mura.

Die Gewerk­schaft NGG sieht nun ins­be­son­de­re die nächs­te Bun­des­re­gie­rung in der Pflicht : „Es geht dar­um, auch über die Pan­de­mie hin­aus fai­re Regeln im Sin­ne der Beschäf­tig­ten zu fin­den.“ Ein ent­schei­den­der Punkt dabei : „Betriebs­rä­te und Gewerk­schaft soll­ten beim Home­of­fice stär­ker mit­re­den – etwa bei der tech­ni­schen Aus­stat­tung des hei­mi­schen Büros oder bei der Online-Wahl von Arbeit­neh­mer­ver­tre­tern“, so Mura.

Außer­dem kön­ne es nicht sein, dass Beschäf­tig­te auf den Kos­ten für das dienst­lich genutz­te Tele­fon sit­zen blie­ben oder bei einem feh­len­den Arbeits­zim­mer den Küchen­tisch als Schreib­tisch nut­zen müss­ten. „Die Unter­neh­men spa­ren hier teil­wei­se enor­me Sum­men ein, wäh­rend Heim­ar­bei­ten­de mit ihren Pro­ble­men oft allein gelas­sen wer­den“, kri­ti­siert Mura. Die von der letz­ten Bun­des­re­gie­rung geschaf­fe­ne steu­er­li­che Absetz­bar­keit beim Home­of­fice sei mit 600 Euro pro Jahr deut­lich zu nied­rig. Unterm Strich brin­ge das einem Groß­teil der Beschäf­tig­ten kei­ne spür­ba­re Entlastung.

Eine reprä­sen­ta­ti­ve Umfra­ge des Deut­schen Gewerk­schafts­bun­des (DGB) aus dem ver­gan­ge­nen Jahr unter­streicht, dass beim Zuhau­se-Arbei­ten noch etli­ches im Argen liegt. So gaben 29 Pro­zent der Befrag­ten im Home­of­fice an, häu­fig außer­halb ihrer Arbeits­zeit unbe­zahlt für die Fir­ma zu arbei­ten. Unter allen Beschäf­tig­ten waren es nur 13 Pro­zent. Fast jeder zwei­te Heim­ar­bei­ter berich­te­te, auch in der arbeits­frei­en Zeit nicht rich­tig „abschal­ten“ zu kön­nen. Gleich­zei­tig erklär­ten 85 Pro­zent der Home­of­fice-Befrag­ten, ihre Arbeits­zeit selbst­stän­dig pla­nen zu kön­nen – bei Beschäf­tig­ten mit einem fes­ten Arbeits­platz waren es nur 65 Pro­zent. Unter den Men­schen, die nicht im Home­of­fice arbei­ten wol­len, gaben 73 Pro­zent feh­len­de Arbeits­mit­tel als Hemm­nis an. Fast zwei Drit­tel befürch­ten eine Ver­mi­schung von Arbeits- und Privatleben.

Wei­te­re Infos unter : https://​index​-gute​-arbeit​.dgb​.de/

Quel­le : Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG)

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