Mutter-Kind-Kliniken bangen wieder um den Rettungsschirm

„Familien werden im Stich gelassen“: Hilfen für Kliniken nur für zwei Wochen verlängert

win­ter­berg-total­lo­kal : Win­ter­berg / Bad Wil­dun­gen / Ber­lin. Zwei Wochen ver­län­gern, dann ein­stel­len : Das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um (BMG) plant die Auf­lö­sung des Ret­tungs­schirms für Vor­sor­ge- und Reha­kli­ni­ken, der bis zum 31. Mai befris­tet war. Eine Ver­län­ge­rung ist nur bis zum 15. Juni vor­ge­se­hen. „Eine Nach­richt, die uns schockt“, sagt Heinz-Georg Eirund, Vor­stand des Cari­tas­ver­ban­des Bri­lon. Die Cari­tas Bri­lon ist Trä­ge­rin der Mut­ter-Kind-Kli­ni­ken St. Ursu­la in Win­ter­berg und Tali­tha in Bad Wil­dun­gen. Dort kom­men Müt­ter mit ihren Kin­dern aus ganz Deutsch­land zusam­men, um Struk­tu­ren und Wege für ein gelin­gen­des Fami­li­en­le­ben zu fin­den. „Wir bie­ten also ganz kon­kre­te Lebens­hil­fen an, die Fami­li­en vor allem in und ins­be­son­de­re nach der Pan­de­mie-Zeit drin­gend benö­ti­gen“, unter­streicht Vor­stand Eirund. „Mit unse­rem Hilfs­auf­trag wer­den wir jetzt aber von­sei­ten der Poli­tik allein gelassen.“

Heinz-Georg Eirund und Ulrich Fliege-Sölken
For­dern die Fort­füh­rung des Ret­tungs­schirms für Mutter-Vater-Kind-Kliniken 

Siche­rung : Seit Mona­ten nur scheib­chen­wei­se verlängert

Auch die Geschäfts­füh­re­rin des Müt­ter­ge­nesungs­werks, Anne Schil­ling, hält die­se Absicht des BMG für schlicht „unzu­mut­bar und unfass­bar“ für die über 70 Kli­ni­ken im MGW-Ver­bund. Seit Beginn der Coro­na-Pan­de­mie kämp­fen die über 70 gemein­nüt­zi­ge Vor­sor­ge- und Reha­bi­li­ta­ti­ons­kli­ni­ken für Müt­ter und Väter und für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge im MGW-Ver­bund um ihre Exis­tenz. Der Ret­tungs­schirm für die Kli­ni­ken wird seit Mona­ten nur scheib­chen­wei­se ver­län­gert. Mit ihm erhal­ten Kli­ni­ken für Coro­na-beding­te Einnahmeausfälle

 

Aus­gleichs­zah­lun­gen von 50 Pro­zent. Nun soll er nur um zwei Wochen ver­län­gert wer­den und dann weg­fal­len. Die Begrün­dung ist, dass eine wei­te­re Ver­län­ge­rung auf­grund des abfla­chen­den Infek­ti­ons­ge­sche­hens nicht erfor­der­lich sei. „Natür­lich haben wir in den Kli­ni­ken sehr hohe Hygie­ne- und Schutz­maß­nah­men. Aber letzt­end­lich kom­men in den Kli­ni­ken Müt­ter aus ganz Deutsch­land und aus ganz unter­schied­li­chen Kon­tex­ten zusam­men. Wir kön­nen das Infek­ti­ons­ri­si­ko best­mög­lich mini­mie­ren, aber nicht abso­lut kon­trol­lie­ren“, sagt Ulrich Flie­ge-Söl­ken, Fach­be­reichs­lei­ter Mut­ter-Kind-Kli­ni­ken bei der Cari­tas Bri­lon. In bei­den Cari­tas-Kli­ni­ken wur­den bereits Coro­na-Infek­tio­nen fest­ge­stellt, die Abrei­sen, Qua­ran­tä­nen und auch einen kom­plet­ten wie behörd­lich ange­ord­ne­ten Kur­ab­bruch zu Fol­ge hat­ten. Das sind Kos­ten, wel­che die Kli­nik­kas­sen belas­ten. „Die Argu­men­ta­ti­on ist auch aus einem wei­te­ren Grund nicht nach­voll­zieh­bar“, kri­ti­siert MGW-Geschäfts­füh­re­rin Schil­ling. „Ver­gan­ge­ne Woche hat man das Gesund­heits­ver­sor­gungs- und Pfle­ge­ver­bes­se­rungs­ge­setz (GPVG) bis Ende 2021 ver­län­gert, weil das Pan­de­mie­ge­sche­hen einen wirt­schaft­li­chen Betrieb nicht ermöglicht.“

Taltiha-Klinik BadWildungen
Set­zen auf Sicher­heit und benö­ti­gen Sicher­heit : Die Mit­ar­bei­ten­den in den Mut­ter-Kind-Klin­ken fürch­ten, dass der finan­zi­el­le Coro­na-Schutz für die Kli­ni­ken weg­fällt. Eine Sor­ge, die sie mit Fami­li­en tei­len, die Hil­fe benötigen. 

For­de­rung : Ret­tungs­schirm soll bis Jah­res­en­de laufen

Das Müt­ter­ge­nesungs­werk for­dert die Ver­län­ge­rung des Ret­tungs­schirms für die Kli­ni­ken bis Ende 2021. Die Pan­de­mie wird seit über einem Jahr vor allem von Fami­li­en getra­gen. Ihnen wird seit 15 Mona­ten viel auf­ge­bür­det. Mut­ter-Kind-/Müt­ter­ku­ren, Vater-Kind-/Vä­ter­ku­ren und Kuren für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge sind mehr denn je not­wen­dig. „Wir wis­sen längst, wie unglaub­lich hoch die Belas­tung durch Coro­na ist. Vor allem Müt­ter, die auch in der Pan­de­mie den Groß­teil der Sor­ge­ar­beit leis­ten, sind am Ende ihrer Kräf­te ange­langt und drin­gend auf die Mög­lich­keit einer Kur ange­wie­sen“, betont Andrea Twar­del­la, Kli­nik­lei­te­rin Tali­tha in Bad Wil­dun­gen. Die Nach­fra­ge ist hoch. Den Ret­tungs­schirm auf­zu­lö­sen und damit die Kli­ni­ken im Müt­ter­ge­nesungs­werk in der Pan­de­mie ihrem Schick­sal zu über­las­sen, bedeu­tet in der Kon­se­quenz auch Fami­li­en im Stich zu las­sen. „Die Kur­kli­ni­ken bil­den eine Infra­struk­tur für die Vor­sor­ge- und Reha­maß­nah­men mit lan­ger Exper­ti­se und hohem Enga­ge­ment, die in Deutsch­land unver­zicht­bar ist“, unter­streicht Karin Krohn, Kli­nik­lei­tung St. Ursu­la in Win­ter­berg. Doch die wirt­schaft­li­che Not der Kli­ni­ken wird nicht gehört. „Wir set­zen die­se Infra­struk­tur für Müt­ter, für Väter und auch für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge ohne Not aufs Spiel“. Wo ist die Prio­ri­tät für Fami­li­en“, fragt Schil­ling. Die Prio­ri­tät in Zah­len : Es gibt ins­ge­samt 130 Mut­ter-Vater-Kind-Kli­ni­ken in Deutsch­land. Dort nah­men vor Coro­na jähr­lich 120.000 Müt­ter / Väter mit ihren Kin­dern an die­sen bedeu­ten­den Vor­sor­ge- und Reha­bi­li­ta­ti­ons­maß­nah­men teil.

 

Bild aus Vor-Coro­na-Zei­ten : Eine Kur­teil­neh­me­rin mit Kin­dern vor dem Ein­gang der Mut­ter-Kind-Kli­nik St. Ursula

 

Foto­credits : CARI­TAS BRILON

Quel­le : CARI­TAS BRILON

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