Erlösung von Leid durch die Tötung des Leidenden ist niemals zulässig.

Bundesverband Lebensrecht veranstaltet Fachtagung zur Woche für das Leben

bri­lon-total­lo­kal : Anläss­lich der Woche für das Leben ver­an­stal­te­te der Bun­des­ver­band Lebens­recht – erst­mals in Form einer Online-Tagung – am 17.04.2021 in Augs­burg eine Fach­ta­gung zum assis­tier­ten Suizid.

Wich­tig sei, so Alex­an­dra Lin­der, Vor­sit­zen­de des Bun­des­ver­bands Lebens­recht, die Klä­rung grund­sätz­li­cher Annah­men, auf deren Grund­la­ge die vor­lie­gen­den Geset­zes­ent­wür­fe und das Urteil des BVerfG von Febru­ar 2020 aus­ge­ar­bei­tet sei­en, und mög­li­cher Aus­wir­kun­gen : „Kann Mit­leid dar­in bestehen, die Exis­tenz des­je­ni­gen, mit dem man lei­den möch­te, zu been­den ? Wel­che Fol­gen hat ein Gesetz, das assis­tier­ten Sui­zid erlaubt, für die Wür­de von Men­schen, deren Lebens­si­tua­ti­on ihnen selbst und/​oder ande­ren als nicht lebens­wert erscheint?“

In einem grund­le­gen­den Refe­rat, das unter ande­rem die Men­schen­bil­der in der Vor­mo­der­ne und der Moder­ne ver­glich, wies Prof. Dr. Bert­hold Wald auf die Tabui­sie­rung des Todes einer­seits und die Dig­nis­ie­rung des Todes ande­rer­seits hin und gab einen Über­blick über his­to­ri­sche Ent­wick­lung und phi­lo­so­phi­sche Ansät­ze in Bezug auf Leben, Tod und Selbst­ver­ständ­nis des Men­schen. Sei in der Vor­mo­der­ne der Tod als Über­gang betrach­tet wor­den und die Lebens­er­war­tung von etwa 40 irdi­schen Jah­ren mit einer Hoff­nung auf ewi­ges Leben nach dem Tod ver­knüpft gewe­sen, so sei die heu­ti­ge Lebens­er­war­tung von rein irdi­schen 90 Jah­ren mit dem Tod als end­gül­ti­gem Ende im Ver­hält­nis dazu deut­lich ver­kürzt. Trotz aller Ver­än­de­run­gen gebe es aktu­ell immer noch gesell­schaft­li­chen Kon­sens dar­über, dass der Sui­zid kei­ne nor­ma­le Opti­on sei. „Die Erlö­sung von Leid durch die Tötung des Lei­den­den ist nie­mals zuläs­sig und ein Weg in die Bar­ba­rei“, stell­te Pro­fes­sor Wald außer­dem klar.

Aus der Pra­xis im psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Umgang mit Men­schen am Ende ihres Lebens berich­te­te Prof. Dr. Rein­hard Lind­ner per Zoom aus Kas­sel. Mit Zah­len, Fak­ten und anschlie­ßend sehr anschau­lich anhand der Geschich­te einer Pati­en­tin, die er betreut hat­te, ver­deut­lich­te er, wie inten­siv, ein­fühl­sam und lang­fris­tig die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Pati­en­ten und den sie behan­deln­den Men­schen sein müs­se, um Ver­trau­en auf­zu­bau­en, um über sui­zi­da­le Über­le­gun­gen und über Ster­be­wün­sche zu spre­chen oder Behand­lungs- und Stär­kungs­mög­lich­kei­ten aus­zu­lo­ten und anzu­bie­ten. Dies umso mehr, als Cha­rak­te­re, Lebens­er­fah­run­gen und erlit­te­ne Ver­lus­te oder Ängs­te der Pati­en­ten sehr unter­schied­lich und ent­spre­chend indi­vi­du­ell zu behan­deln sei­en. Eine weni­ger inten­si­ve Betreu­ung wer­de der Situa­ti­on von Men­schen mit Ster­be­wunsch, unter denen etwa 40 bis 60 Pro­zent depres­siv sei­en, nicht gerecht.

Die Sicht des Pal­lia­tiv­me­di­zi­ners schil­der­te Dr. Tho­mas Sit­te, Vor­stands­vor­sit­zen­der der Deut­schen Pal­lia­tiv­Stif­tung. Eine in Geset­zes­ent­wür­fen vor­ge­se­he­ne Bera­tung zur Klä­rung des Ster­be­wun­sches bezeich­ne­te er als für Pal­lia­tiv­pa­ti­en­ten unzu­mut­bar. Des­glei­chen stell­te er klar, dass bis auf weni­ge Ein­zel­fäl­le allen Pati­en­ten durch pal­lia­ti­ve Behand­lung Leid und Schmerz genom­men wer­den kön­ne und Berich­te von regel­mä­ßig qual­voll ersti­cken­den Pati­en­ten nicht zuträ­fen. Bei Zulas­sung von assis­tier­tem Sui­zid und Tötung auf Ver­la­gen wür­den wis­sen­schaft­li­che Gre­mi­en wie zum Bei­spiel in den Nie­der­lan­den als „Gold­stan­dard“ die Eutha­na­sie oder bei assis­tier­tem Sui­zid das Bei­sein eines Arz­tes emp­feh­len. Die­ser kön­ne bei fehl­ge­schla­ge­nem Sui­zid durch Eutha­na­sie nach­hel­fen. Die­se logi­sche gesetz­li­che Fol­ge sei auch für Deutsch­land zu erwarten.

Die über 100 Teil­neh­mer der Fach­ta­gung sowie eini­ge hun­dert sich zwi­schen­durch zuschal­ten­de Besu­cher betei­lig­ten sich zahl­reich an den Fra­ge­run­den und erleb­ten zum Abschluss der von Cor­ne­lia Kamin­ski, Mit­glied im BVL-Bun­des­vor­stand, mode­rier­ten Ver­an­stal­tung eine span­nen­de Podi­ums­dis­kus­si­on mit Prof. Dr. Wald und Dr. Sitte.

Einen Mit­schnitt der Online-Fach­ta­gung fin­den Sie unter www​.bun​des​ver​band​-lebens​recht​.de/​f​a​c​h​t​a​g​ung oder auf dem You­Tube-Kanal „Bun­des­ver­band Lebens­recht e.V.“. Ab dem 23.04.2021 ste­hen die ein­zel­nen Vor­trä­ge geson­dert zur Verfügung.

Die nächs­te BVL-Fach­ta­gung fin­det am Frei­tag, dem 17.09.2021, in Ber­lin statt. The­ma die­ser Fach­ta­gung ist : „Der Mensch als Pro­dukt ? Fort­pflan­zung im 21. Jahr­hun­dert“. Der Marsch für das Leben 2021 ist am 18.09.2021 in Ber­lin. Zu die­sen bei­den Ver­an­stal­tun­gen möch­ten wir schon jetzt herz­lich ein­la­den. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie unter www​.bun​des​ver​band​-lebens​recht​.de.

Quel­le : Bun­des­ver­band Lebensrecht

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