Aus der Reihe getanzt

Zauber und Magie der Pflanzen

win­ter­berg-total­lo­kal : Pflan­zen, die aus der Rei­he tan­zen, wur­den frü­her oft zu Trä­gern eines Aber- und Zau­ber­glau­bens, weil sie zu unge­wöhn­li­cher Zeit blü­hen wie die Christ­ro­se, auf­fäl­li­ge Blü­ten­for­men haben wie das Löwen­maul, kei­ne Samen bil­den wie das Farn­kraut oder hoch oben in Bäu­men wach­sen wie die Mistel.

Der Zau­ber und die Magie von Pflan­zen spie­gelt sich in vie­ler­lei Anwen­dun­gen, wie z. B. in der Anfer­ti­gung von Tink­tu­ren, Ölen oder Sal­ben für die Haus­apo­the­ke. Vie­le Pflan­zen, denen man frü­her eine magi­sche Wir­kung zuschrieb und die man in der Heil­kun­de ein­setz­te, sind heu­te wis­sen­schaft­lich als heil­kräf­tig aner­kannt. Kaum weg­zu­den­ken sind heu­te eine Viel­zahl von Kräu­tern, die nicht nur in der Küche ein beson­de­res Geschmacks­er­leb­nis zau­bern, son­dern auch der bes­se­ren Auf­schlie­ßung der Nah­rung und der Ver­dau­lich­keit zuträg­lich sind.

Gewür­ze sind aber nicht nur Aro­maspen­der, son­dern Sti­mu­lan­zi­en für Kör­per, See­le und Geist. Sie gel­ten als Aphro­di­sia­ka, d. h. lie­bes­an­re­gend, und erhiel­ten ihren Namen von der grie­chi­schen Lie­bes­göt­tin Aphro­di­te. Mitt­ler­wei­le wird die sinn­li­che Kom­po­nen­te des Wür­zens wie­der­ent­deckt. Schrift­stel­ler wie Mar­tin Suter haben dies in Roma­nen wie „Der Koch“ ver­ar­bei­tet. Koch­buch­au­to­ren erin­nern sich an alte Lie­bes­re­zep­te z. B. mit Safran, Spe­zi­al­ge­schäf­te bie­ten Tees und Likö­re aus aphro­di­sie­ren­den Pflan­zen an ; Cate­ring-Unter­neh­men über­ra­schen mit “Ero­tic-Buf­fets”.

Wachol­der- und San­del­holz, Thy­mi­an, Sal­bei, Lor­beer, Ros­ma­rin und diver­se ande­re Kräu­ter wur­den schon zur Zeit der Römer als Räu­cher- und Ora­kel­pflan­zen geschätzt. Bit­ten und Gebe­te wur­den “per fumum”, also durch Rauch, nach oben zum Him­mel geschickt und so eine Ver­bin­dung zu den Göt­tern her­ge­stellt. Von daher lei­tet sich auch der Begriff “Par­füm” ab.

Wenn Wald­meis­ter beson­ders stark duf­tet, steht Regen bevor. Wet­ter­pflan­zen kün­di­gen das kom­men­de Wet­ter oft siche­rer als die Wet­ter­vor­her­sa­ge in Rund­funk und Fern­se­hen an. Neigt sich die Blü­ten­spit­ze der Klein­blü­ti­gen Königs­ker­ze (Ver­bas­cum thap­sus) nach Wes­ten, gibt es schlech­tes Wet­ter, neigt sie sich nach Osten, gibt es schö­nes Wet­ter. Ande­re Pflan­zen lin­dern Wet­ter­füh­lig­keit, so z.B. der Frauenmantel.

Pflan­zen­kun­dig waren frü­her vor allem Frau­en, die wegen ihres beson­de­ren und magi­schen Wis­sens in der Wir­kung und Anwen­dung oft als Hexen bezeich­net wur­den. „Hexen“ benutz­ten aber auch gif­ti­ge Pflan­zen, die oft zum Unheil der Men­schen und als Mord­mit­tel ange­wen­det wur­den. Hier­zu zäh­len Pflan­zen wie das Bil­sen­kraut, die Toll­kir­sche, der Eisen­hut, aber auch die Kar­tof­fel, die Toma­te und der Tabak. Vie­le der Arten ent­hal­ten Alka­lo­ide, Sko­pol­amin oder Atro­pin und haben dadurch eine hal­lu­zi­no­ge­ne Wir­kung. Über die Haut auf­ge­nom­me­ne Sal­ben – z.B. aus Pflan­zen wie Christ­ro­se oder Flie­gen­pilz – gin­gen direkt ins Blut über und führ­ten zu Rausch­zu­stän­den – man glaub­te bei­spiels­wei­se zu Fliegen.

Bild : Zau­ber­haf­ter Farn

Foto­credits : © VDN/​Sabine Sternberg

Quel­le : VDN

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