Wir nehmen die Pandemie als Kirche sehr ernst

Superintendent kritisiert während Synode Corona-Leugner / Finanzieller Einbruch bleibt weitgehend aus

win­ter­berg-total­lo­kal : Coro­na – das steht in vie­ler­lei Hin­sicht auch für deut­li­che Ver­än­de­run­gen und Neue­run­gen. Dass man etwa zu einer Syn­ode nicht in einer gro­ßen Hal­le zusam­men­kommt, son­dern statt­des­sen zuhau­se vor sei­nem PC hockt, das war noch vor gut einem Jahr eher unvor­stell­bar. Aber es funk­tio­niert, wie die Finanz­syn­ode des Evan­ge­li­schen Kir­chen­krei­ses Soest-Arns­berg unter der Lei­tung des Super­in­ten­den­ten Dr. Manu­el Schil­ling jetzt ein­drucks­voll bewie­sen hat.

Kreissynode
Bernd Göbert, Ver­wal­tungs­lei­ter des Kreis­kir­chen­am­tes Sau­er­land-Hell­weg, berich­te­te von einer Ent­span­nung bei der Ent­wick­lung der Finan­zen. Hans-Albert Lim­b­rock

Coro­na – das steht aber auch für Wort-Neu­schöp­fun­gen, die es vor der Pan­de­mie noch nicht gab. Oder wer hat etwa schon ein­mal etwas von „Brea­kout-Ses­si­ons“ oder „zufalls­ge­ne­rier­ten Mur­mel­grup­pen“ gehört ? Bei­des meint übri­gens nahe­zu das Sel­be : Arbeit in Klein­grup­pen hat man das vor Coro­na genannt.

Bei einer Herbst­syn­ode ste­hen tra­di­tio­nell die Finan­zen im Blick­punkt. Und hier hat­te Bernd Göbert, Ver­wal­tungs­lei­ter des Kreis­kir­chen­am­tes Sau­er­land-Hell­weg, in schwie­ri­gen Zei­ten Erfreu­li­ches zu berich­ten. Die Ver­lus­te bei den Ein­nah­men fal­len näm­lich weit weni­ger dra­ma­tisch aus, als das noch im Früh­jahr zu Beginn der Pan­de­mie pro­gnos­ti­ziert wor­den war.

Gin­gen die Finanz­ex­per­ten der Lan­des­kir­che damals noch von einem Ein­bruch bei den Kir­chen­steu­ern von bis 25 Pro­zent aus, so deu­ten die aktu­el­len Zah­len auf einen deut­lich gemä­ßig­te­ren Rück­gang hin : „Wir erwar­ten ein Minus von  etwa 10 Pro­zent“, erklär­te Göbert. Die Lan­des­kir­che kann dem­nach mit 510 Mil­lio­nen Euro planen.

Vor einem Jahr waren es noch 566 Mil­lio­nen Euro. 320 Mil­lio­nen gehen von die­sen 510 Mil­lio­nen Euro an die Kir­chen­krei­se und damit auch an die Gemein­den. Der Anteil des Kir­chen­krei­ses Soest-Arns­berg mit sei­nen acht­und­zwan­zig Kir­chen­ge­mein­den im Sau­er­land und der Soes­ter Bör­de beträgt rund 15,36 Mil­lio­nen Euro.

Dass die Ent­wick­lung ver­gleichs­wei­se mode­rat aus­fällt, liegt auch dar­an, dass der Kir­chen­kreis Soest-Arns­berg beim Rück­gang der Gemein­de­glie­der bes­ser abschnei­det als der Durch­schnitt der Land­des­kir­che. 1410 Män­ner und Frau­en sind 2019 durch etwa Tod, Weg­zug oder Aus­tritt dem Kir­chen­kreis ver­lo­ren gegan­gen. Dem ste­hen Zuwäch­se durch Ein­tritt, Tau­fen und Zuzü­ge ent­ge­gen. Unter dem Strich ergibt sich ein Minus von 1,36 Pro­zent. Göbert : „Wir ver­lie­ren etwas lang­sa­mer als die Lan­des­kir­che.“ Ein Grund : In länd­lich struk­tu­rier­ten Kir­chen­krei­sen wie dem von Soest-Arns­berg fällt die Zahl der Aus­trit­te gerin­ger aus.

Da nie­mand weiß, wie lan­ge Coro­na die Welt noch in Atem hält und wel­che Spät­fol­gen das auch auf die Wirt­schaft noch haben wird, hielt der Ver­wal­tungs­chef sich mit Pro­gno­sen für die nahe Zukunft zurück. Aktu­ell kön­ne der Kir­chen­kreis auf­grund sei­ner soli­den Finan­zen sei­nen viel­fäl­ti­gen Ange­bo­ten und Auf­ga­ben in gewohn­ter Form nachkommen.

Ob das auch in Zukunft so sein wer­de, müs­se abge­war­tet wer­den, erklär­te Bernd Göbert. „Ganz sicher aber müs­sen wir uns von den gewohn­heits­mä­ßi­gen Mehr­ein­nah­men der letz­ten Jah­re ver­ab­schie­den.“ So waren etwa 2019 knapp 1,2 Mil­lio­nen Mehr­ein­nah­men in die Kas­se des Kir­chen­krei­ses über­wie­sen worden.

Nur acht Wochen nach der letz­ten Syn­ode fiel der Bericht des Super­in­ten­den­ten erwar­tungs­ge­mäß kurz aus. Dr. Schil­ling erwähn­te dabei „die vie­len Regeln, die der Coro­na-Pan­de­mie geschul­det sind“ und das Gemein­de­le­ben natür­lich sehr ein­schrän­ken wür­den. Gera­de mit Blick auf die Advents- und Weih­nachts­zeit sei das Leben und Erle­ben in den ein­zel­nen Gemein­den hier­durch beein­flusst : „Wir neh­men als Kir­che die­se Pan­de­mie sehr ernst und spü­ren alle, wie viel aktu­ell dadurch ver­lo­ren geht.“

Gleich­zei­tig aber ist der Super­in­ten­dent begeis­tert über die Fan­ta­sie und den Ein­falls­reich­tum, mit denen immer wie­der Got­tes fro­he Bot­schaft gelebt wer­de : „Das macht Mut und gibt Hoff­nung in die­sen für uns allen so schwe­ren Zeiten.“

Kein Ver­ständ­nis hat Schil­ling für die vie­len Coro­na-Leug­ner, denen er eine zum Teil „aggres­si­ve Form der Selbst-Durch­set­zung“ vor­warf. Viel­fach sei deren Hal­tung durch eine „Frei­heit um die Angst der Selbst­er­hal­tung“ geprägt.

Dass Kir­che künf­tig mit weni­ger Geld wird aus­kom­men müs­sen, sieht Dr. Schil­ling zwar mit eini­ger Sor­ge, aber auch als eine Chan­ce an, vie­les auf den Prüf­stein zu stel­len : „Wir wer­den Stra­te­gien ent­wi­ckeln müs­sen, um mit klei­ner wer­den­den Res­sour­cen einen guten Weg zu gehen. Dabei wird es wich­tig sein, sich offen für das Neue zu zeigen.“

Zwei Per­so­nal­ent­schei­dun­gen waren auch Teil der knapp sechs­stün­di­gen Digi­tal-Syn­ode. Mit Roland Har­ping (62 Jahre/​Sundern) wur­de die vakan­te Stel­le des 4. Syn­oda­läl­tes­ten für den Kreis­syn­odal­vor­stand (KSV) besetzt. Außer­dem wur­de Simo­ne Pfitz­ner die Syn­odal­be­auf­tra­gung für die Alten(Heim)-Seelsorge ausgesprochen.

Die nächs­te Syn­ode ist für den 19. Juni geplant – dann hof­fent­lich wie­der mit phy­si­scher Präsenz.

Foto­credits : Hans-Albert Limbrock

Quel­le : Hans-Albert Lim­b­rock – Evan­ge­li­schen Kir­chen­kreis Soest-Arnsberg

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