Menschenhandel ist moderne Sklaverei

NRW-Vernetzung der spezialisierten Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel zum 18. Oktober 2020

win­ter­berg-total­lo­kal : „Men­schen­han­del ist eine schwe­re Men­schen­rechts­ver­let­zung und zeigt sich in vie­len erschre­cken­den Facet­ten : Sexu­el­le Aus­beu­tung, Arbeits­aus­beu­tung, Han­del in die Ehe, die Aus­nut­zung und Nöti­gung zu straf­ba­ren Hand­lun­gen oder erzwun­ge­ne Bet­tel­tä­tig­kei­ten. Es ist moder­ne Skla­ve­rei!“ Zum dies­jäh­ri­gen Euro­päi­schen Tag gegen Men­schen­han­del, dem 18. Okto­ber, sind sich die acht lan­des­ge­för­der­ten Fach­be­ra­tungs­stel­len für Opfer von Men­schen­han­del in NRW dar­über einig.

Men­schen­han­del in NRW

Der Frau­en­an­teil bei die­sem Ver­bre­chen ist signi­fi­kant. Agis­ra in Köln, Nacht­fal­ter in Essen, die Zuwan­de­rungs­be­ra­tung in Hagen, die Dort­mun­der Mit­ter­nachts­mis­si­on, das Eine-Welt-Zen­trum Her­ne, die Fach­stel­le für Opfer von Frau­en­han­del in der frau­en­be­ra­tungs­stel­le düs­sel­dorf e.V., NADESCH­DA in Her­ford und Sol­wo­di in Duis­burg sind acht spe­zia­li­sier­te Bera­tungs­stel­len für Opfer von Men­schen­han­del. Die­se Fach­be­ra­tungs­stel­len betreu­en jähr­lich fast 1.000 Frau­en und Mäd­chen, die von Men­schen­han­del betrof­fen sind. Betrof­fe­ne von Men­schen­han­del sind zum größ­ten Teil Frau­en und Mäd­chen aus Ost- und Süd­eu­ro­pa, Afri­ka, Asi­en, Latein­ame­ri­ka. Ihre oft­mals bereits im Her­kunfts­land pre­kä­re Situa­ti­on und der Wunsch nach einem Leben ohne Gewalt und Armut wer­den von Menschenhändler*innen als Köder benutzt.

Men­schen­han­del mit deut­schen Frau­en und Mäd­chen „im Namen der Liebe“

Frau­en und Mäd­chen aus Deutsch­land sind eben­falls von Men­schen­han­del betrof­fen. Oft sind die­se von soge­nann­ten „Lover­boys“ rekru­tiert, die zunächst eine emo­tio­na­le Bezie­hung  auf­bau­en. Danach wird die Frau oder das Mäd­chen „im Namen der Lie­be“ zur Pro­sti­tu­ti­on gezwungen.

Aus­wir­kun­gen der Covid-19-Pandemie 

Trotz der Arbeit der Fach­be­ra­tungs­stel­len in NRW und der Iden­ti­fi­zie­rung hun­der­ter Fäl­le, ver­bleibt eine immens hohe Dun­kel­zif­fer. Die COVID 19- Pan­de­mie wirkt sich zudem erschwe­rend auf die Iden­ti­fi­zie­rung von Betrof­fe­nen von Men­schen­han­del aus.

Nicht die Täter*innen, son­dern die Betrof­fe­nen haben Angst vor Strafe

Men­schen­han­del steht unter Stra­fe. Die tat­säch­li­che Straf­ver­fol­gung und Ver­ur­tei­lung der Täter*innen ist mit gro­ßen Hür­den ver­bun­den, die sich ins­be­son­de­re zu Las­ten der Opfer aus­wir­ken. Daher for­dert der bun­des­wei­te Koor­di­nie­rungs­kreis gegen Men­schen­han­del e.V. (KOK):  „Betrof­fe­ne von Men­schen­han­del soll­ten das Recht und auch die Mög­lich­keit haben, sich frei und unab­hän­gig sta­bi­li­sie­ren, infor­mie­ren und ent­schei­den zu kön­nen, wel­chen Weg sie ein­schla­gen wol­len. Sie benö­ti­gen vor allem eine Stär­kung ihrer Posi­ti­on durch Sicher­heit, Rech­te, Unter­stüt­zung und Perspektiven.“

Die Angst davor, trotz getä­tig­ter Aus­sa­ge zurück ins Her­kunfts­land zurück­keh­ren zu müs­sen, lässt die Frau­en oft von einer Aus­sa­ge abse­hen. KOK for­dert daher : „Eine Abkopp­lung auf­ent­halts­recht­li­cher Rege­lun­gen von einer Mit­wir­kung im Straf­ver­fah­ren, also eine unab­hän­gi­ge und unbe­fris­te­te Auf­ent­halts­er­laub­nis, ist daher drin­gend notwendig.

Neben einer unab­hän­gi­gen und unbe­fris­te­ten Auf­ent­halts­er­laub­nis soll­ten die Betrof­fe­nen zudem die Mög­lich­keit bekom­men, neue Per­spek­ti­ven auf­zu­bau­en und lang­fris­ti­ge Sta­bi­li­tät zu erlan­gen. Zugang zu Bil­dungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­maß­nah­men, Sprach­kur­sen und zum Arbeits­markt sind dafür not­wen­di­ge Ele­men­te, die auch vor erneu­ter Aus­beu­tung schützen.“

Quel­le : Evan­ge­li­sche Frau­en­hil­fe in West­fa­len e.V.

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