Der Kirchenkreis wird digital

 

Synode unter besonderen Bedingungen / Superintendent Dr. Manuel Schilling gewinnt Wette

 

bri­lon-total­lo­kal : Kir­chen­lie­der, die nur gesummt wer­den. Die von Musik­di­rek­tor Gerd Wei­mar in der Wer­ler Pau­lus­kir­che bespiel­te Orgel wird per Kopf­hö­rer über­tra­gen und hört sich ein wenig so an, als wür­de sie im All gespielt. Und der Super­in­ten­dent ist via Bild­schirm zuge­schal­tet : die Syn­ode des Evan­ge­li­schen Kir­chen­krei­ses Soest-Arns­berg war eine beson­de­re – und hat doch irgend­wie geklappt. An zehn ver­schie­de­nen Orten kamen jeweils maxi­mal zwan­zig Syn­oda­le am Sams­tag zusam­men, um die im Juni wegen der Coro­na-Pan­de­mie abge­sag­te Som­mer-Syn­ode nachzuholen.

„Wir tagen auf unge­wöhn­li­che Art und Wei­se – im vir­tu­el­len und phy­si­ka­li­schen Raum“, for­mu­lier­te es der Wel­ve­ra­ner Pfar­rer Karl-Heinz Kla­petz im vir­tu­el­len Got­tes­dienst. Und Super­in­ten­dent Dr. Manu­el Schil­ling stell­te zur Begrü­ßung fest : „Wir sind ver­streut an zehn Orten – wie ger­ne wären wir an einem Ort zusam­men.“ Die­se Syn­ode, so Schil­ling wei­ter, sei in jedem Fall eine neue Erfah­rung, die Risi­ken ber­ge, aber auch Chan­cen bie­te : „Wenn wir genü­gend Humor auf­brin­gen, wird die­se Syn­ode ein Erfolg.“

Es lag sicher nicht am Humor allein, dass die Ver­an­stal­tung nach knapp sechs Stun­den als Erfolg bilan­ziert wer­den konn­te. Viel­mehr hat­ten Ver­an­stal­tungs­pro­fi Ralf Burzan und Pfar­rer Dr. Chris­ti­an Klein (Wicke­de) mit einem Team vie­ler ehren­amt­li­cher Hel­fer im Vor­feld dafür gesorgt, dass die zehn Stand­or­te mit der nöti­gen Tech­nik aus­ge­stat­tet waren und die­se dann auch funktionierte.

Für Super­in­ten­dent Schil­ling war es die ers­te Syn­ode im Kir­chen­kreis nach sei­ner Wahl Anfang Juni im, und er war­te­te gleich zu Beginn mit einer klei­nen Über­ra­schung auf : „Ich bie­te Ihnen eine klei­ne Wet­te an“, ver­kün­de­te er, „ich wer­de für mei­nen Bericht weni­ger als drei Minu­ten brau­chen. Wenn ich das schaf­fe, bekom­me ich ein Bier, wenn nicht, bekom­men sie alle eins.“

Nach 2:41 Minu­ten war die Wet­te gewon­nen. In die­ser Zeit dank­te Schil­ling sei­nen Vor­gän­gern Die­ter Tomet­ten und Alfred Ham­mer : „Sie haben einen super Job gemacht. Ich habe ein geord­ne­tes Haus vor­ge­fun­den.“ Bei der Neu­be­set­zung von Pfarr­stel­len, so der Super­in­ten­dent, müs­se man sich in Zukunft dar­auf ein­stel­len, dass 3500 Gemein­de­glie­der die Richt­schnur für die Geneh­mi­gung einer vol­len Stel­le wer­den, aktu­ell rei­chen noch 3000. Ein Grund mehr, dass es zu wei­te­ren Fusio­nen unter den Kir­chen­ge­mein­den kom­men dürfte.

Synode des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg
In den Pau­sen kam auch der Aus­tausch unter­ein­an­der nicht zu kurz, den hier Ver­wal­tungs­lei­ter Bernd Göbert, Super­in­ten­dent Dr. Manu­el Schil­ling sowie Syn­oda­läl­tes­te Char­lot­te Merz pflegten.

„Coro­na hat uns gezwun­gen, uns digi­tal neu zu erfin­den“, führ­te Schil­ling wei­ter aus, „digi­ta­le Kir­che pro­fes­sio­nell zu betrei­ben, wird uns etwas kos­ten.“ Auf Ebe­ne des Kir­chen­krei­ses hat sich dazu eine Pro­jekt­grup­pe „Digi­ta­le Kir­che“ gegrün­det, die aktu­ell die Mög­lich­kei­ten aus­lo­tet und Visio­nen für die Zukunft ent­wirft. Wich­tig ist den Betei­lig­ten, dass sol­che For­ma­te kein Ersatz für bestehen­de, eta­blier­te Ange­bo­te sind, son­dern eine zeit­ge­mä­ße Ergän­zung, mit der man auch ande­re am Glau­ben inter­es­sier­te Men­schen errei­chen kann. Schil­ling : „Ich den­ke, dass wir für die Ent­wick­lung einer soli­den digi­ta­len Ver­kün­di­gung im Kir­chen­kreis, die alle Gemein­den ein­bin­det, auch eine Per­so­nal­stel­le schaf­fen und Geld in die Hand neh­men müssen.“

Das sei auch des­halb mög­lich, weil der noch im Früh­jahr pro­gnos­ti­zier­te Ein­bruch bei den Kir­chen­steu­ern erfreu­li­cher­wei­se nicht so dras­tisch wie erwar­tet aus­fal­le : „Bis jetzt müs­sen wir uns um die Finan­zie­rung des Haus­halts­jah­res 2020 kei­ne Sor­gen machen.“

Für alle, denen der Bericht des Super­in­ten­den­ten als Par­force­ritt zu schnell und zu knapp war, gab es eine Lang­ver­si­on in schrift­li­cher Form.

Der wei­te­re Ver­lauf der Syn­ode war vor allem durch zahl­rei­che Wah­len für den Kreis­syn­odal­vor­stand (KSV, sie­he Kas­ten) sowie für diver­se Aus­schüs­se geprägt. Auch dies wur­de dank der Dis­zi­plin aller Betei­lig­ten sou­ve­rän über die Büh­ne gebracht.

Synode des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg
Gleich für fünf Mit­glie­der aus dem neun­köp­fi­gen KSV gab es zum Abschied Blu­men (von links): Rein­hard Schop­mei­er, Elke Gaw­lic­zek, Tho­mas Gano, Axel Werk­mül­ler und Dr. Chris­ti­an Klein.

Ob die­se Form der Syn­ode – eine Kom­bi­na­ti­on aus digi­ta­len Ele­men­ten und phy­si­scher Prä­senz – eine Aus­nah­me bleibt, steht noch nicht fest. Dar­über muss der neue KSV bereits in sei­ner ers­ten Sit­zung ent­schei­den. Bei einer ers­ten Mei­nungs- und Stim­mungs­ab­fra­ge zum Ende der Ver­an­stal­tung deu­te­te sich aller­dings an, dass ange­sichts der wei­ter­hin hohen Coro­na-Zah­len eine Mehr­heit dafür plä­diert, auch die Herbst­syn­ode am 21. Novem­ber in die­sem For­mat abzuhalten.

INFOBOX
Dem neuen Kreissynodalvorstand gehören an: Thomas Hartmann (Synodalassessor), Dr. Udo Arnoldi (Scriba), Kathrin Koppe-Bäumer, Charlotte Merz, Albert Sommerfeld, Nina Dodt, Sascha Twesten. Stellvertretender Synodalassessor ist Kai Hegemann. Kurzfristig hatte Wiebke Mohrmann ihre Kandidatur zurückgezogen, weil die Lippetalerin bei der Kommunalwahl sowohl für den Rat ihrer Gemeinde als auch in den Kreistag gewählt wurde. Bis zur Herbstsynode soll hierfür ein neuer Kandidat, eine neue Kandidatin gefunden werden.

Bild oben : Das Mar­tin-Luther-Haus in Wicke­de war einer von zehn Stand­or­ten, an denen die Mit­glie­der der Syn­ode zusam­men­ka­men, hier tag­ten der Kreis­syn­odal­vor­stand sowie die Ver­wal­tungs­spit­ze des Kir­chen­krei­ses. Fotos : Hans-Albert Limbrock

 

Quel­le : Hans-Albert Limbrock

 

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