Kommunale Spitzenverbände loben Engagement der Schulträger

Weitere Öffnung von Schulen klug vorbereiten – Verbände weisen Kritik des Landes zurück

win­ter­berg-total­lo­kal : Die Städ­te, Krei­se und Gemein­den appel­lie­ren an die Lan­des­re­gie­rung, bei der wei­te­ren Öff­nung von Schu­len behut­sam vor­zu­ge­hen und das Pra­xis­wis­sen in den Kom­mu­nen end­lich mit ein­zu­be­zie­hen. Die Wie­der­auf­nah­me des Betriebs in der Vor­wo­che sei Dank des gro­ßen Enga­ge­ments in den Schu­len und Kom­mu­nen trotz unzu­rei­chen­der Vor­ga­ben und sehr spä­ter Über­mitt­lung von Infor­ma­tio­nen durch das Land erfolg­reich verlaufen.

„Die Schu­len für mehr Kin­der zu öff­nen, ist eine weit­aus grö­ße­re Her­aus­for­de­rung”, mach­ten der Vor­sit­zen­de des Städ­te­ta­ges NRW, Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Hun­ste­ger-Peter­mann (Stadt Hamm), und die Prä­si­den­ten des Land­kreis­ta­ges NRW und des Städ­te- und Gemein­de­bun­des NRW, Land­rat Tho­mas Hen­de­le (Kreis Mett­mann) und Bür­ger­meis­ter Roland Schä­fer (Stadt Berg­ka­men) am Mon­tag deut­lich. Dazu brau­che es kla­re und ver­läss­li­che Rah­men­be­din­gun­gen.“ Das Land muss den Trä­gern und den Schu­len recht­zei­tig sagen, wor­auf sie sich im Ein­zel­nen vor­be­rei­ten müs­sen. Den Schul­be­trieb unter völ­lig neu­en Vor­aus­set­zun­gen zu orga­ni­sie­ren, braucht genü­gend Vor­lauf­zeit“, so die Ver­tre­ter der kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de. „Wegen der neu­en Abstands­re­geln passt in die Räu­me nur noch ein Bruch­teil der Kin­der. Bis heu­te wis­sen wir nicht, wie eine zeit­li­che Staf­fe­lung des Unter­richts aus­se­hen soll. Dabei erfor­dert ein sol­cher Sys­tem­wech­sel eine kom­plett neue Ein­tei­lung von Unter­richts­zeit, Räu­men und Per­so­nal“, erläu­ter­ten Hun­ste­ger-Peter­mann, Hen­de­le und Schäfer.

Schuld­zu­wei­sun­gen, die Kom­mu­nen hät­ten sich nicht recht­zei­tig auf die Öff­nung der Schu­len vor­be­rei­tet, sei­en bei der Bewäl­ti­gung der Coro­na-Pan­de­mie nicht hilf­reich und belas­ten das Ver­trau­ens­ver­hält­nis der Kom­mu­nen zur Lan­des­re­gie­rung. Die öffent­li­che Kri­tik des Minis­ter­prä­si­den­ten und der Schul­mi­nis­te­rin ent­beh­re zudem jeg­li­cher sach­li­cher Grund­la­ge. „Die aller­meis­ten Schu­len konn­ten dank des gro­ßen Enga­ge­ments in den Schu­len und Kom­mu­nen einen pro­blem­lo­sen Schul­start ermög­li­chen, obwohl die Zeit zur Vor­be­rei­tung zu knapp war“, mach­ten die Spit­zen der Kom­mu­nal­ver­bän­de deut­lich. Der Staats­se­kre­tär im Schul­mi­nis­te­ri­um Mathi­as Rich­ter selbst hat in einer am Frei­tag an alle Schu­len ver­sand­ten E‑Mail mit­ge­teilt, dass der Start weit­ge­hend rei­bungs­los statt­ge­fun­den hat, und sich bei den Ver­ant­wort­li­chen auf Sei­ten der Schul­trä­ger bedankt.

Schon acht Tage vor der Wie­der­auf­nah­me des Betriebs am 23. April habe man dem Land einen aus­führ­li­chen Fra­gen­ka­ta­log vor­ge­legt mit der drin­gen­den Bit­te, die wich­tigs­ten Unklar­hei­ten zu besei­ti­gen. Das Land sei die­ser Bit­te lei­der nur ver­zö­gert und auch nur in Tei­len nach­ge­kom­men, so die kom­mu­na­len Spitzenverbände.

„Bedau­er­li­cher­wei­se sind bis heu­te immer noch vie­le Din­ge im Unkla­ren. Bis­her gehen wir bei den Plä­nen für die wei­te­re Öff­nung von klei­ne­ren Grup­pen aus, die am bes­ten noch zeit­lich gestaf­felt zur Schu­le kom­men und in die Pau­se gehen sol­len. Wel­che Jahr­gangs­stu­fen sol­len im nächs­ten Schritt ein­ge­plant wer­den ? Sol­len sich die Klas­sen auf ver­schie­de­ne Tage auf­tei­len oder auch nach­mit­tags unter­rich­tet wer­den ? All das ist nicht geklärt, hat aber natür­lich erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Orga­ni­sa­ti­on“, beto­nen Hun­ste­ger-Peter­mann, Hen­de­le und Schä­fer. „Das fängt an bei der Auf­tei­lung des Lehr­per­so­nals, geht wei­ter mit der Ver­sor­gung in den Men­sen und reicht bis zum Trans­port der Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Fest steht : Der Auf­wand ist jetzt um ein Viel­fa­ches grö­ßer, obwohl weni­ger Per­so­nal zur Ver­fü­gung steht.“

Im Bereich der Hygie­ne­an­for­de­run­gen habe es zwar vier Tage vor Schul­öff­nung Hin­wei­se des Lan­des gege­ben, doch hät­ten die­se viel­fach zusätz­li­che Fra­gen auf­ge­wor­fen. Unter ande­rem sei ver­langt wor­den, den Zugang zu Des­in­fek­ti­ons­mit­teln vor dem Ein­tritt in den Unter­richts­raum zu ermög­li­chen, obwohl in der Pra­xis das Hän­de­wa­schen mit Sei­fe voll­kom­men aus­rei­che und eine flä­chen­de­cken­de Aus­stat­tung mit Des­in­fek­ti­ons­spen­dern in nur drei Tagen nicht ansatz­wei­se umsetz­bar gewe­sen sei. Zudem sei eine Mas­ken­pflicht instal­liert wor­den, für den Fall, dass der Min­dest­ab­stand von 1,5 Metern nicht ein­ge­hal­ten wer­den kön­ne. „Weder lagen den Schul­trä­gern Infor­ma­tio­nen dazu vor, wel­cher Mas­ken­typ für die Schu­len aus­rei­chend sei, noch wer über­haupt die Aus­stat­tung mit Mas­ken sicher­stel­len soll“, erklär­ten Hun­ste­ger-Peter­mann, Hen­de­le und Schäfer.

„Bis heu­te ist zudem die Fra­ge offen, was pas­sie­ren soll, wenn ein Schü­ler oder ein Leh­rer posi­tiv getes­tet wird. Das wird pas­sie­ren, selbst bei strengs­ten Hygie­ne­stan­dards. Ob nur der betrof­fe­ne Schü­ler oder Leh­rer in Qua­ran­tä­ne geht, die gan­ze Klas­se oder die gesam­te Schu­le wie­der her­un­ter­ge­fah­ren wer­den soll, ist kei­ne Fra­ge, die situa­tiv vor Ort ent­schie­den wer­den soll­te. Ein Fli­cken­tep­pich an Rege­lun­gen für den Umgang mit dem Coro­na­vi­rus wird nicht dazu bei­tra­gen, das Ver­trau­en in den Staat zu stär­ken“, so Hun­ste­ger-Peter­mann, Hen­de­le und Schäfer.

Quel­le : Land­kreis­tag Nordrhein-Westfalen

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