WIESE: „ICH HABE LANGE MIT MIR GERUNGEN.“

DIRK WIESE: ERKLÄRUNG ZU MEINEM ABSTIMMUNGSVERHALTEN BEI DEM GRUPPENVERFAHREN ZUM THEMA DER STERBEBEGLEITUNG

win­ter­berg-total­lo­kal: „Ich habe lan­ge mit mir gerun­gen.“ Auch kei­ner mei­ner Kol­le­gen wird sich die Ent­schei­dung leicht machen und jeder hat für sei­ne Ent­schei­dung mit Sicher­heit gute und nach­voll­zieh­ba­re Grün­de. Letzt­end­lich habe ich mich aber auch gefragt, was ich in einer sol­chen Situa­ti­on machen oder in Anspruch neh­men wür­de. Nach reif­li­cher Über­le­gung, vie­len Gesprä­chen und zwei wich­ti­gen Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tun­gen vor Ort im Sau­er­land wer­de ich dem Ent­wurf der Kol­le­gen Lau­ter­bach und Hint­ze zustim­men, da das The­ma Ster­be­hil­fe aus mei­ner Sicht in das Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Arzt und Pati­ent gehört. Dabei habe ich mir in den ver­gan­ge­nen Tagen aber auch immer wie­der die Fra­ge gestellt, ob wir über­haupt etwas neu regeln müs­sen. Das kann näm­lich durch­aus das Ergeb­nis der Abstim­mun­gen im Bun­des­tag sein und wäre jeder Straf­rechts­ver­schär­fung, wie es eini­ge Anträ­ge vor­se­hen, vorzuziehen.

Denn ich möch­te nicht, dass die Staats­an­walt­schaft zukünf­tig an jedem Ster­be­bett steht.

Das hal­te ich mit der Wür­de des Men­schen, der Hand­lungs­frei­heit des Ein­zel­nen und dem dar­aus resul­tie­ren­den Recht auf Selbst­be­stimmt­heit für unver­ein­bar. Das schar­fe Schwert des Straf­rechts ist die Ulti­ma Ratio des Rechts­staats. Erfah­run­gen aus der pal­lia­tiv­me­di­zi­ni­schen Behand­lung zei­gen zudem, dass die meis­ten Pati­en­ten, die zunächst einen Sui­zid­wunsch geäu­ßert haben, nach einer ärzt­li­chen Bera­tung wie­der von die­sem Wunsch Abstand nehmen.

Das Bera­tungs­ge­spräch mit einem Arzt, wie im Antrag von Hint­ze und Lau­ter­bach vor­ge­se­hen, hat also auch eine wich­ti­ge sui­zid­prä­ven­ti­ve Funk­ti­on. Dar­um stim­me ich die­sem Antrag zu. Soll­te die­ser Antrag aber kei­ne Mehr­heit bekom­men, so wer­de ich bei allen ande­ren Anträ­gen mit Nein stim­men, um die der­zei­ti­ge Rechts­la­ge beizubehalten.“

Bericht von: win​ter​berg​-total​lo​kal​.de  – Ihr Nach­rich­ten­ma­ga­zin aus Winterberg 

 

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