Landrat soll Beschluss des Kreistags beanstanden

Die Kreistagsmitglieder der Sauerländer Bürgerliste (SBL) haben den Landrat schriftlich aufgefordert, einen Beschluss des Kreistags aus der Sitzung vom 18. Juni zu beanstanden.

win­ter­berg-total­lo­kal: Das hat der Land­rat nach der Kreis­ord­nung des Lan­des NRW zu tun, falls ein Beschluss des Kreis­tags das gel­ten­de Recht ver­letzt. Die Ange­le­gen­heit muss dann vom Kreis­tag neu bera­ten und beschlos­sen werden.

Der Bedarf für eine sol­che Bean­stan­dung besteht nun im Hoch­sauer­land­kreis. Den Anlass hat der Land­rat selbst geschaf­fen. Denn die SBL hat­te schrift­lich und frist­ge­recht Ände­rungs- und Ergän­zungs­an­trä­ge zum „Zukunfts­pro­gramm 2025“ in den Kreis­tag ein­ge­bracht; auch die Grü­nen hat­ten meh­re­re Anträ­ge vor­ge­legt. Doch der Land­rat ließ den Kreis­tag über das “Zukunfts­pro­gramm 2025″ beschlie­ßen, ohne jede inhalt­li­che Dis­kus­si­on und ohne vor­her auch nur einen ein­zi­gen der Ände­rungs­an­trä­ge zur Abstim­mung zu stellen.

Die­se Ver­fah­rens­wei­se ist ein gra­vie­ren­der Ver­stoß nicht nur gegen demo­kra­ti­sche Grund­re­geln, son­dern auch gegen die Geschäfts­ord­nung des Kreis­tags. Dar­in steht ein­deu­tig, dass „über einen Gegen­an­trag oder einen Antrag auf Abän­de­rung vor dem ursprüng­li­chen Antrag abge­stimmt“ wer­den muss.

Dem Kreis­tag lag der von der Kreis­ver­wal­tung erstell­te Ent­wurf für ein Pro­gramm vor, mit dem die Kreis­po­li­tik in den nächs­ten 4 Jah­ren gesteu­ert wer­den soll. Bei den Ände­rungs­an­trä­gen der SBL ging es u.a. um:

  • Zeit­ho­ri­zon­te für die Umset­zung der Ziele
  • lau­fen­de Eva­lu­ie­rung der Umsetzung
  • glei­che Bil­dungs­chan­cen für alle Menschen
  • digi­ta­le Kom­pe­tenz und tech­ni­sche Aus­stat­tung in den kreis­ei­ge­nen Schu­len, so dass auch Distanz­un­ter­richt erfolg­reich durch­ge­führt wer­den kann, falls er not­wen­dig wird.
  • jeder­zei­ti­ge Erreich­bar­keit qua­li­fi­zier­ter Ansprech­part­ner für Kin­der und Jugend­li­che in Notsituationen
  • bar­rie­re­freie Erreich­bar­keit aller öffent­lich zugäng­li­chen Gebäu­de des HSK
  • Sicher­stel­lung der flä­chen­de­cken­den Ver­sor­gung aller Bür­ge­rin­nen und Bür­ger mit musi­schen und ande­ren kul­tu­rel­len Bil­dungs­an­ge­bo­ten zu güns­ti­gen Preisen.
  • Reak­ti­vie­rung von Bahn­stre­cken und Moder­ni­sie­rung der bestehen­den Bahn­stre­cken, ins­be­son­de­re eine durch­ge­hen­de Zwei­glei­sig­keit der Obe­ren Ruhrtalbahn
  • Ver­bes­se­rung der Anschlüs­se beim Über­gang zwi­schen ver­schie­de­nen Ver­kehrs­mit­teln und der Ver­bin­dun­gen zum Fern­ver­kehr der Bahn
  • kos­ten­freie Mit­nah­me von Fahr­rä­dern in Zügen
  • ange­mes­se­ne Woh­nun­gen mit bezahl­ba­ren Mieten
  • Ange­bot aller in NRW vor­han­de­nen Schul­for­men auch im HSK
  • Kon­zep­te, um Tou­ris­mus in einer kli­ma­freund­li­chen und nach­hal­tig wirt­schaf­ten­den Regi­on mit viel Natur sowie mit umfas­sen­den Gesund­heits­an­ge­bo­ten darzustellen
  • Ein­rich­tung der Stel­le einer/​eines Kli­ma­schutz­be­auf­trag­ten für die Aktua­li­sie­rung des Kli­ma­schutz­kon­zepts des HSK und sei­ner Gemeinden
  • Unter­su­chung aller Abläu­fe in den Ver­wal­tun­gen auf Mög­lich­kei­ten zur CO2-Reduzierung
  • Ein­schrän­kung der Massentierhaltung
  • Schutz vor Über­dün­gung und zu hohen Nitratgehalten
  • Digi­ta­li­sie­rung in Ämtern mit hohen Besuchs­fre­quen­zen, z.B. Stra­ßen­ver­kehrs­amt, so dass von den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern fast alle Vor­gän­ge online erle­digt wer­den können
  • Erheb­li­che Redu­zie­rung der Anmel­de- und War­te­zei­ten im Straßenverkehrsamt
  • Ver­kauf aller Antei­le des HSK an der Flug­ha­fen­ge­sell­schaft PB/LP an den Kreis Paderborn.

Über nichts davon durf­te im Kreis­tag dis­ku­tiert und abge­stimmt werden.

Quel­le: Rein­hard Loos – SBL