Tag der Verkehrssicherheit 2021

Ingenieurinnen und Ingenieure finden Gefahren, bevor sie entstehen

win­ter­berg-total­lo­kal : Düs­sel­dorf : Über­höh­te Geschwin­dig­keit, Fahr­ten unter Alko­hol- und Dro­gen­ein­fluss oder der Griff zum Smart­phone füh­ren immer wie­der zu schwe­ren Unfäl­len. Doch neben indi­vi­du­el­len Fak­to­ren gibt es auch struk­tu­rel­le Unfall­ge­fah­ren im Stra­ßen­ver­kehr. Inge­nieu­rin­nen und Inge­nieu­re iden­ti­fi­zie­ren mög­li­che Gefah­ren­po­ten­tia­le bereits, bevor Unfäl­le über­haupt gesche­hen kön­nen. Als soge­nann­te Ver­kehrs­si­cher­heits­au­di­to­ren ermit­teln sie früh­zei­tig, sys­te­ma­tisch und unab­hän­gig mög­li­che Sicher­heits­de­fi­zi­te bei der Pla­nung, dem Ent­wurf und dem Bau von Stra­ßen. Die­se Ver­kehrs­si­cher­heits­au­dits ver­hin­dern Unfäl­le und ret­ten Men­schen­le­ben. Bei Stra­ßen in der Bau­last des Bun­des und der Län­der ist ihre Durch­füh­rung bereits Pflicht. Städ­te und Gemein­den ver­zich­ten bei ihrer Ver­kehrs­we­ge­pla­nung noch zu oft dar­auf. Dabei blei­ben die Kos­ten im Ver­gleich zu den ein­ge­spar­ten Unfall­kos­ten mar­gi­nal, wie ver­schie­de­ne Stu­di­en zei­gen. „Sicher­heit nach Haus­halts­la­ge darf es auf deut­schen Stra­ßen nicht geben. Ver­kehrs­si­cher­heits­au­dits durch unab­hän­gi­ge und spe­zia­li­sier­te Inge­nieur­bü­ros soll­ten auf allen staat­li­chen Ebe­nen ver­pflich­tend und selbst­ver­ständ­lich sein.“ Dar­auf weist der Prä­si­dent der Inge­nieur­kam­mer-Bau (IK-Bau) NRW, Dr. Hein­rich Bökamp, zum Tag der Ver­kehrs­si­cher­heit am 19. Juni hin, der seit 2005 jedes Jahr am drit­ten Sams­tag im Juni auf Initia­ti­ve des Deut­schen Ver­kehrs­si­cher­heits­ra­tes (DVR) stattfindet.

Durch ein Sicher­heits­au­dit erhält der Aspekt der Ver­kehrs­si­cher­heit im gesam­ten Planungs‑, Ent­wurfs- und Bau­ab­lauf eine beson­de­re Beach­tung. In Nord­rhein-West­fa­len sind die­se auf Lan­des­ebe­ne seit dem Jahr 2002 Pflicht. Straßen.NRW z. B. führt die­se Audits mit eige­nen Inge­nieu­rin­nen und Inge­nieu­ren durch. Die Audi­to­ren dür­fen nicht an der Pla­nung des geprüf­ten Pro­jek­tes betei­ligt sein, so kön­ne sich der Audi­tor ein unab­hän­gi­ges Urteil bil­den. Axel C. Springsfeld, Mit­glied des Vor­stan­des der IK-Bau NRW und selbst Ver­kehrs­in­ge­nieur : „Dass die öffent­li­che Hand ihre Audits von eige­nen Inge­nieu­rin­nen und Inge­nieu­ren durch­füh­ren lässt, kann man durch­aus kri­tisch sehen. Zwar waren die Audi­to­ren an der Pla­nung des zu prü­fen­den Pro­jek­tes in der Regel nicht betei­ligt. Es spre­chen aber gute Grün­de dafür, dass ein Audi­tor tat­säch­lich auch insti­tu­tio­nell vom Pla­ner getrennt sein soll­te. Nur eine sol­che Rege­lung wür­de dem hohen Wert des Vier­au­gen­prin­zips im Inge­nieur­we­sen voll­ends gerecht.“

Die Städ­te und Gemein­den scheu­en oft gänz­lich die Aus­ga­ben für ein Sicher­heits­au­dit ihrer Ver­kehrs­we­ge. „Dabei betra­gen die­se Kos­ten meist weit weni­ger als ein Pro­zent der gesam­ten Bau­sum­me und die ver­mie­de­nen Unfall­kos­ten sind dabei nach ver­schie­de­nen Erhe­bun­gen deut­lich höher als die eigent­li­chen Aus­ga­ben für die Sicher­heits­prü­fung“, so Axel C. Springsfeld. Kann sich die Kom­mu­ne dann doch zu einem exter­nen Audit durch­rin­gen, erhält in der Regel das bil­ligs­te Ange­bot den Zuschlag. Dies birgt die Gefahr eines Preis­dum­pings und führt für die betei­lig­ten Inge­nieu­rin­nen und Inge­nieu­re zu nicht mehr aus­kömm­li­chen Hono­ra­ren. Dr. Hein­rich Bökamp : „Auch hier gilt der Grund­satz, Sicher­heit ist nicht ver­han­del­bar und für eine sicher­heits­re­le­van­te Leis­tung, die eine umfang­rei­che Aus- und Fort­bil­dung erfor­dert, müs­sen auch ange­mes­se­ne und aus­kömm­li­che Hono­ra­re gezahlt werden.“

Dabei bedeu­tet mehr Sicher­heit auf den Stra­ßen nicht unbe­dingt ein Mehr an Regle­men­tie­rung. Die Inge­nieu­rin­nen und Inge­nieu­re im Ver­kehrs­we­sen haben es sich zur Auf­ga­be gemacht, den sprich­wört­li­chen Schil­der­wald auf deut­schen Stra­ßen zu lich­ten. Doch weni­ger Schil­der allein bedeu­ten noch nicht siche­re­re Stra­ßen. Axel C. Springsfeld : „Auf vie­le Schil­der kön­nen wir dann ver­zich­ten, wenn die Stra­ßen­raum­ge­stal­tung „selbst­er­klä­rend“ ist. In den Nie­der­lan­den ist eine inter­es­san­te Idee schon weit ver­brei­tet : Dort ist man dazu über­ge­gan­gen, Infor­ma­tio­nen für die Ver­kehrs­teil­neh­mer, bei­spiels­wei­se über die zuge­las­se­ne Höchst­ge­schwin­dig­keit direkt mit der Stra­ßen­mar­kie­rung zu hin­ter­le­gen und dafür auf eine Viel­zahl von Schil­dern zu verzichten.“

Die Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen (IK-Bau NRW) ist die berufsständische Selbstverwaltung und Interessenvertretung der im Bauwesen tätigen Ingenieurinnen und Ingenieure in Nordrhein-Westfalen. Mit mehr als 10.000 Mitgliedern ist sie die mitgliederstärkste Ingenieurkammer in Deutschland. Gemeinsamer Sitz ihrer Geschäftsstelle und der Ingenieurakademie West gGmbH, Fortbildungswerk der IK-Bau NRW, ist Düsseldorf. Weitere Informationen unter www.ikbaunrw.de

Bild : Archiv­bild der Aus­stel­lung „Schö­ne Aus­sich­ten“ im Baukunstarchiv.

Quel­le : Inge­nieur­kam­mer-Bau NRW

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