Trockenheit: Ruhrverband nimmt neue Grenzwerte für die Wasserführung in Anspruch

Trockenheit: Ruhrverband nimmt neue Grenzwerte für die Wasserführung in Anspruch

Ruhrverbandsgesetz wurde im Dezember 2024 geändert / Vorsorge für lange Trockenphasen

Ruhr­ver­band:  Der Ruhr­ver­band macht ab dem 1. Juli 2025 zum ers­ten Mal von der Mög­lich­keit Gebrauch, sein Tal­sper­ren­ver­bund­sys­tem nach den nied­ri­ge­ren gesetz­li­chen Grenz­wer­ten für die Min­dest­ab­flüs­se in der Ruhr zu steu­ern. Im Dezem­ber 2024 ist eine Novel­le des Ruhr­ver­bands­ge­set­zes in Kraft getre­ten, die dies erlaubt. Dadurch kön­nen in som­mer­li­chen Tro­cken­pha­sen wie der aktu­el­len pro Tag bis zu 259.200 Kubik­me­ter Was­ser in den Tal­sper­ren im Sau­er­land zurück­ge­hal­ten wer­den, die unter den höhe­ren Grenz­wer­ten der alten Geset­zes­fas­sung an die Ruhr abge­ge­ben wer­den müss­ten. Die Abflüs­se im Ein­zugs­ge­biet der Ruhr lie­gen auf­grund des weit­ge­hend tro­cke­nen und war­men Wet­ters seit Wochen im Bereich des Nied­rig­was­ser­ab­flus­ses und müs­sen mit Was­ser­ab­ga­ben aus den Ruhr­ver­band­s­tal­sper­ren gestützt werden.

Die Geset­zes­no­vel­le ent­fal­tet damit ab dem frü­hest­mög­li­chen Zeit­punkt ihre erhoff­te Wir­kung, die Kli­ma­re­si­li­enz des Tal­sper­ren­sys­tems zu erhö­hen. Denn da die Mona­te April bis Juni aus Rück­sicht auf die Laich­pha­se der Fisch­art Grop­pe und der Rund­mau­lart Bach­neun­au­ge von den neu­en Grenz­wer­ten aus­ge­nom­men sind, gilt noch bis zum heu­ti­gen 30. Juni 2025 die Min­dest­was­ser­füh­rung aus der frü­he­ren Geset­zes­fas­sung und der Ruhr­ver­band darf erst ab mor­gen mit sei­ner Tal­sper­ren­steue­rung unter die­se alten Grenz­wer­te gehen.

Ganz neu ist die gerin­ge­re Was­ser­füh­rung, die sich dadurch in der Ruhr ein­stel­len wird, aller­dings nicht, denn das NRW-Umwelt­mi­nis­te­ri­um hat in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der in tro­cke­nen Som­mern per Ein­zel­fall­ent­schei­dung nied­ri­ge­re Min­dest­ab­flüs­se zuge­las­sen. Der Ruhr­ver­band muss­te aber jedes Mal eine Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung bean­tra­gen, um die stark bean­spruch­ten Was­ser­vor­rä­te in den Tal­sper­ren zu scho­nen, und die­se wur­de jeweils nur befris­tet erteilt. Die­ser hohe admi­nis­tra­ti­ve Auf­wand auf bei­den Sei­ten gehört nun der Ver­gan­gen­heit an.

„Dass wir bereits am ers­ten Tag, an dem es erlaubt ist, von unse­rem neu­en Hand­lungs­spiel­raum Gebrauch machen müs­sen, zeigt ein­drucks­voll, wie unum­gäng­lich not­wen­dig die­se Geset­zes­än­de­rung war“, sagt Prof. Chris­toph Don­ner, Vor­stands­vor­sit­zen­der des Ruhr­ver­bands. „Ich weiß, wie inten­siv sich mein Amts­vor­gän­ger Nor­bert Jar­din gemein­sam mit der AWWR, der Arbeits­ge­mein­schaft der Was­ser­wer­ke an der Ruhr, und mit dem NRW-Umwelt­mi­nis­te­ri­um über Jah­re hin­weg dafür ein­ge­setzt hat und wie viel Über­zeu­gungs­ar­beit auf poli­ti­scher Ebe­ne dafür nötig war. Nicht zu ver­ges­sen die immense inter­dis­zi­pli­nä­re und insti­tu­ti­ons­über­grei­fen­de Arbeit, die von zahl­rei­chen Fach­leu­ten im Vor­feld geleis­tet wur­de. Dank die­ser Bemü­hun­gen sind wir nun in der Lage, für lan­ge Tro­cken­pha­sen bes­se­re Vor­sor­ge zu treffen.“

Die erheb­li­che Ein­spa­rung an Was­ser, das dank der nied­ri­ge­ren Grenz­wer­te nicht an das Fluss­sys­tem abge­ge­ben wer­den muss, kann sich bis März kom­men­den Jah­res – je nach Nie­der­schlags- und Tem­pe­ra­tur­ent­wick­lung – auf bis zu 42 Mil­lio­nen Kubik­me­ter auf­sum­mie­ren. Dies ent­spricht etwas mehr als dem Fas­sungs­vo­lu­men der Hen­ne­tal­sper­re. „Wir reden hier über Was­ser“, ver­deut­licht Chris­toph Don­ner, „das ange­sichts des Kli­ma­wan­dels für die Fluss­öko­lo­gie und für alle Nut­zer­grup­pen, die auf das Was­ser aus der Ruhr ange­wie­sen sind, unschätz­bar wert­voll ist.“

Zum Hin­ter­grund: Der Ruhr­ver­band sichert mit dem größ­ten zusam­men­hän­gen­den Tal­sper­ren­sys­tem in Deutsch­land die Min­dest­was­ser­füh­rung in der Ruhr und damit die Was­ser­ver­sor­gung von 4,6 Mil­lio­nen Men­schen. Die Vor­ga­ben, wie viel Was­ser die Ruhr an wel­chem Gewäs­ser­quer­schnitt min­des­tens füh­ren muss, regelt das Ruhr­ver­bands­ge­setz. Die neu­en Grenz­wer­te besa­gen, dass der durch­schnitt­li­che Abfluss an fünf auf­ein­an­der­fol­gen­den Tagen in den Mona­ten Juli bis März nie nied­ri­ger sein darf als 12,0 m 3 /​s im Gewäs­ser­ab­schnitt vom Pegel Hat­tin­gen bis zur Ruhr­mün­dung und 5,4 m 3 /​s am Pegel Vil­ligst. Von April
bis Juni gel­ten jeweils um 3 m³/​s höhe­re Grenz­wer­te, die der frü­he­ren Geset­zes­fas­sung entsprechen.

 

Über den Ruhrverband

Der Ruhr­ver­band ist ver­ant­wort­li­cher Trä­ger der umfas­sen­den Was­ser­wirt­schaft im gesam­ten Fluss­ge­biet der Ruhr mit einem Sys­tem von Tal­sper­ren zur Bewirt­schaf­tung der Was­ser­men­gen und einem flä­chen­de­cken­den Netz­werk von Abwas­ser­be­hand­lungs­an­la­gen und Ruhrstau­seen zur Rein­hal­tung der Gewäs­ser für 60 Kommunen.

 

______________________________

Quel­le: Ruhrverband
Foto­credits: Ruhrverband