Hohes Verletzungsrisiko beim Sturz vom E‑Scooter – Helm bietet einen gewissen Schutz

Hohes Verletzungsrisiko beim Sturz vom E‑Scooter – Helm bietet einen gewissen Schutz

  • Direk­ter Anprall gedämpft, den­noch hohe Belas­tung für Nacken und Gehirn
  • Ers­te expe­ri­men­tel­le Stu­die zu Kopf­ki­ne­ma­tik und Helm bei E‑S­coo­ter-Sturz
  • Ergeb­nis­se geben auch mit Blick auf Nor­men für Helm­tests zu denken

Ein Fahr­rad­helm kann den Kopf beim Sturz mit einem E‑Scooter bis zu einem gewis­sen Grad schüt­zen. Den­noch bleibt das Ver­let­zungs­ri­si­ko hoch. Das ist das Ergeb­nis eines inter­na­tio­na­len For­schungs­pro­jekts der DEKRA Unfall­for­schung gemein­sam mit zwei Hoch­schu­len. Die zuneh­men­de Ver­brei­tung von E‑Scootern fin­det sich auch in der deut­schen Unfall­sta­tis­tik wie­der. Im Jahr 2023 regis­trier­te die Poli­zei fast 10.000 E‑S­coo­ter-Unfäl­le mit Per­so­nen­scha­den, 21 Men­schen kamen dabei ums Leben. Gera­de bei den schmerz­haf­ten Allein­un­fäl­len ist aber von einer sehr hohen Dun­kel­zif­fer auszugehen.

Im DEKRA Crash Test Cen­ter in Neu­müns­ter wur­den zwei unter­schied­li­che Unfall­kon­stel­la­tio­nen bei 20 km/​h simu­liert. Dabei prall­te der E‑Scooter jeweils mit dem Vor­der­rad gegen einen Bord­stein – ein­mal im rech­ten Win­kel, ein­mal schräg zum Bord­stein. Der mit­fah­ren­de Crash-Test-Dum­my trug in einer Ver­suchs­rei­he einen Helm, in der ande­ren nicht. Bei den Stür­zen wur­den an ver­schie­de­nen Stel­len im Dum­my die bio­me­cha­ni­schen Belas­tun­gen gemes­sen, die in einem sol­chen Sze­na­rio auf den Men­schen ein­wir­ken. For­sche­rin­nen und For­scher der Uni­ver­si­té Gust­ave Eif­fel in Mar­seil­le (Frank­reich) und der Éco­le de Tech­no­lo­gie Supé­ri­eu­re in Mon­tré­al (Kana­da) haben die Ergeb­nis­se gemein­sam mit der DEKRA Unfall­for­schung ausgewertet.

„Im Kern lässt sich sagen: Der direk­te Anprall mit dem Kopf wird zwar durch den Helm gedämpft. Gleich­zei­tig blei­ben die Belas­tun­gen für den Nacken sowie für das Gehirn durch die Rota­ti­ons­be­we­gung des Kop­fes hoch“, erklärt Andre­as Schäub­le, Bio­me­cha­nik-Exper­te der DEKRA Unfall­for­schung. „Das bedeu­tet, dass Hel­me die Schwe­re der Ver­let­zun­gen ver­rin­gern kön­nen, was ihre Ver­wen­dung ein­deu­tig recht­fer­tigt. Das Auf­tre­ten von Hirn­ver­let­zun­gen bei sol­chen Auf­prall­sze­na­ri­en kön­nen sie aber nicht in allen Fäl­len verhindern.“

Die Stu­die ist die ers­te, die die Kopf­ki­ne­ma­tik und die Wirk­sam­keit von Fahr­rad­hel­men bei einem Sturz mit einem E‑Scooter expe­ri­men­tell unter­sucht – mit ins­ge­samt sechs ein­zel­nen Crashs auf glei­chem Geschwin­dig­keits-Niveau sowie mit einem ein­zel­nen Helm-Modell ohne MIPS-Sys­tem kann sie kei­ne umfas­sen­de Aus­sa­ge­kraft für alle denk­ba­ren Sze­na­ri­en haben. „Wir haben mit die­ser Ver­suchs­rei­he aber einen guten Aus­gangs­punkt für wei­te­re For­schung geschaf­fen“, so Schäub­le. „Wie schon in frü­he­ren Pro­jek­ten bil­den die rea­len Crash­tests eine her­vor­ra­gen­de Basis für die Ent­wick­lung und Vali­die­rung von Simu­la­ti­ons­mo­del­len für wei­te­re Untersuchungen.“

Zudem geben die Ergeb­nis­se der Crash-Tests auch mit Blick auf Nor­men und Test­stan­dards für Fahr­rad­hel­me zu den­ken. „In heu­ti­gen Helm­tests spielt nur die direk­te Auf­prall­en­er­gie, also die linea­re Beschleu­ni­gung, eine Rol­le. Wie wir mit die­sen Crash-Tests gezeigt haben, müss­ten schrä­ge Stö­ße und Rota­ti­ons­be­we­gun­gen mög­lichst auch berück­sich­tigt wer­den“, emp­fiehlt der DEKRA Unfall­for­scher, zumal die­se Belas­tun­gen nicht nur beim E‑S­coo­ter-Crash, son­dern auch bei Stür­zen vom Fahr­rad rele­vant sind.

Die wis­sen­schaft­li­che Ver­öf­fent­li­chung zu den Ver­su­chen (in der eng­lisch­spra­chi­gen Fach­zeit­schrift Traf­fic Inju­ry Pre­ven­ti­on) ist hier zu finden:

https://​www​.tand​fon​line​.com/​e​p​r​i​n​t​/​J​W​V​M​3​Y​D​Q​V​X​X​W​Z​Y​3​H​7​E​W​U​/​f​u​l​l​?​t​a​r​g​e​t​=​1​0​.​1​0​8​0​/​1​5​3​8​9​5​8​8​.​2​0​2​5​.​2​4​6​2​685.

 

Über DEKRA

Seit 100 Jah­ren steht DEKRA für Sicher­heit. 1925 mit dem ursprüng­li­chen Ziel gegrün­det, die Ver­kehrs­si­cher­heit durch Fahr­zeug­prü­fun­gen zu gewähr­leis­ten, hat sich DEKRA zur welt­weit größ­ten unab­hän­gi­gen nicht bör­sen­no­tier­ten Sach­ver­stän­di­gen­or­ga­ni­sa­ti­on im Bereich Prü­fung, Inspek­ti­on und Zer­ti­fi­zie­rung ent­wi­ckelt. Heu­te beglei­tet das Unter­neh­men als glo­ba­ler Part­ner sei­ne Kun­den mit umfas­sen­den Dienst­leis­tun­gen und Lösun­gen, um Sicher­heit und Nach­hal­tig­keit wei­ter vor­an­zu­trei­ben – ganz im Sin­ne des DEKRA Jubi­lä­ums­mot­tos “Secu­ring the Future”. Im Jahr 2024 hat DEKRA vor­aus­sicht­lich einen Umsatz von 4,3 Mil­li­ar­den Euro erzielt. Rund 48.000 Mit­ar­bei­ten­de sind in etwa 60 Län­dern auf fünf Kon­ti­nen­ten mit qua­li­fi­zier­ten und unab­hän­gi­gen Exper­ten­dienst­leis­tun­gen im Ein­satz. DEKRA gehört mit dem Pla­ti­num-Rating von Eco­Va­dis zu den Top-1-Pro­zent der nach­hal­tigs­ten Unter­neh­men weltweit.

 

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Quel­le: DEKRA e. V. Stuttgart
Bild: Die Ver­su­che im DEKRA Crash Test Cen­ter zei­gen: Beim Sturz vom E‑Scooter kann ein Fahr­rad­helm den Kopf gegen den direk­ten Anprall schüt­zen. Rota­ti­ons­be­we­gun­gen bedeu­ten aber den­noch eine gefähr­li­che Belas­tung für Nacken und Gehirn.
Foto­credits: DEKRA