Thema seit 100 Jahren: Mit dem richtigen Reifendruck sicher ans Ziel

Thema seit 100 Jahren: Mit dem richtigen Reifendruck sicher ans Ziel

  • Schon 1927: DEKRA Zeit­schrift klärt Auto­fah­rer auf
  • Regel­mä­ßig Rei­fen­druck prü­fen, ggf. der Bela­dung anpassen
  • Rei­fen­druck-Kon­troll­sys­te­me sind seit 2014 bei EU-Neu­fahr­zeu­gen Pflicht

Ven­til­kap­pe abschrau­ben, Ste­cker des Mess­ge­räts auf­set­zen, gewünsch­ten Luft­druck ein­stel­len – fer­tig. Klingt ein­fach, ist ein­fach, und wird doch häu­fig ver­ges­sen. Dabei ist der Rei­fen das ein­zi­ge Bin­de­glied zwi­schen Auto und Fahr­bahn. Dass das The­ma nicht neu ist, zeigt ein Blick in die „DEKRA Zeit­schrift“ aus dem Jahr 1927.

Auf einer post­kar­ten­gro­ßen Auf­la­ge­flä­che muss das Gum­mi beim Beschleu­ni­gen, Brem­sen oder in der Kur­ve sowie bei hohem Tem­po enor­me Kräf­te über­tra­gen. Wie gut das funk­tio­niert, hängt nicht nur von Grö­ße, Gum­mi­mi­schung und Pro­fil des Rei­fens ab. Vor allem wol­len Rei­fen pfleg­lich behan­delt wer­den: Den Bord­stein mit viel Schwung oder jede Kur­ve mit quiet­schen­den Rei­fen zu neh­men scha­det dem Gum­mi eben­so wie mit einer hal­ben Rei­fen­brei­te auf der Kan­te zu parken.

Rei­fen­druck: Ent­schei­den­de Ein­fluss­grö­ße für Lebens­dau­er und Fahrverhalten
Ent­schei­den­den Ein­fluss auf Lebens­dau­er der Rei­fen sowie die Fahr­ei­gen­schaf­ten des Autos hat aber der Rei­fen­druck. Schon 0,5 bar zu wenig lässt den Kraft­stoff­ver­brauch stei­gen und führt zu insta­bi­lem Fahr­ver­hal­ten, ins­be­son­de­re in Kur­ven. Bei län­ge­rer Dau­er und schnel­le­rer Fahrt besteht die Gefahr, dass der Rei­fen versagt.

All das sind kei­ne neu­en Erkennt­nis­se. Seit 100 Jah­ren küm­mert sich DEKRA um Ver­kehrs­si­cher­heit. Schon 1927 klär­te die „DEKRA Zeit­schrift“ in einem aus­führ­li­chen Arti­kel über „Die Fol­gen fal­scher Behand­lung von Kraft­wa­gen­rei­fen“ auf. Mit Fotos von gebro­che­nen Wüls­ten, zer­mürb­tem Gum­mi und beschä­dig­ten Fel­gen wies DEKRA auf die Fol­gen fal­schen Rei­fen­drucks hin. Dabei bezo­gen sich die Sicher­heits­exper­ten expli­zit auf die noch rela­tiv neu­en „Hoch­druck­rei­fen“. Die demon­tier­ba­ren Luft­rei­fen für Autos waren zwar schon all­ge­mei­ner Stan­dard, älte­re Fahr­zeu­ge roll­ten aber häu­fig noch auf unge­fe­der­ten Vollgummis.

DEKRA warnte damals:

„Es ist eine kei­nes­wegs über­trie­be­ne Behaup­tung, daß mit vie­len Rei­fen ledig­lich durch Ver­schul­den des Ver­brau­chers nicht die Kilo­me­ter­leis­tung erzielt wird, die ein Auto­mo­bil­rei­fen eigent­lich haben soll­te. Dies ist auf Sorg­lo­sig­keit, Nach­läs­sig­keit, Unwis­sen­heit oder Unauf­merk­sam­keit sowie in den über­wie­gen­den Fäl­len auf einen Man­gel an Über­le­gung zurück­zu­füh­ren. Man ver­ge­gen­wär­tigt sich nicht, daß ein Rei­fen mit unge­nü­gen­dem Luft­druck nicht in der Lage ist, das Gewicht tra­gen zu kön­nen, ohne die Decke und den Schlauch […] einer Über­an­stren­gung aus­zu­set­zen, die zur früh­zei­ti­gen Zer­stö­rung führt.“

Kon­kret wer­de die Decke des Rei­fens bei gerin­gem Druck „über­mä­ßig zusam­men­ge­drückt oder gequetscht“, was zur „Über­an­stren­gung der Cord­ein­la­gen und zum Bruch der Fäden“ führe.

Die Folgen von zu niedrigem Fülldruck für die Reifen

Dar­an hat sich in 100 Jah­ren prin­zi­pi­ell nichts geän­dert. Auch bei moder­nen Pneus lie­gen die Außen­kan­ten bei zu schwa­chem Druck stär­ker auf als gewünscht und nut­zen sich dadurch schnel­ler ab als die Mit­te der Lauf­flä­che. Außer­dem ver­formt sich das Gum­mi, die Gewe­be­ein­la­gen rei­ben anein­an­der. Exper­ten reden hier von „Wal­ken“. Die­se Rei­bung erhitzt das Gum­mi über­mä­ßig. Im Extrem­fall lösen sich sogar Schich­ten ab oder der Rei­fen platzt.

Also den Rei­fen im Zwei­fels­fall etwas stär­ker als vor­ge­se­hen auf­pum­pen? „Das ist auch kei­ne gute Idee“, warnt Chris­ti­an Koch, Rei­fen­ex­per­te bei DEKRA. Zu viel Druck hel­fe weder der Fahr­si­cher­heit noch der Lebens­dau­er. „Im Extrem­fall wölbt sich die Mit­te der Lauf­flä­che. Das ver­klei­nert die Auf­la­ge­flä­che des Rei­fens. Die Boden­haf­tung sinkt, der Brems­weg wird län­ger und die Lauf­flä­che nutzt sich schnel­ler ab.“

Wie aber erkennt man den rich­ti­gen Rei­fen­druck? Seit 2014 ist jeder Neu­wa­gen in der EU mit einem Rei­fen­druck-Kon­troll­sys­tem (RDKS) aus­ge­stat­tet. Bei einer Ver­än­de­rung des Füll­drucks an einem Rad leuch­tet eine Warn­lam­pe auf. Man­che Autos haben sogar ein­zel­ne Anzei­gen für alle vier Räder – hier wird der Druck jeweils am Ven­til gemessen.

Sicher­heits­hal­ber soll­te man den Druck aber trotz­dem regel­mä­ßig prü­fen. Spä­tes­tens jedoch, wenn ein Urlaub ansteht oder der Wagen ander­wei­tig voll­ge­la­den wird. Denn der rich­ti­ge Rei­fen­druck hängt von Bela­dung und Rei­fen­grö­ße ab und unter­schei­det sich zudem meist zwi­schen Vor­der- und Hinterachse.

Faust­re­gel: Je höher das Gewicht, des­to höher der Druck. Vor­ne sitzt der schwe­re Motor, des­halb ver­lan­gen die Vor­der­rä­der oft etwas mehr Luft. Wer aber voll bela­den in den Urlaub star­tet oder lan­ge Stre­cken mit sehr hohem Tem­po plant, muss den Druck um bis zu 1 bar erhö­hen. Alle vom Her­stel­ler vor­ge­ge­be­nen Wer­te ste­hen in der Bedie­nungs­an­lei­tung. Außer­dem fin­den sich in den meis­ten Fahr­zeu­gen ent­spre­chen­de Auf­kle­ber an der B‑Säule inner­halb der Fah­rer­tür, in der Tank­klap­pe oder im Handschuhfach.

Reifendruck prüfen ist kein Hexenwerk

Vor 100 Jah­ren war es sehr viel kom­pli­zier­ter als heu­te, den Rei­fen­druck zu prü­fen. Tank­stel­len fan­den sich nicht an jeder Ecke, vie­le hat­te noch nicht ein­mal Pum­pe und Mess­ge­rät. Und falls doch, waren es meist hand­be­trie­be­ne, eher unge­naue Stift- oder Röh­ren­ma­no­me­ter mit Feder und Ska­la. Oder ein­fa­che Hand­pum­pen mit Mano­me­ter, wie man sie heu­te als Fahr­rad­pum­pen kennt.

Heu­te geht das Gan­ze schnell an jeder Tank­stel­le: Ven­til­kap­pe abschrau­ben, Ste­cker des mobi­len Mess­ge­räts auf­set­zen und über die Plus- und Minus-Knöp­fe des Kom­pres­sors den Druck anpas­sen. An man­chen Sta­tio­nen ste­hen auch fest instal­lier­te Kom­pres­so­ren mit einem lan­gen Schlauch. Dort wird der Wert am Gerät digi­tal ange­zeigt und vor­ein­ge­stellt. Dann den Schlauch fest­klem­men und die Prü­fung star­ten. Der Kom­pres­sor passt den Druck auto­ma­tisch an.

5 Tipps für ein langes Reifenleben
  • Regel­mä­ßig Luft­druck prü­fen und bei­spiels­wei­se bei Fahr­ten mit vol­ler Bela­dung anpas­sen. Danach die Mess­ein­rich­tung des Autos neu initia­li­sie­ren. Bei Fahr­zeu­gen mit einer Anzei­ge für jedes Rad ist das nicht nötig.
  • Rei­fen immer mal wie­der auf Beschä­di­gung che­cken.
  • Defen­si­ves Fah­ren schont den Reifen.
  • Bord­stein­kan­ten, wenn nötig, lang­sam und in rech­tem Win­kel über­fah­ren. Beim Par­ken dar­auf ach­ten, dass der Rei­fen nicht gequetscht wird.
  • Regel­mä­ßig die Rei­fen achs­wei­se zwi­schen vor­ne und hin­ten wech­seln. Dadurch wer­den sie gleich­mä­ßig abge­fah­ren. Hier­bei unbe­dingt die emp­foh­le­ne Lauf­rich­tung beachten.

 

Über DEKRA

Seit 100 Jah­ren steht DEKRA für Sicher­heit. 1925 mit dem ursprüng­li­chen Ziel gegrün­det, die Ver­kehrs­si­cher­heit durch Fahr­zeug­prü­fun­gen zu gewähr­leis­ten, hat sich DEKRA zur welt­weit größ­ten unab­hän­gi­gen nicht bör­sen­no­tier­ten Sach­ver­stän­di­gen­or­ga­ni­sa­ti­on im Bereich Prü­fung, Inspek­ti­on und Zer­ti­fi­zie­rung ent­wi­ckelt. Heu­te beglei­tet das Unter­neh­men als glo­ba­ler Part­ner sei­ne Kun­den mit umfas­sen­den Dienst­leis­tun­gen und Lösun­gen, um Sicher­heit und Nach­hal­tig­keit wei­ter vor­an­zu­trei­ben – ganz im Sin­ne des DEKRA Jubi­lä­ums­mot­tos “Secu­ring the Future”. Im Jahr 2024 hat DEKRA vor­aus­sicht­lich einen Umsatz von 4,3 Mil­li­ar­den Euro erzielt. Rund 48.000 Mit­ar­bei­ten­de sind in etwa 60 Län­dern auf fünf Kon­ti­nen­ten mit qua­li­fi­zier­ten und unab­hän­gi­gen Exper­ten­dienst­leis­tun­gen im Ein­satz. DEKRA gehört mit dem Pla­ti­num-Rating von Eco­Va­dis zu den Top-1-Pro­zent der nach­hal­tigs­ten Unter­neh­men weltweit.

 

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Quel­le: DEKRA
Bild: Der rich­ti­ge Füll­druck ist eine ent­schei­den­de Grö­ße für das Fahr­ver­hal­ten des Autos und die Lebens­dau­er des Reifens.
Foto­credits: DEKRA