Einblicke in die Praxis für die Zukunft der Pflege
Echte Verantwortung für Auszubildende auf Schulstation
Soest: Zwischen dem 25. November und dem 06. Dezember verwandelte sich ein Wohnbereich in eine sogenannte Schulstation. In einem 14 tägigen innovativen Lehr-Lern-Projekt übernahmen Auszubildende in der Pflege die Verantwortung für die Pflege und Betreuung von Bewohnerinnen und Bewohnern. Dieses wichtige Zeichen für die Weiterentwicklung der Pflegeausbildung setzten gemeinsam das Soester Alten- und Pflegeheim Hanse-Zentrum und das Soester Bildungs-Institut für Pflegeberufe (BIP), beide in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. „Dieses Format ist im gesamten Kreisgebiet einzigartig – keine andere Pflegeschule bietet ein vergleichbares Konzept an“, freute sich Andrea Wiemann, Leitung des BIP Soest, über das erfolgreiche Projekt.
Marina Minusin, stellvertretende Pflegedienstleitung im Hanse-Zentrum und Projektkoordinatorin, erklärte: „Die Schulstation ermöglicht es den Auszubildenden, das Berufsfeld der Altenpflege in seiner ganzen Komplexität zu erleben.“ Der Wohnbereich wurde für die Schulstation in zwei Wohngruppen mit je 14 Bewohnerinnen und Bewohnern aufgeteilt. Jeweils drei Auszubildende betreuten solch eine Wohngruppe und teilten sich die Früh‑, Spät- und Nachtschichten ein. Dabei legten sie auch selbst fest, welche Auszubildenden jeweils die Schichtleitung übernehmen. „Am ersten Tag war ich sehr aufgeregt, ich habe noch nie in einer anderen Pflegeeinrichtung gearbeitet und wusste nicht genau, was da jetzt auf mich zukommt. Wir wurden aber super von den Praxisanleitenden und Fachkräften beim Kennenlernen des Wohnbereichs und der Bewohnerinnen und Bewohnern unterstützt. Der erste Dienst war anstrengend, aber es hat auch Spaß gemacht mit den Mitschüler*innen mal zusammen im Team wie eine schon examinierte Pflegekraft zu arbeiten“, erzählte Buse Ates, Schülerin des BIP. Zu den Diensten gehörte Einiges: Die Schülerinnen und Schüler pflegten die Bewohner*innen, arbeiteten bei ärztlicher Diagnostik und Therapie mit, unterstützten individuell bei Bewegung, Ernährung und Lagerung und standen im Kontakt mit Angehörigen. Auch Aufgaben im Qualitätsmanagement und die Weitergabe wichtiger Informationen gehörten zum Verantwortungspaket. „Wir sollen ja hier Aufgaben übernehmen, die sonst von den Examinierten gemacht werden. Z.B. dürfen wir in den Praxiseinsätzen oft nicht die Medikamente stellen, Visiten ausarbeiten oder dokumentieren“, erläuterte der Pflegeschüler Adbughaffor Behruzi. „In der Examensprüfung, die wir ja bald haben, müssen wir es aber dann richtig hinbekommen. Deshalb finde ich ist das Projekt auch eine wirklich gute Vorbereitung für uns alle, weil wir das hier üben können.“
Auch die Bewohner*innen waren angetan von dem besonderen Projekt. Eine von ihnen beschrieb ihre Erfahrungen mit den Auszubildenden voller Wohlwollen: „Es ist schön zu sehen, wie engagiert die jungen Leute sind. Sie kümmern sich so liebevoll um uns und bringen frischen Wind in den Alltag.“ Alle Beteiligten schienen sich über den Mehrwert der Schulstation im Hanse-Zentrum einig zu sein. Dazu trugen die Verbindung von theoretischem Wissen mit praktischen Erfahrungen und das Vertrauen in die Selbstständigkeit der Schüler*innen bei. „Projekte wie dieses sind essenziell, um den Pflegeberuf attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten“, fasste Marina Minusin zusammen.
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Quelle: Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Bild: Sichtlich zufrieden mit dem Projekt Schulstation: Die Auszubildenden, die bereits examinierten Pflegekräfte des Hanse-Zentrums und Schulleiterin Andrea Wiemann (ganz rechts).
Fotocredits: EFHiW