NGG: „Befristete Jobs bieten keine Perspektive, dafür aber jede Menge Hürden im Alltag“

NGG – Befristete Jobs bieten keine Perspektive, dafür aber jede Menge Hürden im Alltag

„Wackelige Jobs“ im Hochsauerlandkreis: 30 Prozent der neuen Arbeitsverträge sind noch Befristete Jobs

„Jobs auf Zeit“ sind wacke­lig: Wer heu­te im Hoch­sauer­land­kreis einen neu­en Arbeits­ver­trag unter­schreibt, der muss immer noch damit rech­nen, dass nach einem oder andert­halb Jah­ren Schluss ist mit dem Job. „Es gibt zwar einen Fach­kräf­te­man­gel. Trotz­dem ver­zich­ten eini­ge Betrie­be im Hoch­sauer­land­kreis nach wie vor dar­auf, ihre Beschäf­tig­ten zu bin­den: Sie drü­cken ihnen Ver­trä­ge mit Zeit­li­mit in die Hand“, sagt Isa­bell Mura von der Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG).

Die Geschäfts­füh­re­rin der NGG Süd­west­fa­len nennt aktu­el­le Zah­len und beruft sich dabei auf die Bun­des­agen­tur für Arbeit: So haben nach Anga­ben der Gewerk­schaft im ers­ten Quar­tal die­ses Jah­res pri­va­te und öffent­li­che Arbeit­ge­ber im Hoch­sauer­land­kreis rund 7.280 Arbeits­ver­trä­ge abge­schlos­sen. „30 Pro­zent davon waren befris­te­te Jobs. Bun­des­weit lag die­se Quo­te sogar bei knapp 34 Pro­zent. Ganz klar: Ziel muss es sein, so wenig befris­te­te Jobs wie mög­lich zu haben“, sagt Isa­bell Mura. Sie rät Beschäf­tig­ten, vor der Unter­schrift unter einem Arbeits­ver­trag nach­zu­ha­ken, war­um die­ser befris­tet sei.

„Arbeits­ver­trä­ge auf Zeit bedeu­ten ‚wacke­li­ge Jobs‘. Wer also einen Arbeits­platz mit Per­spek­ti­ve sucht, der wird kei­nen ‚Job mit Ver­falls­da­tum‘ neh­men, wenn es Alter­na­ti­ven gibt. Dar­an hängt schließ­lich vie­les: Befris­te­te Arbeits­ver­trä­ge machen die Woh­nungs­su­che deut­lich schwe­rer. Außer­dem sind sie eine hohe Hür­de bei Kre­di­ten – und damit auch für ent­schei­den­de Anschaf­fun­gen: vom Auto bis zur Eigen­tums­woh­nung“, so Mura. Oft kom­me dadurch sogar die Fami­li­en­pla­nung ins Rutschen.

Um das zu ver­hin­dern, for­dert die NGG Süd­west­fa­len, Befris­tun­gen ohne kon­kre­ten Sach­grund – wozu bei­spiels­wei­se die Über­brü­ckung einer Eltern­zeit gehört – abzu­schaf­fen. Eigent­lich hat­te sich die inzwi­schen zer­bro­che­ne Ampel-Koali­ti­on vor­ge­nom­men, „Ket­ten-Befris­tun­gen“ ein­zu­däm­men, um die Zahl von Zeit­ver­trä­gen zu redu­zie­ren. „Das ist nur eine von vie­len lie­gen­ge­blie­be­nen Auf­ga­ben der Ampel. Aber eine, die für die Beschäf­tig­ten wich­tig ist“, so Isa­bell Mura. Die Redu­zie­rung von befris­te­ten Arbeits­ver­trä­gen blei­be daher ein Pro­blem, um das sich die nächs­te Bun­des­re­gie­rung und der neue Bun­des­tag küm­mern müssten.

Ein Dorn im Auge ist der Gewerk­schaft die befris­te­te Wei­ter­be­schäf­ti­gung nach einer Aus­bil­dung: Wer nach einer abge­schlos­se­nen Berufs­aus­bil­dung nur eine Über­nah­me auf Zeit ange­bo­ten bekom­me, dem feh­le die beruf­li­che Per­spek­ti­ve. „Ein ‚Job mit Ver­falls­da­tum‘ kann schnell zur Kar­rie­re­fal­le wer­den. Jun­ge Men­schen las­sen sich nicht auf der ‚beruf­li­chen Warm­hal­te­plat­te‘ par­ken – weder in der Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on noch in der Gas­tro­no­mie oder in ande­ren Bran­chen“, sagt Isa­bell Mura.

In der Pra­xis sei die­se Bot­schaft aller­dings noch längst nicht ange­kom­men: Mit 48 Pro­zent war bun­des­weit fast jede zwei­te Neu­ein­stel­lung von unter 25-Jäh­ri­gen befris­tet. Das geht aus aktu­el­len Zah­len der Böck­ler-Stif­tung her­vor. „Außer­dem nut­zen Arbeit­ge­ber die ver­meint­lich schwä­che­re Posi­ti­on von Men­schen aus, die kei­ne Berufs­aus­bil­dung haben: Gut die Hälf­te von ihnen bekommt bei einer neu­en Stel­le nur einen befris­te­ten Arbeits­ver­trag“, so Isa­bell Mura. Auch das habe die Ana­ly­se der Böck­ler-Stif­tung erge­ben. Men­schen mit Berufs­aus­bil­dung hät­ten dage­gen nur zu knapp 28 Pro­zent einen befris­te­ten Job.

 

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Quel­le: Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten (NGG) – Regi­on Südwestfalen
Bild: Wenn der Count­down am Arbeits­platz läuft: Es gibt immer noch zu vie­le Jobs auf Zeit, so die Gewerk­schaft NGG Südwestfalen.
Foto­credits: NGG | Flo­ri­an Göricke