Abflussjahr 2024: Wieder ein neuer Wärmerekord und dazu viel Niederschlag

Abflussjahr 2024: Wieder ein neuer Wärmerekord und dazu viel Niederschlag

Zum dritten Mal in Folge war die Jahresmitteltemperatur im Ruhreinzugsgebiet zweistellig

Die magi­sche 10-Grad-Mar­ke der Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur hat­ten bereits die Abfluss­jah­re 2022 und 2023 mit jeweils 10,1 Grad geknackt, nun hat das Abfluss­jahr 2024 (1. Novem­ber 2023 bis 31. Okto­ber 2024) noch eine Schüp­pe drauf­ge­legt: 10,5 Grad und damit ein Plus von 1,6 Grad gegen­über dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel­wert der Zeit­rei­he 1991 bis 2020 haben die Aus­wer­tun­gen des Ruhr­ver­bands erge­ben. Zur Erin­ne­rung: Vor die­sen drei auf­ein­an­der­fol­gen­den Abfluss­jah­ren über der 10-Grad-Mar­ke hat­te die Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur seit Auf­zeich­nungs­be­ginn 141 Jah­re in Fol­ge dar­un­ter gelegen.

Dass die­ses Rekord-Abfluss­jahr 2024 trotz­dem vie­len nicht als beson­ders warm in Erin­ne­rung geblie­ben ist, liegt – wie­der ein­mal – dar­an, dass die Tem­pe­ra­tu­ren aus­ge­rech­net in den Som­mer­mo­na­ten Juni und Juli nahe­zu durch­schnitt­lich waren, wäh­rend jeder ein­zel­ne ande­re Monat wär­mer war als die jewei­li­ge Monats­mit­tel­tem­pe­ra­tur. Der Febru­ar (4,8 Grad mehr als im Mit­tel) und der März (2,7 Grad mehr als im Mit­tel) waren sogar die wärms­ten seit Aufzeichnungsbeginn.

2024 war jedoch nicht nur außer­ge­wöhn­lich warm, son­dern noch dazu das nas­ses­te Abfluss­jahr seit 1998 und über­haupt eines der fünf nie­der­schlags­reichs­ten, die je gemes­sen wur­den. Beson­ders viel Nie­der­schlag fiel im Novem­ber und Dezem­ber 2023 (unter ande­rem vor und wäh­rend des Weih­nachts­hoch­was­sers) sowie im Mai 2024. Weni­ger Regen als gewöhn­lich ver­zeich­ne­ten nur die bei­den Som­mer­mo­na­te Juli und August. Ins­ge­samt fie­len im Abfluss­jahr 1.363 Mil­li­me­ter Nie­der­schlag, das sind rund 30 Pro­zent mehr als in einem durch­schnitt­li­chen Abflussjahr.

Da schon das vor­he­ri­ge Abfluss­jahr 2023 erst­mals seit lan­gem wie­der zu nass gewe­sen war (plus 20 Pro­zent gegen­über dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel), lag der Gesamt­stau­in­halt aller Tal­sper­ren im Ruhr­ein­zugs­ge­biet zu Beginn des Abfluss­jah­res 2024 (1. Novem­ber 2023) bei 82 Pro­zent vom Voll­stau und damit um knapp 17 Pro­zent über dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel. Im Vor­feld des Weih­nachts­hoch­was­sers wur­de zusätz­li­cher Frei­raum im Tal­sper­ren­sys­tem geschaf­fen, so dass wäh­rend des Hochwasserer-
eig­nis­ses in sechs Tagen knapp 47 Mil­lio­nen Kubik­me­ter und Anfang Janu­ar (nach einer Zwi­schen­ent­las­tung) inner­halb von fünf Tagen erneut knapp 22 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Was­ser in den Tal­sper­ren zurück­ge­hal­ten wer­den konnten.

Nach dem Räu­men der in Anspruch genom­me­nen Rück­hal­te­räu­me stieg der Stau­in­halt ab dem letz­ten Janu­ard­rit­tel nahe­zu kon­ti­nu­ier­lich an und erreich­te am 22. April 2024 mit 96 Pro­zent vom Voll­stau (5 Pro­zent über dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel) den höchs­ten Gesamt­füll­stand des Jah­res. Das Abfluss­jahr ende­te am 31. Okto­ber 2024 mit 77 Pro­zent vom Voll­stau, auch dies ein Plus von knapp 10 Pro­zent. Auf­grund der reich­li­chen Nie­der­schlä­ge und der damit ein­her­ge­hen­den gerin­gen Zuschuss­pflicht war der Füll­stand der Tal­sper­ren über den gesam­ten Jah­res­ver­lauf höher als im Durchschnitt.

Eine wei­te­re Beson­der­heit: Der mitt­le­re Abfluss für das Abfluss­jahr 2024 am Pegel Hattingen/​Ruhr lag bei 106 m³/​s und damit zum ers­ten Mal seit voll­stän­di­ger was­ser­wirt­schaft­li­cher Ver­füg­bar­keit der Big­ge­tal­sper­re über der Mar­ke von 100 m³/​s. Bis dahin war das abfluss­reichs­te Abfluss­jahr 1994 gewe­sen (mit 99,9 m³/​s). Der Infor­ma­ti­ons­wert 1 für Hoch­was­ser (385 Zen­ti­me­ter am Pegel Wetter/​Ruhr) wur­de zwi­schen Mit­te Novem­ber 2023 und Mit­te Febru­ar 2024 in vier Zeit­ab­schnit­ten über­schrit­ten, bei den bei­den dicht auf­ein­an­der­fol­gen­den Hoch­was­ser­er­eig­nis­sen über Weih­nach­ten und Anfang Janu­ar auch der Infor­ma­ti­ons­wert 2 (525 Zen­ti­me­ter am Pegel Wetter/​Ruhr). Der höchs­te Abfluss im Abflussjahr
2024 am Pegel Hattingen/​Ruhr wur­de am 24. Dezem­ber 2023 um 01:56 Uhr mit 652 Kubik­me­ter pro Sekun­de bei einem Was­ser­stand von 601 Zen­ti­me­tern registriert.

Hin­ter­grund:

Abfluss­jah­re (auch hydro­lo­gi­sche Jah­re oder Was­ser­wirt­schafts­jah­re genannt) wei­chen von den Kalen­der­jah­ren ab, damit in der Jah­res­bi­lanz auch Nie­der­schlä­ge in Form von Schnee und Eis, die bereits im Früh­win­ter fal­len, erfasst wer­den kön­nen. Sie wer­den näm­lich erst im fol­gen­den Kalen­der­jahr als Schmelz­was­ser abfluss­wirk­sam. In Deutsch­land legt eine DIN-Norm das Abfluss­jahr jeweils vom 1. Novem­ber bis zum 31. Okto­ber fest, weil die Was­ser­re­ser­ven Ende Okto­ber erfah­rungs­ge­mäß am gerings­ten sind.

 

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Quel­le: Ruhrverband
Bild: „Warm­ing stripes“ für das Ruhr­ein­zugs­ge­biet, Kalen­der­jah­re 1881 bis 2024. Je blau­er ein Jahr dargestellt
ist, des­to nied­ri­ger war die Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur, und je röter der Strei­fen ist, des­to wär­mer war das
Jahr. (Daten­ba­sis: Tem­pe­ra­tur­ras­ter­da­ten des DWD, für das Ruhr­ein­zugs­ge­biet gemittelt)
Foto­credits: DWD