Putins Kanonenfutter – Kommentar von Michael Backfisch zu nordkoreanischen Soldaten

Putins Kanonenfutter – Kommentar von Michael Backfisch /​Berliner Morgenpost zu nordkoreanischen Soldaten

Nun ist es also her­aus: Nach Anga­ben des ukrai­ni­schen Geheim­diens­tes HUR sind die ers­ten nord­ko­rea­ni­schen Sol­da­ten in der rus­si­schen Regi­on Kursk ange­kom­men. Sie wur­den ent­sandt, um rus­si­sche Ver­bän­de im Krieg gegen die Ukrai­ner zu unter­stüt­zen. Ins­ge­samt sol­len zwi­schen 3000 und 12.000 nord­ko­rea­ni­sche Kräf­te in Russ­land trai­niert wer­den, um auch in der Ukrai­ne zu kämp­fen, heißt es. Kreml­chef Wla­di­mir Putin strei­tet dies nicht ein­mal ab. „Das ist unse­re Sache“, kom­men­tiert er kalt lächelnd. Er ver­weist auf den im Juni unter­zeich­ne­ten Ver­trag über die rus­sisch-nord­ko­rea­ni­sche Part­ner­schaft. Die­ser sieht gegen­sei­ti­ge Mili­tär­hil­fe vor, wenn eines der bei­den Län­der ange­grif­fen wird.

3000 oder selbst 12.000 nordkoreanische Soldaten entscheiden zwar nicht den Ukraine-Krieg.

Aber mög­li­cher­wei­se han­delt es sich nur um eine Vor­hut. Eine nord­ko­rea­ni­sche Inter­ven­ti­ons­ar­mee von zum Bei­spiel 100.000 Mann oder mehr könn­te die ohne­hin von den Ukrai­nern nur noch mit Mühen gehal­te­ne Front kol­la­bie­ren las­sen. Aktu­ell soll Russ­land 600.000 bis 700.000 Kräf­te in der Ukrai­ne und im Grenz­ge­biet Kursk im Ein­satz haben. Mehr als 100.000 sei­en bereits gefal­len, sagen west­li­che Sicherheitskreise.

Das nordkoreanische Kontingent passt in Putins Kanonenfutter-Strategie.

Mensch­li­che Ver­lus­te zäh­len für ihn eben­so wenig wie für den Stein­zeit-Kom­mu­nis­ten Kim Jong-un in Pjöng­jang. Rus­si­sche Erde zurück­ho­len, Vor­marsch bis zum Sieg, so lau­tet sein Man­tra. Im Gegen­satz zur Ukrai­ne kann er auf fast uner­schöpf­li­che per­so­nel­le Res­sour­cen zurück­grei­fen. Putins Schlacht­plan scheint auf­zu­ge­hen. Im Don­bass schrei­ten sei­ne Trup­pen vor­an. Dies liegt auch dar­in begrün­det. dass der Wes­ten „rote Lini­en“ gezo­gen hat, die die Ver­tei­di­gungs­kraft der Ukrai­ne blo­ckie­ren. Solan­ge die Ukrai­ne die Rake­ten­si­los, Kampf­jets und Militär­depots tief im rus­si­schen Hin­ter­land nicht mit west­li­chen Waf­fen zer­stö­ren kann, ist sie den Atta­cken des Aggres­sors schutz­los ausgeliefert.

Den­noch hat auch Putins Waf­fen­kam­mer Gren­zen. Er ist auf Bünd­nis­part­ner ange­wie­sen. So bekommt Russ­land Artil­le­rie­mu­ni­ti­on und Rake­ten aus Nord­ko­rea. Der Iran lie­fert Droh­nen und Rake­ten. Chi­na stat­tet Mos­kau mit Dual-Use-Gütern aus, die mili­tä­risch und zivil genutzt wer­den kön­nen. Durch die­se Mili­tär­ach­se der Auto­kra­ten ist der Ukrai­ne-Krieg längst zu einem ver­deck­ten Welt­krieg gewor­den. Die­se Alli­anz wird durch knall­har­te Inter­es­sen defi­niert. Nord­ko­rea erhofft sich im Gegen­zug rus­si­sches Know-how bei Tech­no­lo­gien für tak­ti­sche Atom­waf­fen und U‑Boot-Rake­ten­sys­te­me. Der Iran baut auf Mos­kaus Nukle­ar- und Rake­ten­tech­no­lo­gie. Chi­na pro­fi­tiert von den bil­li­gen Rohstoffpreisen.

Mög­li­cher­wei­se hat die Ach­se der Auto­kra­ten auch eine Ter­ro­ris­mus-Dimen­si­on. Nach einem Bericht des „Wall Street Jour­nal“ erhielt die schii­ti­sche Hut­hi-Miliz im Jemen über ira­ni­sche Mit­tels­män­ner rus­si­sche Satel­li­ten­da­ten. Damit könn­ten Schif­fe im Roten Meer mit Rake­ten und Droh­nen ins Visier genom­men wer­den. Soll­te dies zutref­fen, wäre dies eine äußerst gefähr­li­che Aus­wei­tung des Kon­flikts im Nahen Osten. In Deutsch­land gibt es eine gewis­se Ten­denz, die­se Ent­wick­lun­gen durch die rosa­ro­te Bril­le zu sehen. Den Mit-Ver­hand­lun­gen-wird-alles-gut-Pazi­fis­ten von BSW-Che­fin Sahra Wagen­knecht bis zum SPD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Rolf Müt­zenich sei emp­foh­len: Augen öff­nen! Die geo­po­li­ti­schen Rea­li­tä­ten sind hart.

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Quel­le: BER­LI­NER MORGENPOST
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