Übermüdung am Steuer wird häufig unterschätzt

DEKRA Experten: Übermüdung am Steuer wird häufig unterschätzt

Stille Gefahr am Steuer: Sekundenschlaf ohne Unfall ist reine Glückssache
  • Emp­feh­lung: Alle zwei Stun­den Pau­se einlegen
  • Power-Nap und Bewe­gungs­pha­se brin­gen mehr als Kaffee
  • Müdig­keits­war­ner bei Neu­fahr­zeu­gen Pflicht

Über­mü­dung am Steu­er bedeu­tet aku­te Unfall­ge­fahr. Die Unfall­ex­per­ten von DEKRA war­nen davor, die Risi­ken zu unter­schät­zen. „Wer müde am Steu­er sitzt und trotz Sym­pto­men wie häu­fi­gem Gäh­nen oder schwin­den­der Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit wei­ter­fährt, gefähr­det sich selbst und ande­re“, warnt Unfall­for­scher Mar­kus Egelhaaf.

„Wer bei einer Geschwin­dig­keit von 120 km/​h nur eine ein­zi­ge Sekun­de lang weg­däm­mert, legt mehr als 33 Meter im Blind­flug zurück. Bei drei Sekun­den sind es schon rund 100 Meter. In die­ser Zeit ist das Auto unkon­trol­liert unter­wegs und es ist pure Glück­sa­che, wenn es ohne Unfall abgeht“, so der Unfallforscher.

Laut der amt­li­chen Unfall­sta­tis­tik für das 2023 war Über­mü­dung die Ursa­che von 1.902 Ver­kehrs­un­fäl­len mit Per­so­nen­scha­den in Deutsch­land. 3.010 Per­so­nen wur­den dabei ver­letzt, 42 davon töd­lich. Außer­dem ereig­ne­ten sich 1.456 Unfäl­le mit schwer­wie­gen­dem Sach­scha­den, berich­tet das Sta­tis­ti­sche Bun­des­amt. Unfall­ex­per­ten gehen aller­dings von einer weit höhe­ren Dun­kel­zif­fer aus, da eine Über­mü­dung der Fah­ren­den oft nicht zuge­ge­ben oder nach­ge­wie­sen wird.

„Dunkle Jahreszeit“ macht müde

In der „dunk­len Jah­res­zeit“ kann Müdig­keit beim Auto­fah­ren leich­ter die Ober­hand gewin­nen, warnt Unfall­for­scher Egel­haaf. „Wer nach einem anstren­gen­den Tag län­ger in die Däm­me­rung oder Dun­kel­heit hin­ein­fährt, tut sich schwe­rer, die Kon­zen­tra­ti­on hoch­zu­hal­ten, vor allem, wenn man auf mono­to­nen Auto­bahn-Stre­cken unter­wegs ist.“ Auch Per­so­nen, die nachts nur kurz oder schlecht schla­fen, kön­nen leich­ter Opfer von Über­mü­dung werden.

Power-Nap und Bewe­gung statt Kaffee
Gefähr­lich wird es immer dann, wenn sich die typi­schen Über­mü­dungs­sym­pto­me ein­stel­len: das Gäh­nen ist kaum mehr zu unter­drü­cken, die Kon­zen­tra­ti­on lässt nach, die Augen fal­len zu, man hat Schwie­rig­kei­ten, in der Spur zu blei­ben, oder es fehlt die Erin­ne­rung an die gera­de erst zurück­ge­leg­te Stre­cke. „Dies sind kla­re Indi­zi­en, dass es an der Zeit ist, schnellst­mög­lich anzu­hal­ten und Pau­se zu machen“, betont Egelhaaf.

„Neh­men Sie am bes­ten eine Müt­ze Schlaf. Ein ‚Power-Nap‘ von 15 bis 20 Minu­ten und anschlie­ßend ein kur­zes Bewe­gungs­pro­gramm an der fri­schen Luft – das bringt mehr als die typi­scher­wei­se gewähl­ten Wach­ma­cher Kaf­fee oder Ener­gy-Drink. Die hal­ten nur kurz­fris­tig wach“, so der Unfall­for­scher. „Zu beach­ten ist auch: So erhol­sam sol­che Power-Naps im Moment sind, den regu­lä­ren Schlaf in der Nacht kön­nen sie nicht erset­zen.“ Auch beim Essen heißt es auf­ge­passt: ein vol­ler Bauch fährt nicht gern, son­dern macht müde. Daher ist leich­te Kost zu bevor­zu­gen. Als Geträn­ke emp­feh­len sich Mine­ral­was­ser oder Saftschorle.

Alle zwei Stunden eine Pause

Spä­tes­tens nach zwei Stun­den am Steu­er, so die Faust­re­gel, wird es Zeit für eine Pau­se, selbst wenn man sich noch eini­ger­ma­ßen fit fühlt. „Hier ist die Eigen­ver­ant­wor­tung jedes ein­zel­nen gefragt. Immer­hin geht es um die eige­ne Sicher­heit und die der ande­ren Ver­kehrs­teil­neh­mer“, betont DEKRA Unfall­for­scher Egel­haaf. Wer sich fahr­un­fä­hig ans Steu­er setzt, macht sich zudem straf­bar und muss mit dras­ti­schen Stra­fen rech­nen. Bei Gefähr­dung ande­rer kön­nen Geld­bu­ße, Fahr­ver­bot, Ent­zug der Fahr­erlaub­nis oder gar Frei­heits­stra­fe die Fol­ge sein.

Müdigkeitswarner bei Neufahrzeugen Pflicht

Vie­le Auto­mo­bil­her­stel­ler bie­ten mit dem Müdig­keits­war­ner schon län­ger eine tech­ni­sche Lösung, die den Sekun­den­schlaf am Steu­er zu ver­hin­dern hilft. Seit Juli 2024 sind sol­che Sys­te­me Pflicht­aus­stat­tung für alle Neu­fahr­zeu­ge in der EU. Sie erfas­sen Daten wie Lenk­ver­hal­ten, Spur­hal­ten, Augen­be­we­gun­gen oder auch Blin­ken, Fahr­dau­er und Geschwin­dig­keit. Erkennt der Müdig­keits­war­ner Anzei­chen von Müdig­keit, warnt er, z.B. mit einem akus­ti­schen Signal oder einem opti­schen Hin­weis („Kaf­fee­tas­se“) im Dis­play. Dann heißt es: Pau­se machen für die Sicher­heit – die DEKRA Exper­ten raten drin­gend, sol­che War­nun­gen nicht auf die leich­te Schul­ter zu nehmen.

Über DEKRA

DEKRA wur­de 1925 ursprüng­lich mit dem Ziel gegrün­det, die Sicher­heit im Stra­ßen­ver­kehr durch Fahr­zeug­prü­fun­gen zu gewähr­leis­ten. Mit einem weit­aus brei­te­ren Tätig­keits­spek­trum ist DEKRA heu­te die welt­weit größ­te unab­hän­gi­ge nicht bör­sen­no­tier­te Sach­ver­stän­di­gen­or­ga­ni­sa­ti­on im Bereich Prü­fung, Inspek­ti­on und Zer­ti­fi­zie­rung. Als glo­ba­ler Anbie­ter umfas­sen­der Dienst­leis­tun­gen und Lösun­gen hel­fen wir unse­ren Kun­den, ihre Ergeb­nis­se in den Berei­chen Sicher­heit und Nach­hal­tig­keit zu ver­bes­sern. Im Jahr 2023 hat DEKRA einen Umsatz von 4,1 Mil­li­ar­den Euro erzielt. Rund 49.000 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter sind in rund 60 Län­dern auf fünf Kon­ti­nen­ten mit qua­li­fi­zier­ten und unab­hän­gi­gen Exper­ten­dienst­leis­tun­gen im Ein­satz. DEKRA gehört mit dem Pla­ti­num-Rating von Eco­Va­dis zu den Top-1-Pro­zent der nach­hal­ti­gen Unter­neh­men im Ranking.

 

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