Eindeutiges Plädoyer für allgemeine Dienstpflicht

Eindeutiges Plädoyer für allgemeine Dienstpflicht

NRW-Innenminister Herbert Reul bei Veranstaltung von Westfalen e.V. und Bezirksregierung Arnsberg zum Katastrophen- und Zivilschutz

Die Bot­schaft war ein­deu­tig: Vor dem Hin­ter­grund der aktu­el­len Kri­sen und Her­aus­for­de­run­gen müs­sen der Kata­stro­phen- und Zivil­schutz gestärkt und wie­der ins Bewusst­sein der Bevöl­ke­rung gerückt wer­den. Eine „all­ge­mei­ne Dienst­pflicht“ – auch als Alter­na­ti­ve zum Wehr­dienst – müs­se „zügig“ umge­setzt wer­den, mein­te NRW-Innen­mi­nis­ter Her­bert Reul am Mon­tag, 14. Okto­ber 2024, bei einer Ver­an­stal­tung von West­fa­len e.V. und Bezirks­re­gie­rung Arns­berg. Die ver­pflich­ten­de Mög­lich­keit zur Mit­ar­beit in Hilfs­diens­ten sei mehr­heits­fä­hig, stell­te er über­ein­stim­mend mit den etwa 120 Gäs­ten im Sit­zungs­saal der Bezirks­re­gie­rung Arns­berg fest.

Vie­le Bür­ger­meis­ter, Behör­den­ver­tre­ter und Reprä­sen­tan­ten von Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen waren gekom­men, um sich der Fra­ge zu stel­len: „Kata­stro­phen- und Zivil­schutz nach Kli­ma­kri­se, Ahrtal und Zei­ten­wen­de – ist West­fa­len vor­be­rei­tet?“. Die­ser Bereich sei nach dem Ende des Kal­ten Krie­ges ver­nach­läs­sigt wor­den, lau­te­te das Fazit aller Betei­lig­ten. „Ohne Ehren­amt­li­che geht gar nichts“, befand Reul und warb für dezen­tra­le Lösun­gen in enger Zusam­men­ar­beit mit lokal Han­deln­den. Es müs­se auch eine „Zei­ten­wen­de für den Zivil­schutz“ geben, erwar­tet der NRW-Innen­mi­nis­ter zudem mehr Enga­ge­ment vom Bund. Er sei zuver­sicht­lich, dass eine Über­ar­bei­tung des Geset­zes über den Brand­schutz, die Hil­fe­leis­tung und den Kata­stro­phen­schutz (BHKG) noch in die­sem Jahr ins Lan­des­par­la­ment ein­ge­bracht wer­de. Reul plä­dier­te für eine inten­si­ve­re Zusam­men­ar­beit der Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen mit der Bun­des­wehr, für die Ver­net­zung von Abwehr­ak­ti­vi­tä­ten (etwa im Bereich Cyber-Kri­mi­na­li­tät) und die sinn­vol­le­re Nut­zung von Res­sour­cen, spe­zi­ell bei den gefrag­ten IT-Spe­zia­lis­ten. Er sei froh, dass er die Instal­lie­rung von Sire­nen zur War­nung der Bevöl­ke­rung vor Gefah­ren gegen vie­le Wider­stän­de durch­ge­setzt habe, gleich­wohl müs­se die Kom­mu­ni­ka­ti­on – etwa über Han­dys – wei­ter aus­ge­baut werden.

Frank Haber­stroh, Chef­re­dak­teur von Radio Waren­dorf, erklär­te in der Podi­ums­dis­kus­si­on zur Rol­le der Lokal­ra­di­os in Kata­stro­phen­fäl­len, dass die UKW-Mas­ten nicht not­strom­ab­ge­si­chert sei­en, folg­lich vor allem in länd­li­chen Berei­chen die Bevöl­ke­rung gar nicht gezielt gewarnt wer­den kön­ne. Die For­de­rung nach tech­ni­scher Ver­bes­se­rung sei ein „west­fä­li­scher
Hil­fe­ruf“. Mar­tin Zeid­ler, Abtei­lungs­lei­ter im Bun­des­amt für Bevöl­ke­rungs­schutz und Kata­stro­phen­schutz, plä­dier­te für eine „Bewusst­seins­bil­dung für den Zivil­schutz“, denn in Kata­stro­phen­fäl­len ver­gin­gen aus logis­ti­schen Grün­den 72 Stun­den, ehe mit koor­di­nier­ter staat­li­cher Hil­fe zu rech­nen sei. „Sind wir men­tal vor­be­rei­tet?“, frag­te er, um dar­aus die For­de­run­gen abzu­lei­ten, dass Selbst­schutz stär­ker in den Schu­len ver­an­kert und die „glei­chen Grund­la­gen in allen Bun­des­län­dern“ geschaf­fen wer­den soll­ten. Behör­den könn­ten – ins­be­son­de­re für klei­ne Gemein­den – stär­ker als Dienst­leis­ter fun­gie­ren, sag­te Arns­bergs Regie­rungs­prä­si­dent Hein­rich Bockelühr, aller­dings bedür­fe es dazu drin­gend per­so­nel­ler Unter­stüt­zung. „Wir brau­chen Leu­te“, warb er für die Mit­ar­beit beim Bevöl­ke­ru ngs­schutz, etwa bei Beset­zun­gen in Kri­sen­stä­ben. Zudem wur­de von Dis­kus­si­ons­teil­neh­mern eine bes­se­re Ver­net­zung der Behör­den ange­mahnt. Wie der Innen­mi­nis­ter beton­te Sascha Mey­er, Lei­ter der Regio­nal­stel­le Arns­berg des Tech­ni­schen Hilfs­werks (THW), dass sich die Zusam­men­ar­beit unter den Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen nicht zuletzt seit den Unwet­ter­ka­ta­stro­phen – auch in West­fa­len (etwa in Pader­born und Lipp­stadt) – ver­bes­sert habe. „Inter­es­san­ter­ei­se ist die Zahl der Ehren­amt­li­chen mit den vie­len Ein­sät­zen (Ahrtal, Tor nados etc.) gestie­gen. Das THW ist gut auf­ge­stellt“, befand er.

Westfalen‑e.V.-Vorsitzender Mül­ler resü­mier­te, dass ein „Grund­ver­ständ­nis“ für den Kata­stro­phen- und Zivil­schutz vor­han­den sei, das es nun aus­zu­bau­en gel­te. Ein sol­cher Impuls soll­te von der Ver­an­stal­tung ausgehen.

 

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Quel­le: West­fa­len e.V.
Bild: NRW-Innen­mi­nis­ter Her­bert Reul hat am Mon­tag, 14. Okto­ber 2024, über Kata­stro­phen- und Zivil­schutz gesprochen.
Foto­credits: Jason Rittmeyer/​Bezirksregierung Arnsberg