Fachtag zum Jubiläum der Prostituierten-Beratung TAMAR

Fachtag zum Jubiläum der Prostituierten-Beratung TAMAR

Vom Wert einer Beratungsstelle für Sexarbeitende

Soest: Die Mit­ar­bei­te­rin­nen von TAMAR bera­ten seit zehn Jah­ren Sex­ar­bei­te­rin­nen in Tei­len Süd­west­fa­lens, spä­ter auch in Tei­len des Müns­ter­lan­des. Über 3.150 Frau­en erreich­te TAMAR in der Regi­on Süd­west­fa­len seit der Grün­dung in 2014. Die The­men der Frau­en waren und sind sehr viel­fäl­tig: Da geht es mal um Unter­stüt­zung bei Behör­den­gän­gen, mal um die Bera­tung bei der Ent­wick­lung einer ande­ren Berufs­per­spek­ti­ve oder auch um aku­te Kri­sen. Anläss­lich die­ser vol­len zehn Jah­re begrüß­te die Trä­ge­rin, die Evan­ge­li­sche Frau­en­hil­fe in West­fa­len e.V. (EFHiW), über 50 Gäs­te zum Fach­tag am 01. Oktober.

In die­sem fei­er­li­chen Rah­men hiel­ten drei Exper­tin­nen auf­schluss­rei­che Vor­trä­ge. Maia Ceres, Sex­ar­bei­te­rin und Mit­glied im Berufs­ver­band für ero­ti­sche und sexu­el­le Dienst­leis­tun­gen, äußer­te sich besorgt zur bun­des­weit kon­tro­vers debat­tier­ten Ein­füh­rung eines Sexkauf­ver­bots: „Es bringt uns in Lebens­ge­fahr, egal, ob wir pri­vi­le­giert sind oder bereits unter pre­kä­ren Bedin­gun­gen arbeiten.“

Sabi­ne Saat­mann, Abtei­lungs­lei­te­rin Ord­nungs­an­ge­le­gen­hei­ten im Kreis Soest, berich­te­te über die Erfah­run­gen mit Sex­ar­beit über das Kreis­ord­nungs­amt hin­aus: „Wir machen kei­nen Hehl dar­aus, dass wir Teil eines Netz­werks sind – mit unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven.“ Mit „Men­schen­wür­de in der Sex­ar­beit?!“ über­schrieb Natha­lie Eleyth von der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum ihren Vor­trag. „Men­schen­wür­de bedeu­tet in der heu­ti­gen Zeit, die Fähig­keit zur Selbst­be­stim­mung von Men­schen anzu­er­ken­nen“, stell­te Eleyth klar.

Auch die EFHiW plä­dier­te für einen sach­li­chen Dis­kurs über Sex­ar­beit und ihre Legi­ti­mi­tät. „Ein Ver­bot der Pro­sti­tu­ti­on ver­schiebt die­se in die Ille­ga­li­tät. Die Frau­en sind dann Gewalt und Aus­beu­tung schutz­los aus­ge­lie­fert und ver­lie­ren die Mög­lich­keit, sozi­al- und kran­ken­ver­si­chert zu sein“, beton­te Anne Heckel, theo­lo­gi­sche Refe­ren­tin und Geschäfts­feld­lei­tung der Anti-Gewalt-Arbeit der EFHiW.

Mit einem pri­ckeln­den Getränk wur­de schließ­lich ange­sto­ßen – auf zehn Jah­re TAMAR und auf zehn Jah­re Selbst­be­stim­mung für Frau­en in der Sexarbeit.

Zum Hin­ter­grund:

TAMAR berät seit dem 01. Okto­ber 2014 Frau­en in der Stadt Hamm, den Krei­sen Olpe, Soest und Sie­gen-Witt­gen­stein (Süd­west­fa­len) sowie spä­ter in Bor­ken, Coes­feld und Stein­furt (Müns­ter­land). Der­zeit finan­zie­ren die Kom­mu­nen des Bera­tungs­ge­bie­tes zu 90% zwei­ein­halb Per­so­nal­stel­len, Hono­rar­kräf­te und Sach­kos­ten. 10% der Mit­tel kom­men wei­ter­hin aus dem Etat der Trägerin.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur Pro­sti­tu­ier­ten- und Aus­stiegs­be­ra­tung TAMAR: www​.tamar​-hil​fe​.de.

 

___________________

Quel­le: Evan­ge­li­sche Frau­en­hil­fe in West­fa­len e.V.
Bild: Anläss­lich des run­den Geburts­tags der Pro­sti­tu­ier­ten-Bera­tung TAMAR erin­ner­te Natha­lie Eleyth von der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum: „Wir dür­fen nicht so tun, als sei Gewalt ein Cha­rak­te­ris­ti­kum der Sexarbeit.“
Foto­credits: EFHiW