51. Ausgabe des Ruhrgüteberichts präsentiert

Ruhrverband und AWWR präsentieren die 51. Ausgabe des Ruhrgüteberichts

Hohe ökologische Gewässergüte der Ruhr dank leistungsfähiger Kläranlagen im Einzugsgebiet

Die Klär­an­la­gen des Ruhr­ver­bands zeich­nen sich im Leis­tungs­ver­gleich durch her­vor­ra­gen­de Ablauf­er­geb­nis­se aus. Bei einem Anschluss­grad von über 99 Pro­zent der Ein­woh­ne­rIn­nen im Ruhr­ein­zugs­ge­biet wur­den im Jahr 2023 rund 479 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Abwas­ser auf den Ver­bands­klär­an­la­gen gerei­nigt. „Die hohe Leis­tungs­fä­hig­keit der Ruhr­ver­bands-Klär­an­la­gen spie­gelt sich in der öko­lo­gi­schen Gewäs­ser­gü­te der Ruhr und ihrer Neben­ge­wäs­ser wider.

Im Betrach­tungs­zeit­raum 2018 bis 2023 konn­te an 368 von 381 Unter­su­chungs­stel­len, also in 97 Pro­zent aller betrach­te­ten Gewäs­ser­ab­schnit­te, ein guter oder sehr guter Zustand hin­sicht­lich der abbau­ba­ren orga­ni­schen Stof­fe fest­ge­stellt wer­den.“ Das beton­ten Prof. Nor­bert Jar­din, Vor­stands­vor­sit­zen­der des Ruhr­ver­bands, und Bernd Heinz, Vor­sit­zen­der der Arbeits­ge­mein­schaft der Was­ser­wer­ke an der Ruhr (AWWR), bei der gemein­sa­men Vor­stel­lung der 51. Aus­ga­be des Ruhr­gü­te­be­richts am 25. Sep­tem­ber 2024 in Essen.

Neue Anforderungen aus Europa

Im Zuge des „Green Deal“ hat die euro­päi­sche Gesetz­ge­bung beschlos­sen, die Anfor­de­run­gen an die kom­mu­na­le Abwas­ser­rei­ni­gung zu ver­schär­fen. Die­se stren­ge­ren Anfor­de­run­gen an die Nähr­stof­fe­li­mi­na­ti­on, also die Ent­fer­nung von Stick­stoff und Phos­phor, wer­den bereits heu­te von fast allen Klär­an­la­gen des Ruhr­ver­bands erfüllt.

Für die Eli­mi­na­ti­on von Spu­ren­stof­fen müs­sen die drei größ­ten Klär­an­la­gen des Ruhr­ver­bands bis 2045 mit einer vier­ten Rei­ni­gungs­stu­fe nach­ge­rüs­tet wer­den. Bei zehn wei­te­ren Anla­gen besteht aus dem Maß­nah­men­pro­gramm zur Umset­zung der Was­ser­rah­men­richt­li­nie eben­falls eine Ver­pflich­tung zum Bau einer vier­ten Reinigungsstufe.

Ein Mei­len­stein in der euro­päi­schen Was­ser­po­li­tik ist die erst­ma­li­ge Ver­an­ke­rung des Ver­ur­sa­cher­prin­zips in der Abwas­ser­richt­li­nie. Zukünf­tig müs­sen die Her­stel­ler und Inver­kehr­brin­ger 80 Pro­zent der Betriebs- und Kapi­tal­kos­ten der vier­ten Rei­ni­gungs­stu­fe übernehmen.

Ruhrverband ist energieneutral

Die neue EU-Gesetz­ge­bung for­dert auch für kom­mu­na­le Klär­an­la­gen Ener­gie­neu­tra­li­tät. „In der Jah­res­bi­lanz 2023 haben wir bereits mehr Ener­gie aus eige­nen umwelt­freund­li­chen Quel­len erzeugt, als unse­re rund 800 was­ser­wirt­schaft­li­chen Anla­gen im Ein­zugs­ge­biet der Ruhr ver­brau­chen“, berich­tet Nor­bert Jardin.

In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren hat der Ruhr­ver­band sei­ne jähr­li­chen CO 2eq-Emis­sio­nen um 40.000 Ton­nen redu­ziert. Ziel ist es, bis 2030 eine aus­ge­gli­che­ne Kli­ma­bi­lanz zu errei­chen. Dazu sol­len in den nächs­ten Jah­ren unter ande­rem wei­te­re Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen und eine sola­re Klär­schlamm­trock­nung errich­tet sowie die beson­ders kli­ma­schäd­li­chen Lach­gas­emis­sio­nen auf Klär­an­la­gen redu­ziert werden.

Klimawandel und Talsperrenmanagement

Der fort­schrei­ten­de Kli­ma­wan­del ist auch im Ruhr­ein­zugs­ge­biet nach­weis­bar. Das Jahr 2023 führt zusam­men mit dem Jahr 2022 mit einer Jah­res­mit­tel­tem­pe­ra­tur von jeweils 10,2 °C die Rang­lis­te der wärms­ten Kalen­der­jah­re seit Beginn der Tem­pe­ra­tur­auf­zeich­nun­gen im Jahr 1881 an. 2023 war gleich­zei­tig das nas­ses­te Jahr seit Beginn der Nie­der­schlags­auf­zeich­nun­gen des Ruhr­ver­bands im Jahr 1927.

Damit ende­te eine außer­ge­wöhn­li­che Tro­cken­pe­ri­ode von 14 zu tro­cke­nen Abfluss­jah­ren in Fol­ge. Das außer­ge­wöhn­lich lang anhal­ten­de Hoch­was­ser von Weih­nach­ten 2023 bis in die ers­ten Janu­ar­ta­ge 2024 ist ein wei­te­rer Beleg für den Klimawandel.

Mit höhe­ren Nie­der­schlä­gen im Win­ter und län­ge­ren Tro­cken­pe­ri­oden im Som­mer wird die Bewirt­schaf­tung der Was­ser­res­sour­cen in den Tal­sper­ren dyna­mi­scher und anspruchs­vol­ler. „Die in der Novel­le des Ruhr­ver­bands­ge­set­zes vor­ge­se­he­ne Absen­kung des Min­dest­ab­flus­ses an den Pegeln Hat­tin­gen und Schwer­te um jeweils drei Kubik­me­ter pro Sekun­de wird uns hel­fen, künf­ti­ge Tro­cken­pe­ri­oden bes­ser zu über­brü­cken und die Trink­was­ser­ver­sor­gung von
4,6 Mil­lio­nen Men­schen kli­ma­re­si­li­ent auf­zu­stel­len“, erklärt Nor­bert Jardin.

Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR)

Die Arbeits­ge­mein­schaft der Was­ser­wer­ke an der Ruhr (AWWR) sorgt für eine men­gen­mä­ßig stets aus­rei­chen­de sowie qua­li­ta­tiv ein­wand­freie Trink­was­ser­er­zeu­gung im Ruhr­ein­zugs­ge­biet. In Zei­ten des Kli­ma­wan­dels sind eige­ne Ener­gie­er­zeu­gung, Nied­rig­was­ser­ma­nage­ment und Hoch­was­ser­schutz für sie zu The­men von zen­tra­ler Wich­tig­keit geworden.

Erneuerbare Energie

Ener­gie­kri­se, Kli­ma­wan­del und Umbau der Strom­erzeu­gung geben Stau­an­la­gen und Was­ser­kraft eine neue Bedeu­tung als Zukunfts­ele­ment für eine nach­hal­ti­ge Trink­was­ser­ver­sor­gung. Mit 75,3 Mil­lio­nen Kilo­watt­stun­den eigen­erzeug­tem Strom aus Was­ser­kraft konn­ten die AWWR- Mit­glieds­un­ter­neh­men 2023 einen bedeu­ten­den Teil der für die Trink­was­ser­er­zeu­gung benö­tig­ten Ener­gie decken. “Die Was­ser­kraft­an­la­gen lie­fern siche­re und sau­be­re Ener­gie aus der
flie­ßen­den Wel­le der Ruhr und leis­ten einen erheb­li­chen Betrag zur CO 2‑Minderung“, so der AWWR-Vor­sit­zen­de Bernd Heinz.

Wasserqualität

Ein wei­te­rer Bau­stein der Qua­li­täts­vor­sor­ge des Pro­gramms „Rei­ne Ruhr“ des NRW-Umwelt­mi­nis­te­ri­ums erfolg­te mit der Inbe­trieb­nah­me der „Wei­ter­ge­hen­den Auf­be­rei­tungs­an­la­ge“ (WAA) im Was­ser­werk Hengsen. Nach vier­jäh­ri­ger Bau­pha­se wur­de die WAA der Was­ser­wer­ke West­fa­len GmbH (WWW) im Juni 2024 in Betrieb genommen.

Die letz­ten zwei der ins­ge­samt 21 um eine WAA zu ergän­zen­den AWWR-Was­ser­wer­ke, die sich aktu­ell noch in der bau­li­chen Umset­zung befin­den, sind die Wer­ke Halin­gen (WWW) und War­men (Ener­gie- und Was­ser­ver­sor­gung Hamm GmbH). Die AWWR-Mit­glieds­un­ter­neh­men haben zur Rea­li­sie­rung des Pro­gramms „Rei­ne Ruhr“ bis­lang rd. 263 Mio. € inves­tiert, das sind etwa 85 % der geplan­ten Gesamt­in­ves­ti­ti­on von 310 Mio. €.

Für die bereits in 2022 stark in den Fokus genom­me­nen Per- und Poly­flu­or­al­kyl­sub­stan­zen (PFAS), die soge­nann­ten „Ewig­keits­che­mi­ka­li­en“, gel­ten ab 2026 und 2028 neue Grenz­wer­te für das Trink­was­ser. An der Ruhr wer­den die­se Grenz­wer­te bereits heu­te ein­ge­hal­ten. „Mit­tel­fris­tig muss der Ein­trag in die Umwelt redu­ziert, noch bes­ser ver­mie­den wer­den. Die AWWR spricht sich für eine sol­che Aus­stiegs­stra­te­gie aus­drück­lich aus“, for­dert Bernd Heinz den „Ein­stieg in
den Aus­stieg“ für die kri­ti­schen PFAS-Stoffe.

Wassermengenwirtschaft

Der Umgang mit Hoch­was­ser­ge­fah­ren bleibt ein Dau­er­the­ma, wie die aktu­el­le Hoch­was­ser­si­tua­ti­on in den benach­bar­ten Län­dern zeigt. Das letz­te Hoch­was­ser an der Ruhr hat die AWWR-Mit­glie­der zum Jah­res­wech­sel 2023/2024 beschäf­tigt. Es ist glück­li­cher­wei­se für die Was­ser­wer­ke glimpf­lich aus­ge­gan­gen und Schä­den, Repa­ra­tur- und Ent­sor­gungs­kos­ten blieben
überschaubar.

Der Hoch­was­ser­schutz in NRW ver­bes­sert sich nur lang­sam. „Es bedarf zügi­ge­rer Geneh­mi­gun­gen, neu­er Auf­la­gen sowie kla­rer Ent­schei­dun­gen bei der Umset­zung. Kon­kret wer­den neue Hoch­was­ser­kar­ten, Bemes­sungs­was­ser­stän­de, eine Erwei­te­rung des Pegel­mess­net­zes und Rück­hal­te­flä­chen benö­tigt“, so der Auf­ruf von Bernd Heinz.

Mit einem an die heu­ti­gen Gege­ben­hei­ten ange­pass­ten Hoch­was­ser­schutz und einer fle­xi­ble­ren Tal­sper­ren­be­wirt­schaf­tung in den Tro­cken­zei­ten, die seit 2018 im Rah­men einer Anpas­sung des Ruhr­ver­bands­ge­set­zes von Ruhr­ver­band und AWWR gefor­dert wird und sich aktu­ell im par­la­men­ta­ri­schen Ver­fah­ren befin­det, kann die Trink­was­ser­ver­sor­gung für rd. 4,6 Mio.
Men­schen auch in den nächs­ten Deka­den trotz Kli­ma­wan­dels als gesi­chert ange­se­hen werden.

Hintergrundinformationen AWWR

Die Arbeits­ge­mein­schaft der Was­ser­wer­ke an der Ruhr e. V. (AWWR) enga­giert sich seit über 75 Jah­ren für eine siche­re Trink­was­ser­ver­sor­gung an der Ruhr. Sie ist ein frei­wil­li­ger Zusam­men­schluss von mitt­ler­wei­le 18 Was­ser­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men von ihrer Quel­le in Win­ter­berg bis zur Mün­dung in den Rhein. Die­se ver­sor­gen rund 4,6 Mil­lio­nen Men­schen, Gewer­be und Indus­trie an der Ruhr und teil­wei­se dar­über hin­aus mit rund 240 Mil­lio­nen Kubik­me­tern Trink­was­ser pro Jahr. Wenn es um was­ser­wirt­schaft­li­che Belan­ge im Ruhr­ein­zugs­ge­biet geht, tritt die AWWR als Inter­es­sen­ver­tre­ter für den Fluss ein.

Mehr Infor­ma­tio­nen unter www​.awwr​.de.

Link zum Her­un­ter­la­den des Ruhr­gü­te­be­richts 2023:
https://​www​.ruhr​ver​band​.de/​f​i​l​e​a​d​m​i​n​/​p​d​f​/​p​r​e​s​s​e​/​w​i​s​s​e​n​/​r​u​h​r​g​u​e​t​e​b​e​r​i​c​h​t​2​0​2​2​.​pdf

Präsentation des 51. Ruhrgüteberichts
Ruhr­ver­band

 

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Bild: Prof. Nor­bert Jar­din (r.), Vor­stands­vor­sit­zen­der des Ruhr­ver­bands, und Bernd Heinz,
Vor­sit­zen­der der AWWR, stell­ten gemein­sam den Ruhr­gü­te­be­richt für das Jahr 2023 der
Öffent­lich­keit vor.
Quel­le: Ruhrverband