Gezielte Desinformation, ausreizen, provoziern, Unruhe stiften – Schranken für Putins Trolle … !

Berliner Morgenpost: Schranken für Putins Trolle. Ein Kommentar von Madeleine Janssen zu gezielter Desinformation

„Wir die­nen Deutsch­land“ ist ein Slo­gan der Bun­des­wehr. Auf Tei­le von BSW und AfD könn­te man statt­des­sen durch­aus das Mot­to „Wir die­nen Russ­land“ draufstem­peln. Sie ver­tre­ten Posi­tio­nen, die Wla­di­mir Putin selbst, wür­de man ihn fra­gen, teils ähn­lich for­mu­lie­ren könn­te: den Krieg in der Ukrai­ne been­den, die aktu­el­len Gefechts­li­ni­en ein­frie­ren, Ver­hand­lun­gen begin­nen, west­li­che Waf­fen­lie­fe­run­gen stop­pen, Sank­tio­nen lockern, rus­si­sches Gas wie­der nach Deutsch­land las­sen. Dass Mos­kau sich die­se Par­tei­en zunut­ze macht, ist bekannt und wird immer wie­der mit neu­en Bei­spie­len untermalt.

Zuletzt war es vor weni­gen Tagen ein FBI-Papier, das rus­si­sche Ein­fluss­nah­me beson­ders in Deutsch­land sieht – so unter­stüt­ze man die AfD „mit allen Mit­teln“, etwa mit der Ver­brei­tung gefälsch­ter Vide­os oder Web­sites. Gan­ze Troll­ar­meen toben sich laut der Recher­che des nie­der­län­di­schen For­schungs­in­sti­tuts Troll­ren­sics zu die­sem Zweck in Euro­pa aus. Auch das BSW pro­fi­tiert davon.

Das ist die poli­ti­sche Sei­te: die geziel­te Des­in­for­ma­ti­on, um die rus­si­sche Posi­ti­on im deut­schen Dis­kurs zu fes­ti­gen. Mos­kau ist dar­auf ange­wie­sen, dass Medi­en und Poli­ti­ker die­se Posi­tio­nen ver­brei­ten – indem etwa AfD- und BSW-Poli­ti­ker die Talk­shows berei­sen und sie zum Teil unwi­der­spro­chen domi­nie­ren. Da geht es um ver­meint­li­che Frie­dens­ver­hand­lun­gen (die der Ukrai­ne tat­säch­lich aber nur ihr Land abtrot­zen und Putin eine Pha­se der mili­tä­ri­schen Kon­so­li­die­rung ermög­li­chen wür­den); da geht es aber auch um die Befeue­rung der Migra­ti­ons­de­bat­te in Deutsch­land, um Ängs­te und Insta­bi­li­tät zu stei­gern. Uns soll­te der Blick für Zusam­men­hän­ge nicht ver­lo­ren gehen: Putin ist getrie­ben von einem impe­ria­len Geist. Er glaubt nicht an das Recht auf Inte­gri­tät ein­zel­ner Staa­ten, erst recht nicht demo­kra­ti­scher Staa­ten. Er reizt aus, er pro­vo­ziert, er stif­tet Unru­he und Insta­bi­li­tät, er tes­tet Gren­zen – und zwar im wört­li­chen Sinne.

Nichts ande­res – und das ist der prak­ti­sche Teil – sind die Über­flü­ge sei­ner Spio­na­ge-Droh­nen über deut­schen Indus­trie­an­la­gen und Mili­tär­ein­rich­tun­gen. Mut­maß­li­che Sabo­ta­ge-Akte sind für Putin ein „Modul der Kriegs­füh­rung“, wie der frü­he­re BND-Prä­si­dent Ger­hard Schind­ler es formuliert.

Was ergibt sich dar­aus? Das etwas abge­dro­sche­ne Bon­mot von der „wehr­haf­ten Demo­kra­tie“ muss neu gedacht wer­den. Wehr­haft sind wir dann, wenn wir uns die Facet­ten die­ser Bedro­hung regel­mä­ßig und im All­tag vor Augen füh­ren. Indem wir die Posi­tio­nen von BSW- und AfD-Mit­glie­dern kri­tisch zur Kennt­nis neh­men und hin­ter­fra­gen: Nützt die­se oder jene Aus­sa­ge Russ­land? An der Stel­le sind wir alle gefragt – Fern­seh­zu­schau­er, Zei­tungs­le­se­rin­nen, User in sozia­len Netz­wer­ken. Die­se Aus­sa­gen ent­lar­ven zu kön­nen, wäre das Grund­ge­rüst der Wehr­haf­tig­keit, in einem zivi­len Sin­ne. Im prak­ti­schen Sin­ne müss­ten die deut­schen Geheim­diens­te und Abwehr­me­cha­nis­men noch bes­ser funktionieren.

In einem poli­ti­schen Sin­ne braucht es eben­falls spür­ba­re Kon­se­quen­zen: Aus einer eigen­tüm­li­chen alten Russ­land-Ver­bin­dung oder aus einem fehl­ge­lei­te­ten Pazi­fis­mus her­aus scheut die Kanz­ler-Par­tei SPD kla­re Kon­se­quen­zen gegen Putin. Dabei han­delt es sich noch nicht um eine Eska­la­ti­on, wenn man die Grenz­über­schrei­tun­gen klar und öffent­lich benennt. Schließ­lich wür­de Putin das, was er sei­nen Leu­ten hier erlaubt, das Spio­nie­ren, Fak­ten­ver­dre­hen, Pro­pa­gan­die­ren und Mor­den, im eige­nen Land nicht eine Sekun­de dulden.

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