Dreisteste Umweltlüge 2024: Deutsche Umwelthilfe verleiht Goldenen Geier an Nestlé

Dreisteste Umweltlüge 2024: Deutsche Umwelthilfe verleiht Verpackungsmüll-Riesen Nestlé Goldenen Geier für scheinheilige Imagekampagne “unterwegs nach besser”
  • Mehr als 20.000 Men­schen haben Nest­lé zum dreis­tes­ten Umwelt­lüg­ner 2024 gewählt
  • Als einer der welt­weit größ­ten Ver­pa­ckungs­müll­sün­der stellt sich Nest­lé durch sei­ne “unter­wegs nach besser”-Kampagne laut DUH zu Unrecht als “Kämp­fer gegen Ein­weg­müll” dar
  • DUH for­dert von Nest­lé Ver­zicht auf unnö­ti­ge Ver­pa­ckun­gen, Mehr­weg­sys­te­me und intel­li­gen­te Verpackungsgrößen
  • Nomi­niert für den Schmäh­preis waren auch: DHL Go Green, Capri­Sun, AVIA Heizöl

Frank­furt am Main: Die Deut­sche Umwelt­hil­fe (DUH) ver­leiht den Gol­de­nen Gei­er 2024 für die dreis­tes­te Umwelt­lü­ge an Nest­lé Deutsch­land für sei­ne schein­hei­li­ge Image­kam­pa­gne “unter­wegs nach besser”.

Bei der Über­ga­be vor der Deutsch­land­zen­tra­le in Frank­furt am Main nahm ein Mit­ar­bei­ter des Sicher­heits­diens­tes den Schmäh­preis von der DUH ent­ge­gen. Mehr als 20.000 Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher haben online abge­stimmt und sich für den Kon­zern­rie­sen ent­schie­den. Das Unter­neh­men wirbt damit, Plas­tik-Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al ein­zu­spa­ren, hält aber an sei­nen klein­tei­li­gen und beson­ders res­sour­cen­ver­schwen­den­den Ein­weg-Ver­pa­ckun­gen fest. Zudem setzt Nest­lé auf Schein­lö­sun­gen wie den Aus­tausch von Plas­tik durch Papier, wodurch jedoch kein Gramm Müll weni­ger anfällt. Von 2021 auf 2022 konn­te Nest­lé Deutsch­land sei­ne Ver­pa­ckungs­men­ge von 145.000 Ton­nen nicht redu­zie­ren. Laut einer Unter­su­chung der “Break Free From Pla­s­tic-Bewe­gung” belegt Nest­lé welt­weit Platz zwei bei in der Umwelt gefun­de­nem Plastikmüll.

Anstatt Ein­weg­müll schön­zu­re­den, for­dert die DUH von Nest­lé den kon­se­quen­ten Ver­zicht auf unnö­ti­ge Ver­pa­ckun­gen, den Ein­satz von Mehr­weg und intel­li­gen­te Ver­pa­ckungs­grö­ßen. Nest­lé wird damit bereits zum zwei­ten Mal mit dem Schmäh­preis aus­ge­zeich­net. Bereits 2019 erhielt der Kon­zern den Gol­de­nen Gei­er für sei­ne Ein­weg-Plas­tik­fla­schen der Mar­ke Vit­tel, die mitt­ler­wei­le nicht mehr auf dem deut­schen Markt ver­kauft werden.

Bar­ba­ra Metz, DUH-Bun­des­ge­schäfts­füh­re­rin: “Mit Ver­pa­ckungs­sün­den wie Kaf­fee­kap­seln und kleins­ten Smar­ties-Ver­pa­ckun­gen trägt Nest­lé wesent­lich dazu bei, dass die Ver­pa­ckungs­müll­ber­ge in Deutsch­land grö­ßer statt klei­ner wer­den. 1,7 Kilo­gramm Ver­pa­ckun­gen gehen in Deutsch­land pro Kopf und Jahr auf das Kon­to von Nest­lé. Nur von Ein­weg-Plas­tik auf Papier umzu­stei­gen und auf Recy­cling zu set­zen, löst das Pro­blem unnö­ti­ger Ver­pa­ckungs­müll­men­gen nicht. Das sug­ge­riert Nest­lé aber in sei­ner “unter­wegs nach besser”-Kampagne und täuscht damit Mil­lio­nen Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher. Als gro­ßer Kon­zern hat Nest­lé eine immense Wir­kung und soll­te durch das kon­se­quen­te Weg­las­sen unnö­ti­ger Ver­pa­ckun­gen, den Ein­satz von Mehr­weg und sinn­vol­le Ver­pa­ckungs­grö­ßen wirk­li­che Lösun­gen auf­zei­gen. Genau das for­dern tau­sen­de Men­schen, die beim Gol­de­nen Gei­er für Nest­lé gestimmt haben.”

Bes­tes Bei­spiel für den Müll­wahn­sinn von Nest­lé sind die Nes­pres­so-Kaf­fee­kap­seln aus Alu­mi­ni­um. Deren mas­sen­haf­te Pro­duk­ti­on recht­fer­tigt der Kon­zern mit dem zwei­fel­haf­ten Recy­cling­ver­spre­chen von bis zu 85 Pro­zent Rezy­kla­tein­satz in den Kap­seln, obwohl es inzwi­schen eta­blier­te Mehr­weg­sys­te­me für Kaf­fee­kap­seln auf dem Markt gibt. Laut Berech­nun­gen der DUH ver­brau­chen Nes­pres­so-Kap­seln fast 12-mal mehr Ver­pa­ckungs­müll im Ver­gleich zu Kaf­fee­pul­ver in einer 500-Gramm-Groß­ver­pa­ckung. Alu-Kap­seln, die über den gel­ben Sack gesam­melt und mit ande­rem Alu-Schrott recy­celt wer­den, kön­nen aus Qua­li­täts­grün­den nicht für die Her­stel­lung neu­er Kap­seln ver­wen­det wer­den. Aus Sicht der DUH ist mehr als frag­lich, woher die Recy­cling­men­gen hoher Qua­li­tät für den 85-pro­zen­ti­gen Rezy­kla­tein­satz in den Nes­pres­so-Kap­seln her­kom­men sol­len. Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass Nest­lé mit Alu­mi­ni­um aus Pro­duk­ti­ons­res­ten, also Neu­ma­te­ri­al, nach­hilft. Auch die Umstel­lung von Ein­weg-Plas­tik- auf Papier­ver­pa­ckun­gen bei Smar­ties Mini ent­larvt die DUH als Greenwashing.

Tho­mas Fischer, DUH-Lei­ter Kreis­lauf­wirt­schaft: “Wenn bei Ein­weg-Ver­pa­ckun­gen Plas­tik durch Papier ersetzt wird, dann fällt kein Gramm weni­ger Müll an, oft­mals sogar mehr. Zudem ver­braucht die Her­stel­lung von Papier sehr viel Ener­gie, Was­ser und Che­mi­ka­li­en. Jähr­lich wer­den drei Mil­li­ar­den Bäu­me für die welt­wei­te Pro­duk­ti­on papier­ba­sier­ter Ver­pa­ckun­gen gefällt. Bei der Umstel­lung der Umver­pa­ckung der Smar­ties Mini von Plas­tik auf Papier hat Nest­lé nicht nur eine schwe­re­re Tüte ver­wen­det, son­dern auch die Füll­men­ge redu­ziert, sodass für die glei­che Men­ge Smar­ties nach Anga­ben der Ver­brau­cher­zen­tra­le ins­ge­samt 15 Pro­zent mehr Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al ver­braucht wird. Über­haupt sind die Kleinst­ver­pa­ckun­gen für Smar­ties öko­lo­gi­scher Irr­sinn und soll­ten nicht über ein “grü­ne­res” Image von Papier legi­ti­miert, son­dern ganz abge­schafft werden.”

Hun­der­te Vor­schlä­ge von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern sind in die­sem Jahr für den Gol­de­nen Gei­er ein­ge­gan­gen. Nest­lé hat die anschlie­ßen­de Abstim­mung gewon­nen (57 Pro­zent der Stim­men). Auf den wei­te­ren Plät­zen folgen:

Avia Heiz­öl mit 18 Prozent
Capri­Sun GmbH mit 17 Prozent
DHL GoGreen mit 8 Prozent

Die DUH for­dert von allen nomi­nier­ten Unter­neh­men, ihre Fir­men­po­li­tik zu ändern und auf wirk­lich nach­hal­ti­ge Pro­duk­te und Ver­fah­ren umzustellen.

Hin­ter­grund:

Die DUH macht als Umwelt- und Ver­brau­cher­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on mit dem Gol­de­nen Gei­er und der Wahl der “dreis­tes­ten Umwelt­lü­ge des Jah­res” auf die Pro­ble­ma­tik von Green­wa­shing auf­merk­sam. Sie warnt Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher und ent­tarnt gemein­sam mit ihnen Pro­duk­te, Dienst­leis­tun­gen und Wer­be­kam­pa­gnen, mit denen Men­schen getäuscht wer­den. Damit sol­len Unter­neh­men dazu bewegt wer­den, ehr­li­che und öko­lo­gi­sche Pro­duk­te auf den Markt zu brin­gen, anstatt Geld in das Schön­fär­ben umwelt­schäd­li­cher Pro­duk­te zu investieren.

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Quel­le: Deut­sche Umwelt­hil­fe e.V.
Ori­gi­nal-Con­tent von: Deut­sche Umwelt­hil­fe e.V., über­mit­telt durch news aktuell
Foto­credits: Zino Petereck