Kompliment für die Nato. Gäbe es das Bündnis nicht, dann müsste man es erfinden …

Yougov-Umfrage: Nato muss für Klarheit sorgen / Raimund Neuß zur Sicherrheit des Bündnisgebiets vor russischer Aggression

Wenn fast die Hälf­te der Teil­neh­men­den einer You­Gov-Umfra­ge einen rus­si­schen Angriff auf einen Nato-Staat in abseh­ba­rer Zeit für unwahr­schein­lich hält, dann ist das ein Kom­pli­ment für die Nato. Gäbe es das Bünd­nis nicht, dann müss­te man es erfin­den: Wer auch nur einen Nato-Staat angreift, muss damit rech­nen, dass er es auch mit den 31 ande­ren zu tun bekommt. Das schützt jeden Ein­zel­nen, auch sol­che, die wegen ihrer geo­gra­fisch aus­ge­setz­ten Lage beson­ders gefähr­det erschei­nen – etwa im Baltikum.

Der rus­si­sche Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne hat sogar indi­rekt dazu geführt, dass sich die Sicher­heits­la­ge im Ost­see­raum ver­bes­sert hat.

Finn­land und Schwe­den haben den Schutz des Bünd­nis­ses gesucht und wür­den ihrer­seits im Fall eines Angriffs auf das Bal­ti­kum oder Polen ent­schei­dend hel­fen. Was zeigt: Sicher­heit in der Nato ist nicht ein­fach da, son­dern sie muss mit eige­nen Ein­satz immer neu erkauft werden.

Die Nato lebt von ihrer Glaub­wür­dig­keit. Des­halb ist die Sta­tio­nie­rung von Bun­des­wehr­sol­da­ten in Litau­en so wich­tig, des­halb sind die Gedan­ken­spie­le von US-Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat Donald Trump über eine Ver­wei­ge­rung der Bünd­nis­so­li­da­ri­tät so fatal. Auch Deutsch­land hat die­se Glaub­wür­dig­keit in der Ver­gan­gen­heit unter­gra­ben. Man den­ke an die pein­li­che Debat­te ums Zwei-Pro­zent-Ziel noch nach der Okku­pa­ti­on der Krim und an die eben­falls nach die­ser Okku­pa­ti­on ohne Rück­sicht auf die Sicher­heits­in­ter­es­sen von Nato-Part­nern gebau­te Pipe­line Nord Stream 2. Für den rus­si­schen Prä­si­den­ten Wla­di­mir Putin muss das eine Ermu­ti­gung zu wei­te­rer Aggres­si­on gewe­sen sein.

Umso mehr ist es jetzt im Inter­es­se aller Nato-Staa­ten, die Ukrai­ne so zu stär­ken, dass sie stand­hal­ten und die Angrei­fer nach­hal­tig schwä­chen kann. Putin lässt bewusst offen, wo für ihn die „rus­si­sche Welt“ endet. Wo er stra­te­gi­sche Unklar­heit schafft, müs­sen die Nato-Staa­ten für Klar­heit sor­gen: Mili­tä­ri­sche Aggres­si­on darf kein Erfolgs­mo­dell sein. Nur dann bleibt das Nato-Gebiet sicher. Nur dann behal­ten die 48 Pro­zent Opti­mis­ten in der Umfra­ge Recht.

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Quel­le: Rai­mund Neuß, Köl­ni­sche Rundschau
Ori­gi­nal-Con­tent von: Köl­ni­sche Rund­schau, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit: Ado­be­Stock 461303841 / Brisystem