Technische Probleme und uninformierte Patienten – holpriger Start des E‑Rezepts
Lange Diskussionen mit den Patienten und nicht selten technische Pannen: Der Start des elektronischen Rezepts in dieser Woche verlief in den Arztpraxen des Landes holprig: Nur rund ein Viertel der Praxen ist von technischen Problemen verschont geblieben. Die Mehrheit kämpfte fluchend mit Computern und Datenverbindungen – und musste häufig externe Dienstleister um Rat fragen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Blitzumfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) zu dem Thema, an der sich innerhalb von 24 Stunden über 900 Ärztinnen und Ärzte beteiligt haben.
Nur 26 Prozent der Umfrageteilnehmer, die auf das E‑Rezept umgestellt haben, betonten dabei, dass es keine Probleme gegeben habe. 42 Prozent sprechen von kleineren technischen Schwierigkeiten, 32 Prozent hatten gar mit großen Problemen zu kämpfen.
Die Ursachen für die Probleme scheinen mannigfaltig. Oft wurden die Probleme bei der Telematikinfrastruktur verortet (50 Prozent). Häufig gab es aber auch Probleme mit der eigenen Praxissoftware (29 Prozent). Weitere 21 Prozent der Ärztinnen und Ärzte hatten verschiedenste andere Probleme mit den eigenen Systemen (z.B. Fehler bei Kartenlesegeräten, Schwierigkeiten durch Bedienfehler).
Zeitaufwändig und eventuell auch kostspielig: 73 Prozent der Ärztinnen und Ärzte mit technischen Schwierigkeiten mussten sich an IT-Unternehmen oder Hotlines von Praxissoftware-Hersteller wenden, um die Probleme in den Griff zu bekommen.
Patientinnen und Patienten oft uninformiert
„Es fehlt an einer Aufklärung der Bevölkerung durch die Kassen und das BMG im Vorwege“, bemängelt ein Arzt in den Kommentaren, die per Freitext eingegeben werden konnten. Und in der Tat zeigt die Umfrage, dass der Erklärungsbedarf in den Praxen in dieser Woche groß war: Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent gab an, dass extrem viele Patientinnen und Patienten in ihrer Praxis nicht über die Umstellung informiert gewesen seien – und das Praxisteam viel Zeit für Erklärungen habe aufbringen müssen. 39 Prozent berichtet von einem ausgewogenen Mix aus informierten und ahnungslosen Patienten. Nur 8 Prozent der Ärztinnen und Ärzte gaben an, dass die Mehrheit über die Umstellung auf das E‑Rezept informiert gewesen sei.
Interessant auch: Mehr als ein Viertel der Befragten (27 Prozent) gab an, das die Mehrheit der Patientinnen und Patienten nach der Verschreibung um einen Papierausdruck gebeten habe. 15 Prozent berichten, dass sich Papierausdrucke und die alternativen Ausgabemöglichkeiten die Waage gehalten hätten. Die Mehrheit von 58 Prozent der Ärztinnen und Ärzte musste hingegen nur selten den Drucker bemühen – in der Regel sei den Patienten klar gewesen, dass das nicht nötig sei.
„Haben Patientinnen und Patienten Probleme bei der Medikamentenausgabe in den Apotheken an Sie zurückgemeldet?“, fragte der änd die Niedergelassenen auch. Die alarmierende Antwort: Satte 44 Prozent der Befragten haben schon von technischen oder organisatorischen Problemen berichtet bekommen.
In den ergänzenden Kommentaren bemängeln viele Niedergelassene, dass das E‑Rezept in der derzeitigen Form noch keine echte Entlastung sei – und im Gegenteil einen höheren Zeitaufwand erfordere. Nicht wenige Ärztinnen und Ärzte sind aber auch optimistisch, dass sich die Lage nach der Anfangsphase verbessern wird. Der änd wird die Umfrage in einigen Wochen wiederholen.
An der Umfrage vom 3. Bis zum 4. Januar 2024 beteiligten sich insgesamt 913 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus dem gesamten Bundesgebiet. Der in Hamburg ansässige Ärztenachrichtendienst (änd.de) ist eine Verbindung aus berufsbezogenem Nachrichtendienst und aktiver Diskussionsplattform zum innerärztlichen Wissensaustausch, zu dem Mediziner mit Berufsnachweis Zugang haben. Rund 50.000 Ärzte sind derzeit Mitglied.
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Quelle: Ärztenachrichtendienst Verlags-AG
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