Auch in Winterberg? Die Preise in Restaurants werden wohl um zehn Prozent klettern – Wieder 19 Prozent % Mehrwertsteuer

Berliner Morgenpost: Gastronomie belebt die Stadt. Ein Kommentar von Joachim Fahrun zur steigenden Mehrwertsteuer für Gastronomiebetriebe

Na klar kann man argu­men­tie­ren, dass die Coro­na-Kri­se vor­bei ist und daher die Gast­stät­ten auch wie­der die vol­le Mehr­wert­steu­er zah­len müs­sen. Der Staat steht nach dem Ver­fas­sungs­ge­richts­ur­teil zum Schul­den-Son­der­ver­mö­gen des Bun­des finan­zi­ell unter gro­ßem Druck und braucht alle Ein­nah­men, die er krie­gen kann.

Den­noch soll­ten sich alle Ver­ant­wort­li­chen die Fol­gen klar­ma­chen, wenn gera­de jetzt die Prei­se in Restau­rants und Cafés um zehn Pro­zent klet­tern, wie es Öko­no­men als Fol­ge der Steu­er­erhö­hung von sie­ben auf 19 Pro­zent vor­her­sa­gen. Vie­le der ohne­hin ange­schla­ge­nen Betrie­be wer­den das nicht über­le­ben. Die Infla­ti­on zwingt heu­te schon die meis­ten Men­schen, ihr Geld zusam­men­zu­hal­ten und sich kost­spie­li­ge Aben­de in Gast­stät­ten zu ver­knei­fen. Bei stei­gen­den Prei­sen wird das umso mehr gel­ten. Die Gäs­te blei­ben weg.

Absurd ist, dass aus­ge­rech­net Spei­sen, die gelie­fert wer­den, nur mit sie­ben Pro­zent Steu­er­satz belegt sind. Die­se Ungleich­be­hand­lung wird das Lie­fer­un­we­sen an vie­len Orten der Stadt beför­dern, wäh­rend die für die Atmo­sphä­re und das Wohl­ge­fühl im Kiez unver­zicht­ba­ren Gast­stät­ten ten­den­zi­ell verschwinden.

Wer höhe­re Prei­se ver­lan­gen muss und dadurch weni­ger Gäs­te bewir­tet, hat übri­gens auch weni­ger Spiel­raum, um höhe­re Löh­ne zu zah­len und so dem all­ge­gen­wär­ti­gen Per­so­nal­man­gel zu begeg­nen. Die Abwärts­spi­ra­le könn­te zur Ver­ödung von Stadt­quar­tie­ren füh­ren. Wenn es kei­ne Gast­stät­ten mehr gibt, die man sich auch leis­ten kann, ist das urba­ne Leben bedroht. Das darf aus Ber­li­ner Sicht nicht geschehen.

________________________

Quel­le: BER­LI­NER MORGENPOST
Ori­gi­nal-Con­tent von: BER­LI­NER MOR­GEN­POST, über­mit­telt durch news aktuell

Foto­credit: Ado­be­Stock 264956627 / Brisystem