Heinz-Georg Eirund: „Caritas – Von der Wiege bis zur Bahre: Das wurde früher mit einem Augenzwinkern über uns gesagt und daran ist viel Wahres Wort“

Cari­tas Bri­lon betei­ligt sich an sozia­ler Kam­pa­gne / Für die Men­schen – NRW BLEIB SOZIAL!

Alt­kreis Bri­lon / Düs­sel­dorf. Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen und Offe­ner Ganz­tag, Pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Ange­bo­te für Men­schen mit Behin­de­run­gen, Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten, Schuld­ner­be­ra­tung oder Jugend­för­de­rung: Die sozia­le Infra­struk­tur in Nord­rhein-West­fa­len steht auf der Kip­pe, und Ein­rich­tun­gen und die Men­schen, die auf sie ange­wie­sen sind, wis­sen nicht, wie es wei­ter­ge­hen soll. Mitarbeiter*innen und Trä­ger sozia­ler Ange­bo­te sind am Limit. Um die aku­ten Not­stän­de kon­zer­tiert wie ver­stärkt in den Fokus der Lan­des­po­li­tik zu rücken, demons­trie­ren Akteu­re der Frei­en Wohl­fahrts­pfle­ge am Don­ner­tag, 19. Okto­ber, vor dem Land­tag in Düs­sel­dorf. Auch Ver­tre­ter des Cari­tas­ver­ban­des Bri­lon wer­den auf der Kund­ge­bungs­wie­se Posi­ti­on beziehen.

„Cari­tas – Von der Wie­ge bis zur Bah­re: Das wur­de frü­her mit einem Augen­zwin­kern über uns gesagt und dar­an ist viel Wah­res Wort“, sagt Heinz-Georg Eirund, Vor­stand der Cari­tas Brilon.

Ins­ge­samt lie­gen 64 Diens­te und Ein­rich­tun­gen in der Trä­ger­schaft des Orts­ca­ri­tas­ver­ban­des – von der Früh­för­de­rung ab den ers­ten Lebens­mo­na­ten bis hin zum Pal­lia­tiv­pa­ti­en­ten am Lebens­en­de. Über 1.200 haupt­amt­li­che Mitarbeiter*innen hel­fen tag­täg­lich über 5.000 Men­schen. „Wir hel­fen Men­schen in allen Alters­grup­pen bei Krank­heit, Kri­sen, Behin­de­rung, Sucht, in Armut und mit Flucht­ge­schich­ten. Aber zuneh­mend wer­den die­se Diens­te nicht aus­kömm­lich finan­ziert“, beklagt Vor­stand Heinz-Georg Eirund. „Das kann dazu füh­ren, dass die Qua­li­tät lei­det oder auch mit­tel­fris­tig die sozia­le Infra­struk­tur zusam­men­bricht. Es ist eine Nega­tiv-Ent­wick­lung, die bereits seit Jah­ren anhält, sich sogar ver­schärft, und zwar bei den aller­meis­ten Trä­gen und in nahe­zu allen Berei­chen sozia­ler Leis­tun­gen.“ Durch die zurück­lie­gen­den Kri­sen – Coro­na – und Umwäl­zun­gen – Krieg und Infla­ti­on – sind sowohl die mone­tä­ren Rück­la­gen auf­ge­bracht und / oder Refi­nan­zie­run­gen nicht an der Rea­li­tät ange­passt wor­den. Hin­zu kommt der Personalnotstand.

Die Bedin­gun­gen, unter denen sozia­le Arbeit geleis­tet wird, sind vie­ler­orts pre­kär und unterfinanziert.

In der Fol­ge müs­sen vie­le Trä­ger Ange­bo­te ein­schrän­ken oder ganz ein­stel­len. „Auch bei uns im Alt­kreis zeich­nen sich sol­che Sze­na­ri­en ab“, sagt Eirund bei­spiels­wei­se mit Blick auf die ambu­lan­ten Hil­fen für Fami­li­en, die Migra­ti­ons­be­ra­tung oder die Mut­ter-Kind-Kli­ni­ken. Dort sind im Haus­ent­wurf für 2024 kras­se Mit­tel­kür­zun­gen vorgesehen.

Redu­zie­rung von Öff­nungs­zei­ten und Schlie­ßung von Ange­bo­ten wer­den noch wei­ter zunehmen:

Das lei­se Ster­ben der sozia­len Infra­struk­tur in Nord­rhein-West­fa­len hat begon­nen. „In die­ser dra­ma­ti­schen Lage machen wir auf­merk­sam auf die drin­gen­den Pro­ble­me und for­dern die Poli­tik auf, sich für eine umfas­sen­de Ver­bes­se­rung der Situa­ti­on der sozia­len Trä­ger ein­zu­set­zen. Und das tun wir auf der Kund­ge­bung in Düs­sel­dorf Sei­te an Sei­te. Auch die Eigen­leis­tun­gen von Betrof­fe­nen z.B. in der sta­tio­nä­ren Alten­hil­fe stei­gen enorm und belas­ten die Fami­li­en“, betont Heinz-Georg Eirund. „Es geht um die Ver­sor­gung von Men­schen in her­aus­for­dern­den Lebens­si­tua­tio­nen und damit um den sozia­len Frie­den in unse­rem Land. Gera­de in die­sen Zei­ten der gro­ßen Unsi­cher­hei­ten und Sor­gen der Men­schen brau­chen wir Ver­läss­lich­keit.“ Zur Arbeits­ge­mein­schaft der Frei­en Wohl­fahrts­pfle­ge NRW, die die Kam­pa­gne samt Kund­ge­bung „NRW BLEIB SOZI­AL!“ am Don­ners­tag ange­sto­ßen hat, gehö­ren die Arbei­ter­wohl­fahrt, die Cari­tas, Der Pari­tä­ti­sche, das Deut­sches Rotes Kreuz, Dia­ko­ni­sche Wer­ke und die Jüdi­sche Kul­tur­ge­mein­den. Akteu­re aus allen sechs Mit­glieds­ver­bän­den wer­den am Don­ners­tag­mit­tag um fünf vor Zwölf auf der Kund­ge­bungs­wie­se in Düs­sel­dorf ihre For­de­run­gen an die Poli­tik stellen.

Poli­ti­sche For­de­run­gen für sozia­le Lösungen:

  • finan­zi­el­le Absi­che­rung: Sozia­le Ein­rich­tun­gen leis­ten wert­vol­le Arbeit und ver­die­nen ange­mes­se­ne finan­zi­el­le Unter­stüt­zung. Ganz akut geht es dar­um, Schlie­ßun­gen auf­grund von Unter­fi­nan­zie­rung zu ver­hin­dern und Trä­gern zu ermög­li­chen, ihre Mitarbeiter*innen ange­mes­sen zu ent­loh­nen. Auch in wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zei­ten braucht es eine recht­zei­ti­ge und aus­kömm­li­che Finanzierung.
  • gesi­cher­te Qua­li­tät und Ver­läss­lich­keit: Gute sozia­le Arbeit braucht kla­re recht­li­che Stan­dards und gute Arbeits­be­din­gun­gen. Nur durch attrak­ti­ve Rah­men­be­din­gun­gen, wird man zukünf­tig drin­gend benö­tig­te Fach­kräf­te anzie­hen kön­nen. Es muss sicher­ge­stellt sein, dass hoch­wer­ti­ge und ver­läss­li­che sozia­le Arbeit für alle garan­tiert wer­den kann.
  • ein öffent­li­ches Bekennt­nis für den Wert sozia­ler Dienst­leis­tun­gen: Wir for­dern akti­ve poli­ti­sche Aner­ken­nung und Unter­stüt­zung für sozia­le Ein­rich­tun­gen, um deren gesell­schaft­li­che Bedeu­tung zu unter­strei­chen. Dabei haben wir genug von Lip­pen­be­kennt­nis­sen und for­dern, dass sich die­ses Bekennt­nis auch in Form von prak­ti­schen und spür­ba­ren Ver­bes­se­run­gen widerspiegelt.

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Quel­le: San­dra Wamers, Inter­ne | Exter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on, Mar­ke­ting, Cari­tas­ver­band Bri­lon e.V.

Bild: Heinz-Georg-Eirund, Vor­stand Cari­tas­ver­band Brilon
Fotocredit:©Caritasverband Bri­lon e.V.